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Hope M. Harrison - Ulbrichts Mauer

Propyläen Verlag 2011
ISBN 978-3549074022



Wie es wirklich zum Mauerbau kam


Am 15. Juni 1961 sagte der damalige DDR-Regierungschef Walter Ulbricht einen Satz für die Ewigkeit: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten." Er entpuppte sich als Lüge - wie so viele andere DDR-Phrasen, Losungen und Ankündigungen. Was das für den Mauerbau bedeutete, schildert die amerikanische Historikerin Hope Harrison nun packend und lebendig in ihrem Buch.

Nicht Ulbricht, sondern Nikita Chruschtschow sei's gewesen: Das behauptet standhaft der frühere SED-Chef Egon Krenz. Nicht Ulbricht, sondern Chruschtschow sei verantwortlich für die Mauer, und allem, was sie mit sich gebracht hat. Für die Sowjets sei der Mauerbau, die "billigste Lösung" gewesen, um den gefährlich zugespitzten Ost-West-Konflikt Anfang der 60er-Jahre einzudämmen. So wie John F. Kennedy den Westberlinern 1963 versicherte: „Ich bin ein Berliner“, so setzte Chruschtschow die sowjetischen Bedürfnisse mit denen seines deutschen Verbündeten gleich. Eine Sichtweise, die zu Zeiten des Kalten Krieges sehr beliebt war, der zufolge alle maßgeblichen Entscheidungen in Kalten Krieg ausnahmslos in Washington und Moskau getroffen wurden. Der Kreml befahl und das DDR-Regime hatte zu kuschen, musste tun, was der "große Bruder" befahl.


Harrison bezweifelt das


Harrison hat für die Zeit von Stalins Tod 1953 bis zum Mauerbau 1961 alle einschlägigen Akten in Moskau und Berlin eingesehen. Minutiös rekonstruiert sie, welche Grenzschließungsszenarien die Ostberliner Führung über die Jahre hinweg durchzusetzen versucht hat, welche taktischen Winkelzüge sie gegenüber Moskau anwandte und wie die KPdSU-Führung unter Chruschtschow schließlich ihre ablehnende Haltung aufgab und, wenn auch zähneknirschend, dem Mauerbau zustimmte. Ihr Resümee: Nikita Chruschtschow hat den Bau der Mauer zwar befohlen, weil er darauf bestand - die DDR um jeden Preis zu stützen. Doch Chruschtschow hatte nicht die Absicht gehabt, eine Mauer zu bauen - er kam vielmehr dem Drängen Walter Ulbrichts nach, der schon kurz nach dem Tod von Stalin beharrlich das Ziel einer Grenzschließung verfolgte, um ungestört den ersten sozialistischen Staat auf deutschem Boden erbauen zu können.


Ulbricht bedrängte Chruschtschow


Erste Planungen, die auf die Abriegelungen Berlins hindeuten, stammen bereits aus den 50er Jahren. Ulbricht hat 1952 beim Abriegeln der innerdeutschen Grenze schon gefordert, auch Berlin zu teilen. Permanent, in Telefonkonferenzen, in schriftlichen Mitteilungen und bei Staatsbesuchen in der Sowjetunion bedrängte er mit großer Hartnäckigkeit Chruschtschow damit, forderte eine unverzügliche Grenzschließung – die Grenze müsse geschlossen werden, um die DDR vor dem feindlichen westlichen Einfluss zu schützen. Der „Kampf um die Sicherung der Arbeiter-und-Bauern-Macht“, erklärte er 1957, „müsse nicht nur mit den Mitteln der Überzeugung, sondern auch mit staatlichen Machtmitteln (…) geführt werden.“ Chruschtschow wollte aber keine Mauer. Denn für Chruschtschow sollte die DDR wie ein „Schaufenster des Sozialismus“ auf den Westen wirken. Eine Mauer passte nicht in diese Vorstellung aber Chruschtschow fand keine Mittel, mit dem er den SED-Chef daran hindern konnte, genau dies zu tun.

Harrison konnte damit nachweisen, dass Ulbricht und nicht Chruschtschow für die Abrieglung den Mauerbau verantwortlich war. Die gebräuchliche Geschichtsschreibung, dass alle maßgeblichen Entscheidungen ausnahmslos in Washington und Moskau getroffen wurden, wird dadurch relativiert.


Mario Bartsch - 13. August 2013
ID 7050
Hope M. Harrison - Ulbrichts Mauer
Aus dem Amerikanischen von Klaus-Dieter Schmidt
506 Seiten
Propyläen Verlag 2011
24,99 Euro
ISBN 978-3549074022



Siehe auch:
http://www.ullsteinbuchverlage.de/propylaen/buch.php?id=16649&page=termine


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