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Rezension

Betül Durmaz - „Döner, Machos und Migranten“-

Verlag Herder, 2009
ISBN 978-3-451-03011-6


Funktioniert Integration in Deutschland, und - wenn nicht - woran scheitert sie? Was unterscheidet Migranten der ersten Generation von denen der zweiten oder dritten Generation? Betül Durmaz, die Autorin des Buches „Döner, Machos und Migranten“, versucht, diesen Fragen auf den Grund zu gehen.

Betül Durmaz, in Istanbul geboren, ist Deutsche mit Migrationshintergrund, sie arbeitet als Lehrerin in einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt „Lernen“ in Gelsenkirchen. 60% ihrer Schüler sind Kinder von Migranten.

In ihrem Buch „Döner, Machos und Migranten“ versucht Durmaz, diesen anonymen Schicksalen, die sich hinter den Zahlen der vielen Statistikern verbergen, ein Gesicht zu geben und einen Blick in die Probleme von Migranten an deutschen Schulen zu werfen.

Doch zuerst beginnt sie mit ihrer eigen Geschichte, dass die Ehe ihrer Eltern in der Türkei arrangiert worden ist und diese auf der Suche nach mehr gesellschaftlicher Freiheit 1968 als Gastarbeiter für eine Textilfabrik nach Österreich kommen, um kurz darauf nach Deutschland überzusiedeln. Durmaz erzählt aus ihrer eigenen Kindheit und wie sie selbst den Spagat zwischen deutscher und türkischer Kultur erlebte hat. Weiterhin befasst sich das Buch mit konkreten Schicksalen von Schülern an der Förderschule. Durmaz scheut sich nicht davor auszusprechen, woran die jeweiligen Schüler gescheitert sind, ob an einem zu strengen Elternhaus, an der Kultur oder an Eltern, die sowohl mit ihrer Lage als auch ihren Kindern überfordert sind. Da Betül Durmaz selbst Muslimin ist, kann sie auch die Situation und Strukturen, die in den muslimischen Migrantenfamilien vorliegen, beleuchten und für die Leser verständlich machen. Durmaz stützt sich in ihrer Darlegung auf ihr Wissen aus ihrer eigenen Erfahrung und bringt ihr Buch damit weg von der Abstraktheit statistischer Zahlen, mit denen in solchen Zusammenhängen gerne um sich geworfen wird - hin zu einer lebensnahen Darstellung der Verhältnisse von Migranten, die meist aus der untersten Schicht der Gesellschaft kommen. Dennoch hat man als Leser das Gefühl, dass die Autorin an dieser Stelle von ihrem anfänglichen Vorhaben, über die Probleme von Migranten an deutschen Schulen zu schreiben, abkommt und mit Beispielen deutscher Schülern die Thematik versucht zu entschärfen - ganz nach dem Motto, dass es auch „problematische Kinder“ in allen Kulturkreisen gäbe; was sicher niemand in Abrede stellen wird, aber in einem Buch zum Thema Migrationsprobleme fremdwirkt.

Im letzten Teil, der sich mit der Zukunft der Schüler beschäftigt, wird das Problem der Migranten fast gar nicht mehr angesprochen, sondern die Autorin verliert sich in einer Argumentation über die Zukunft, sprich weiteren Berufseinstiegschancen von Förderschülern im allgemein. Da die meisten Förderschüler aus sozial schwachen Familien stammen, stellt man sich die Frage, ist das Integrationsproblem nur ein soziales Problem? Die Autorin gibt auf diese Frage keine Antwort.

Das Buch „Döner, Machos und Migranten“ schwankt zwischen Autobiographie der Autorin, Buch über die Probleme von Schülern mit Migrationshintergrund und Bericht über die Probleme von Förderschülern aus „sozial problematischen“ Verhältnissen. Es macht einen guten Versuch, sich den verschiedenen Problemen zu nähern, büßt aber eine Menge an Aussagekraft dadurch ein, dass es keinen roten Faden findet, den es auch konsequent durchhält. So ist ein Buch entstanden, das nach Antworten sucht und doch weiß, dass es keine allgemein gültige, auf alle Fälle zutreffende Antwort geben kann. Es erzählt, wie die Zustände heutzutage sind und zeigt auf, wo es Missstände gibt. Ein Buch, das keine Verbesserungsvorschläge zum Thema Integration machen will, aber seine Leser zum Nachdenken anregt.


Sandra Offermanns - 22. September 2010
ID 00000004842
Betül Durmaz - „Döner, Machos und Migranten“
Verlag Herder
2. Aufl. 2009
224 Seiten, Flexcover
ISBN 978-3-451-03011-6
€[D] 12,95 / sFr 20.50

Siehe auch:
http://www.herder.de


Post an die Rezensentin: Sandra Offermanns



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