Angelo John Ashman - Phänomen TV-JAM
Literarisches
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Die Koordinaten sind bekannt: Mitten in der Stube. Fast-Food-Palette zurechtgelegt - Blickkontakt erzwungen. Mehr als nur eine evolutionsbremsende Randgruppe sitzt chronisch paralysiert vor dem TV in der Hoffnung auf Entspannung und prickelnde Erlebnistouren. Diese begeht nur deshalb keinen Suizid, weil unsicher, ob es im Nirwana einen Gottschalk gibt. Wo früher die Hände in den Hosentaschen herumspielten wird mit selbigen heutzutage die Fernbedienung malträtiert – Dressierte Begierde nach Topevents! Kanalsuchende Hyperaktivität als Risikosportart mit Kollektivschicksal oder einfach nur Action-Watching?
Erkennungszeichen: Banale Dialoge ohne Qualitätskontrolle. Das einzelne Wort macht gerade noch Sinn – doch die daraus geformten Sätze kaum! Nicht in der siebten Reihe auf Platz 12 sondern angeblich in der ersten wird unsere Informationsgesellschaft dominant informiert – kann sie sich auch selbst informieren? Inhalt versehen mit künstlichen Werten ersetzt durch Meinungstransplantation das eigentliche Leben - eine perfide Erfahrungswirklichkeit, die uns gnadenlos per ritualisierter Massentrance übermittelt wird. Unsere imaginäre Bereitschaft die geltenden Normen zu hinterfragen wird so im Keim erstickt. Elementarer Teil einer politischen und kulturellen Identität? Fahrenheit 451?
Begünstigt durch unterhaltsame Jugendkriminalität, globale Terrorakte, 0190 Nummern für bizarre Bedürfnisse und Serien wie „Polnische Klosprüche und was sie wirklich bedeuten“ steigt die Beliebtheit von deutschen Medien-Unternehmen wie RTL (früher mal Radio Luxemburg), Fix und VOX, die Hab-ich-SAT-Group und anderen Gottheiten in der Beliebtheitsskala täglich auf neue Rekordstände. Frisch geschnitzte Feindbilder und gesichtslose Pixelfragmente für virtuell Verstorbene begeistern im Superhigh-Resolution-Mode kielgeholte Zuschauer weltweit - und die Fernsehsender feiern akribisch mit! Müssen wir erst als Ausdruck eines elektronischen Ungehorsams durch Culture Jamming, TV-Turn-Off-Week’s, Media Carta und Buy nothing day’s das gesellschaftliche Bewusstsein defragmentieren?
Es musste ja soweit kommen: Massives Schleudertrauma durch ein Subjekt-Orientiertes Ende ohne Ausgang!
Angelo John Ashman, April 2005 ID 00000001786
Siehe auch:
http://www.kultura-extra.de/literatur/literatur/portrait/ashman_portrait.php
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