Die Erfahrung
von Langsam-
keit
INKY BYTES - TUSCHESPUREN IM DIGITALZEITALTER
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Bewertung:
Im Rahmen der CHINA TIME 2018 veranstaltet das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg eine Ausstellung zeitgenössischer und traditioneller Kunst mit über 150 Exponaten.
Eigens für diese Ausstellung - Inky Bytes - Tuschespuren im Digitalzeitalter - sind Künstler beider Länder eingeladen worden, eine Auseinandersetzung zwischen Tuschemalerei, Buchdruck und Steinabreibung mit der Ostasien Sammlung des MKG herzustellen. Es ist gleichermaßen ein Dialog zwischen Ost und West, zwischen Symmetrie und Asymmetrie, zwischen Langsamkeit und Schnelligkeit.
Die Tuschezeichnung bedarf der vorherigen Meditation. Wenn der Strich steht, kann nicht mehr korrigiert werden. Das bedeutet üben, üben, üben.
In China hat diese Kunst eine lange Tradition, und es gibt Lehrbücher dazu wie das der Malerei aus dem Senfkorngarten (Erstauflage 1697) oder die Sammlung von Kalligraphien und Malereien aus der Zehnbambushalle (Erstauflage 1633).
Zentrales Thema ist die Stadt als Landschafts- und Lebensraum.
Und dieser hat sich gewandelt, deshalb beginnt eine künstlerische Auseinandersetzung der Urbanisierung, dabei hat Digitalisierung neue Möglichkeiten der Darstellung eröffnet.
Hierzu ganz wunderbar das Videostill Aufziehender Nebel (2014) von Yang Yongliang (*1980). Man sieht zunächst eine traditionelle Tuschemalerei, und dank zahlreicher Digitalfotos verändert sich ganz langsam die Landschaft in eine Großstadt mit Wolkenkratzern, viel Verkehr, einhergehend mit dem Verschwinden der Natur. Er schafft eine Bildsprache, die mit etablierten Sehgewohnheiten arbeitet und diese gleichzeitig in Frage stellt.
Im Grunde geht es viel um wiederkehrende Muster - wie dem von Bambus, der sich im Wind beugt, aber nicht bricht und eben dem von Blumen. Lan ist das chinesische Zeichen für Orchidee, ein Sinnbild für die edle Gesinnung und Erhabenheit des Gelehrten. Liu Ding (*1976) gestaltet eine Rauminstallation mit Video-Projektion, und die bemalten Banderolen dienen nicht nur der Schulung der Hand, sondern auch des Geistes.
Bis die Hände tun, was der Geist weiß.
Auch Shan Fan (*1959) widmet sich der Macht der Wiederholung und der Langsamkeit; manche seiner Bilder brauchen viele, viele Stunden der Herstellung und der Einstimmung. Zugleich wagt er den Schritt in die Jetzt-Zeit, arbeitet konzeptionell und transkulturell, übersetzt den Pinselstrich in akustische Töne, zeigt Bewegung auf in seinem Objekt Ting Yin - Ton hören (2018).
Des weiteren gibt es noch Das print the Landscape Public Art Project in Hangzou und in Hamburg mit Steinabreibungen, also Tusche-auf-Papier-Reproduktionen von Inschriften und Dekoren, z.B. der Wandfliesen im St. Pauli-Elbtunnel oder von Kanaldeckeln.
Weitere Künstler sind Dagmar Rauwald (*1965) mit Plastikbanderolen in den Farben gelb, grün und rosa, die eine besondere Bedeutung in der alten Keramik haben - und Zhou Fei (*1971) mit einer Videoinstallation, Tuschemalerei, montiert als Hängerolle zeigt sie die Modernisierung, das Verschwinden eines Tempels und den Wiederaufbau desselben.
Der Stein ist Zeuge der Geschichte, die Pagode wechselt zur Skyline und umgekehrt; geht es doch immer wieder um Machtsymbole.
Nur der Lotus, die Blume, die sich aus dem Schlamm erhebt, bleibt einzig und allein das Symbol der Reinheit.
Und Daoismus ist der Glaube in China an das Nichtstun, das Leben ohne ein Ziel zu verfolgen.
Es wird interessant, ob diese Ausstellung von vielen hier verstanden wird, braucht es doch Stille und Kontemplation, die Erfahrung von Langsamkeit.
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Bildquelle: mkg-hamburg.de
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Liane Kampeter - 2. September 2018 ID 10885
Weitere Infos siehe auch: http://www.mkg-hamburg.de
Post an Liane Kampeter
http://www.liane-kampeter.de
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