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Werkbetrachtung

Die Rolin-Madonna

von Jan Van Eyck



Nach einer längeren Restaurierungsphase ist Van Eycks Meisterwerk La vierge du chancelier Rolin (die Rolin-Madonna) wieder in den Louvre zurückgekehrt. Dort wird das Bild z.Z. im Kreise von anderen Van Eyck-Bildern und von Arbeiten seiner Zeitgenossen gezeigt.

Jan van Eyck (1390-1441) zählt zu den bedeutendsten flämischen Malern überhaupt. Die Rolin-Madonna oder die Madonna des Kanzlers Nicolas Rolin ist eines seiner Glanzstücke.

Nicolas Rolin, Kanzler Philipp des Guten, seines Zeichens Herzog von Burgund, hat das Bild beim damals schon bekannten und hochgeschätzten Künstler Jan van Eyck um 1435 in Auftrag gegeben und stiftete die Tafel anschließend der Kathedrale von Autun. Rolin war ein einflussreicher Hofbeamter und lebte in Dijon. Van Eyck arbeitete und wohnte damals in Brügge, im Herzen Flanderns, und malte damals vor allem für die politische Elite.



Die Rolin-Madonn von Jan Van Eyck | Bildquelle: Wikipedia


Rolin und die Madonna befinden sich in einem offenen Palast:


Das Licht kommt von vorne. Die Sonne ist gerade aufgegangen. Es herrscht Stille. Van Eyck malt beide gleich groß. Das war unüblich. Der weltliche Auftraggeber hatte kleiner, demütig zu sein. Rolin kniet auf einem Gebetsstuhl, den ein blaues, schweres Tuch aus Samt bedeckt. Seine Ellenbogen stützen sich darauf, seine Hände sind zum Gebet gefaltet. Rolin hat ein aufgeschlagenes Buch, das Stundenbuch, vor sich. Er ist ein mächtiger Mann, unnahbar, unnachgiebig, ungnädig. Sein mit Pelz besetztes Brokatgewand ist dementsprechend luxuriös. Van Eyck zwingt ihm eine gewisse Demut auf, in dem er ihn knien lässt. Rolin befindet sich zwar auf Augenhöhe der Madonna, blickt aber an ihr vorbei, ins Leere, während sie ihre Augen senkt und auf das Jesuskind schaut. Das Relief über dem Kanzler spricht von den menschlichen Sünden.

Die Madonna ist in einen aufwendigen, verschwenderischen Purpurmantel, der mit Edelsteinen und Perlen besetzt ist, gehüllt. Sie hält ein gut genährtes, blondes Kind auf ihren Knien. Dieses segnet mit der rechten Hand den Kanzler und hält in der anderen einen Globus mit einem aufgesetzten Kreuz, den Reichsapfel, das Symbol von kirchlier und weltlicher Macht. Die Windel des Knaben gleicht einem Lendentuch und kündigt schon die spätere Kreuzigung an. Über Marias Kopf schwebt ein Engel im blauen Kleid. Sein Flügel besteht aus Pfauenfedern, was für Göttlichkeit, Unsterblichkeit, Erneuerung, Wohlstand steht. Der Engel will Maria gerade eine schwere, mit Rubinen und Saphiren verzierte, Krone aufsetzen. Mit Liebe, Macht, Unsterblichkeit und Reinheit will er sie damit ausstatten. Die Krone ist so schwer, dass der Engel sie kam halten kann. Maria scheint das alles aber gar nicht wahrzunehmen. Auch ansonsten strotzt van Eycks Gemälde nur so vor Symbolen. Ein weiterer Pfau ist im Hintergrund, am Wehrgang, zu sehen, praktisch unter der gefalteten Hand des Kanzlers. Unter den Säulen befinden sich Häschen mit aufgestellten Ohren.

Im Mantelsaum der Madonna ist ein Gebet eingestickt, das zum Marienofficium, zur Matutin, gehört, das klösterliche Stundengebet zwischen Mitternacht und dem frühen Morgen. Die drei Arkaden in der Mitte des Bildes leiten den Blick in einen Paradiesgarten mit einem Fluss in der Mitte. Die Blumen im Garten hat van Eyck klar zugeordnet. Auch die Zeit scheint keine Rolle zu spielen. Gleichzeitig blühen in diesem Garten Rosen, Päonien, Schwertlinien, Akeleien, Maiglöckchen. Van Eyck zieht eine Grenze zwischen Triumpf und Erlösung, Himmel und Erde. Leichtigkeit und Ballast.

Die Stadt links und rechts des Gewässers ist in unglaublicher Miniatur-Manier gemalt. Ziselierte Häuser, filigrane Kathedralen, herumlaufende Menschen. Van Eyck hat hier einen einhaarigen Pinsel benutzt.

Die Kapitelle zeigen edles Flechtwerk, die Fenster sind farbig. Alles strotzt nur so vor Pracht und Reichtum.

Auf der Brücke, am Wehrgang, stehen zwei Männer. Einer trägt einen blauen Mantel und eine rote Kopfbedeckung und ist im Linksprofil zu sehen. Er hält einen Stab in der Hand, was ihn ebenfalls als Hofbeamten ausweisen könnte. Eventuell handelt es sich bei dem Mann sogar um den Maler selbst.

Mit der Perspektive hat sich Van Eyck weit aus dem Fenster gelehnt. Der wunderschön und edel geflieste Boden fällt nach vorne ab. Die beiden Männer im Hintergrund sowie die Architektur um den Fluss herum sind zu klein geraten. Die Hauptpersonen hingegen zu groß.



Auf Röntgenaufnahmen kann man erkennen, dass Rolin in einer Vorversion einen großen Geldbeutel bei sich hatte.

Das Bild entsteht um 1435, misst 66 x 62 cm und befindet sich schon seit 1805 im Pariser Louvre. Zurzeit hängt es in der Salle de la Chapelle.
Christa Blenk - 10. Mai 2024
ID 14740
Jan van Eyck (1390-1441) war Hofmaler beim Fürsten Johann von Bayern, bevor er 1425 in den Dienst Philipp des Guten von Burgund trat. Er kam viel herum, reiste nach Spanien und Portugal und ließ sich 1430 in Brüssel nieder.

Van Eycks innovative Interpretation der bildnerischen Wirklichkeitsdarstellung beeinflusst die europäische Kunst maßgeblich. Auch diese offensichtliche Intimität im Bild ist neu. Der Maler war ein Alchimist und experimentierte mit Ölfarben, wodurch seine Bilder diese unglaubliche Leuchtkraft und Tiefe erreichten.


Weitere Infos siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Rolin-Madonna


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