Noch bis 25. Mai 2014 - Grandi Aule delle Terme di Diocleziano, Rom
RODIN, MARMOR, LEBEN
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Rodin gastiert bei Michelangelo
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Die Arbeiten von Auguste Rodin (1840-1917) kann man sich eigentlich nur in seinem Museum in Paris vorstellen - im dortigen großen Skulpturengarten, in den lichten und durchlässigen Ausstellungsräumen, im elegante Umfeld - und natürlich mit den nicht enden wollenden Schlangen vor der Tür...
Doch (Irrtum!) nicht nur dort.
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Die Diokletian-Thermen in Rom - Foto (C) Christa Blenk
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Die Französin Aline Magnien vom Musée Rodin und der Italiener Flavio Arensi haben Rodin, il marmo, la vita - eine in Italien lang erwartete Ausstellung - kuratiert und ihr jenen schönen Titel gegeben. Ende Februar kam sie jetzt von Mailand nach Rom und glänzt seither in den fast 2000 Jahren alten Diokletian-Thermen, wo sie noch bis zum 25. Mai 2014 begeistern wird!
Michelangelo, der handwerkliche und spirituelle Meister dieses aggressiven aber genialen Vorkämpfers der Moderne, Auguste Rodin, hat vor ca. 450 Jahren einen Teil der römischen Diokletian-Thermen in eine faszinierende Kirche (die Kirche der Hl. Maria der Engel und Märtyrer) umgebaut, die zwar heutzutage von den Thermen - den größten in Rom übrigens - abgetrennt ist aber visuell immer noch dazu gehört. Im vorderen Teil dieser antiken Thermal-Badeanstalt empfangen die 60 Meisterwerke nun die Besucher.
Und wie Rodins Werke an Michelangelo erinnern!
Niemand sonst hätte es in der Renaissance gewagt, eine «unfertige» Skulptur wie den Sterbenden Sklaven zu hinterlassen. Auch wenn man sagt, dass der Grund dafür fehlende oder gekürzte Mittel für das von Julius II in Auftrag gegebene Grabmal waren, hat Michelangelo sicherlich das Außergewöhnliche gesehen, den Marmor als Rahmen bzw. Beiwerk der Skulptur zu belassen.
Das Non finito war das Geheimnis von Rodins Erfolg. Seine Marmorskulpturen sind fast immer unfertig oder unvollendet. Das Portrait von Victor Hugo oder das von Lady Sackville ist komplett in Marmor eingebettet, so als ob die beiden mit größter Resistenz sich dagegen wehrten, frei zu werden. Bei anderen empfindet man genau das Gegenteil. Danaide oder die Schwester des Ikarus scheinen eher aus ihrem Steingefängnis heraus zu wollen.
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Rodin, Victor Hugo - Foto (C) Christa Blenk
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Rodins Skulpturen muss man umkreisen, dann kann man die Evolution nachvollziehen und sich seine im Vorfeld angefertigten Skizzen gut vorstellen; ebenso den Schmerz, den seine Modelle bei den von ihm verlangten Verrenkungen von Armen, Beinen, Hals mit Sicherheit ertrugen! Zeichnungen und Skizzen sind nicht ausgestellt, und man vermisst sie auch nicht.
Das Hauptexponat ist Der Kuss, diese weltbekannte, übergroße und eigentlich fast konventionelle Skulpturengruppe. "Er" zieht die Besucher gleich am Eingang in seinen Bann. Diese Marmorplastik entstand nach Rodins Auseinandersetzung mit Dantes Göttlicher Komödie. 1886 begann er mit der Ausarbeitung seines „Höllentors“. Der Kuss sollte ursprünglich ein Element davon sein. Rodin entschied aber zu einem späteren Zeitpunkt, das Skulpturenpaar als individuelles Werk zu präsentieren. Es fand so großen Anklang beim Pariser Publikum, dass er es in Bronze und Marmor und in verschiedenen Größen anfertigte bzw. anfertigen ließ...
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Rodin, Danaide - Foto (C) Christa Blenk
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Bewertung:
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Christa Blenk - 15. März 2014 ID 7672
Eine sehr gelungene Ausstellung, für die sich eine Reise nach Rom (auch wegen der Giacomettis, wegen Frida Kahlo, wegen der Meisterwerke aus dem Musée d'Orsay oder der Netter Sammlung mit all den schönen Modiglianis und den sinnlichen Engländern des 19. Jahrhunderts) derzeit lohnen würde!
Weitere Infos siehe auch: http://www.romaterminisuites.com/news/rodinmarbleliferomeexhibition_de.html
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