16. Oktober 2010 bis 20. Februar 2011, Museum für Ostasiatische Kunst Köln
„Der perfekte Pinsel – Chinesische Malerei von 1300 bis 1900“
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Gleich vis-à-vis von der Eingangstür schaut der Besucher auf das fast zwei Meter lange Portrait eines chinesischen Beamten (datiert auf 1607) aus der Zeit der Ming-Dynastie. Dieses Bild ist auch das Poster der Ausstellung „Der perfekte Pinsel“, in der es nicht um die freie Amateurmalerei geht, wie sie von Akademikern und Gelehrten betrieben wurde, sondern um die „Kunst“ der (meist nicht-akademischen) Berufsmaler. Diese äußerte sich nicht in Form von Kreativität und Innovation. Beachtlich ist hier die Technik des Malens, die gerade bei einem Stoff wie Seide hohe Fertigkeiten erfordert, da Seide nur schwer Farbe annimmt. Das ist bei den oft kleinen und detailgenauen Motiven durchaus eine Kunst für sich.
Die Ausstellung zeigt über 30 Exponate aus Seidenmalerei, die das Museum für Ostasiatische Kunst bei Experten im Shanghai Museum in China restaurieren ließ. Sie stammen größtenteils aus der Sammlung der Museumsgründer Adolf und Frieda Fischer stammen, die vor über 100 Jahren das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln gründeten.
Die Berufsmaler waren meist Auftragsmaler, die zweckgebundene Bilder fertigten. Das Beamtenportrait des Ausstellungsposter liegt genau in dieser Tradition.
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28 Beamtenportrait - Anonyme Werkstatt, Tusche, Farben und Goldpigmente auf Seide, Ming-Dynastie, datiert 1607 / Ahnenportraits dienten bei rituellen Anlässen als Aufenthaltsort für die Seele der Verstorbenen, daher mussten sie die Person naturgetreu wiedergeben. Das in das Jahr 1607 datierte Beamtenportrait wurde in einer professionellen, arbeitsteilig organisierten Werkstatt geschaffen. Während Körper und Robe flach und stereotyp wirken, trägt das in subtilen Schattierungen modellierte Gesicht individuelle Züge. - Foto (C) Rheinisches Landesmuseum
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Die Auftraggeber waren wohlhabende Mäzene, Kaufleute, Gelehrte, Beamte, die diese Bilder zu Repräsentationszwecken anfertigen ließen. Deshalb war keine künstlerische Freiheit gefragt, sondern die Genauigkeit, die virtuose Beherrschung der Pinselführung (auch bei der Kalligraphie der Schriften). Die Malereien sollten das bestehende Herrschaftssystem darstellen und idealisieren. Atemberaubende Landschaften, Blumen und Vögel, die symbolhaften Charakter hatten, waren sehr gefragt.
In „Der perfekte Pinsel“ sind auch Szenen aus dem Frauenleben des 17. Jahrhunderts zu sehen, die gebildete und gut gekleidete Frauen bei Nadelarbeit, Korrespondenz und anderen Tätigkeiten illustrieren, idealtypisch für den Platz der Frau im bestehenden Herrschaftssystem.
Auch Gelehrte gehörten zu beliebten Motiven, wie das Bild des Weisen Wu Yihan.
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Gu Jianlong (1606 – nach 1689), Tusche und Farben auf Seide, Künstlersiegel: Songyan, zwei Sammlersiegel, Titelkalligraphie Huang Pengnian (1823-1889), 7 Nachschriften, Qing-Dynastie, datiert 1689, Sammlung Dr. A. Sen-Gupta, erworben aus Mitteln der Orientstiftung / Das Porträt stellt den Gelehrten Wu Yihan der Tradition entsprechend als Idealtypus des Weisen beim Zitherspiel an einem Wasserfall dar. Der Realismus und die feinen Schattierungen des Gesichts weisen den in Suzhou ansässigen Künstler Gu Jianlong, der zeitweise auch als Hofmaler in Beijing tätig war, als Meister der Portraitkunst aus. - Foto (C) Rheinisches Landesmuseum
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Köln entwickelt sich zu einer kleinen Chinametropole in Deutschland. Seit 1987 besteht die Städtepartnerschaft zwischen der Stadt Köln und der chinesischen Hauptstadt Beijing. Seit 2007 gibt es das chinesische Filmfestival „Visions of China“ im Kölner Filmhaus. Die Stadt Köln bereitet sich auch schon auf das Chinajahr vor, das 2012 mit bundesweitem Programm stattfinden wird.
Die Exponate zeigen Ausschnitte aus 600 Jahren chinesischer Kunst beginnend mit der Song-Dynastie (bis 1279) und endend mit dem letzten Kaiser der Qing-Dynastie (1644 – 1911). Mit der Ausrufung der Republik in China 1912 ändert sich mit der politischen Lage auch das Kunstverständnis. Die kleine, aber feine Ausstellung gibt schon einen kleinen Einstieg in die facettenreiche Welt der chinesischen Malerei. 2012 wird sich das Museum für Ostasiatische Kunst wieder der chinesischen Kunst widmen.
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Helga Fitzner - red. / 23. Oktober 2010 ID 00000004893
„Der perfekte Pinsel – Chinesische Malerei 1300 - 1900“
16. Oktober 2010 bis 20. Februar 2011
im Museum für Ostasiatische Kunst
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 11:00 – 17:00 Uhr
jeden ersten Donnerstag im Monat 11:00 – 22:00 Uhr
Sonntags 12:00 Uhr: öffentliche Führungen
Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 3,70 Euro
Weitere Infos siehe auch: http://www.museenkoeln.de/museum-fuer-ostasiatische-kunst
Post an Helga Fitzner
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