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Ausstellung

15. März - 15. Juni 2014 | Museum für Angewandte Kunst, Köln (MAKK)

A PARTY FOR WILL

Eine Reise in das Shakespeare-Universum



Am 23. April 2014 jährt sich der angenommene Geburtstag des „unsterblichen Barden aus Stratford“ zum 450ten Mal: Anlass genug für eine Ausstellung, zumal die Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität Köln über hervorragende Bestände verfügt. Rund 90 Prozent der über 200 Exponate zu William Shakespeare und seinen Stücken stammen vor dort. 1919 wurde die Sammlung von Carl Niessen gegründet. Heute ist Peter W. Marx Direktor dort, der die Ausstellung zusammen mit Petra Hesse, der Direktorin des MAKK, auf die Beine gestellt hat.

Marx nennt die Ausstellung „Party“, weil Ausstellung und Begleitprogramm nicht nur museal sein sollen, sondern auf mehreren Ebenen stattfinden, und er Shakespeare nicht auf einer Marmorsäule inszenieren will. „Wir wollen seine Vielfarbigkeit in unserer Kultur darstellen und kein akademisches Pflichtprogramm abliefern. Es soll keine Ehrfurcht oder Effekthascherei geben“, erläutert Marx. Shakespeare wird hier nahbar gezeigt, möglichst weit weg vom akademischen Elfenbeinturm, in den man in gesperrt hat. Marx bewundert und zeigt die „Möglichkeitsräume“, die Shakespeare öffnet. Herausgekommen ist eine faszinierende Ausstellung über Shakespeare im Spannungsverhältnis von Kunst und Kitsch, die zeigt, wie unverwüstlich der unsterbliche Jubilar noch in unserer Zeit ist.


* * *


[Nachstehend ein nicht ganz ernst zu nehmender fiktiver Dialog zwischen dem Geburtstagskind und dem Luftgeist Ariel aus Der Sturm:]


PARTYGEFLÜSTER

(Enter William Shakespeare und Ariel)

Will
Wo ist denn der Ausschank?

Ariel
Es gibt keinen, mein Gebieter. Hier gibt es nur was zu schauen. - Das ist eine Gesamtausgabe deiner Werke. Die ist sieben Jahre nach deinem Tod erschienen. Ben Jonson hat das Vorwort geschrieben.

Will
WAS? Ben Jonson war mein größter Rivale und konnte mich nicht leiden.

Ariel
„Sweet Swan of Avon“ „Süßer Schwan von Avon“ nennt er dich.

Will
Peinlich.

Ariel
Guck mal, „Soule of the Age“, die „Seele des Zeitalters“ hat er hier über dich geschrieben.

Will
Heuchler. Lies doch. Der hackt gleich zu Anfang darauf herum, dass ich nicht so studiert bin wie er. Der mit seinem Latein und Griechisch.

Ariel
Heute bist du viel bekannter als er.

Will
Mein 450ster Geburtstag wird hier gefeiert? Und unser Herr Gelehrter?

Ariel
Ben Jonsons Stücke werden kaum noch aufgeführt. Deine ständig.

Will
Bring mir meinen Gänsekiel, mein munterer Geist, ich muss da endlich was umschreiben.

Ariel
Da kannst du nichts reinschreiben. Das ist eine der am besten erhaltenen First Folios überhaupt. Die hat der damalige Kanzler der Universität zu Köln vor über 50 Jahren gekauft. Die ist heute unbezahlbar.





Fast ein Heiligtum: Die First Folio von 1623 wird fachmännisch in die gesicherte Vitrine gelegt - Foto: Helga Fitzner © First Folio, Universitäts- und Stadtbibliothek Köln



Will
Dann ist alles, was ich geschrieben habe, in Stein gemeißelt?

Ariel
Irgendwie schon. Die Wissenschaft hat deine Texte jahrhundertelang als hochheilig behandelt. Die haben sich sogar gestritten, ob irgendwo ein Komma hingehört oder nicht.

Will
Dann haben die wohl nicht mehr lang mit Gänsekiel geschrieben. Aber die hier im MAKK machen das anders?

Ariel
Die wollen zeigen, was Generationen und Epochen nach dir aus dem gemacht haben, was du da geschaffen hast.

Will
Wissen die überhaupt, wer ich bin?

Ariel
Nein. Die haben nur eine Handvoll Belege über deine Existenz, und denen fehlen, glaube ich, 18 Jahre aus deinem Leben, über die sie gar nichts wissen, und deine Autorenschaft der Stücke wird immer wieder angezweifelt.

Will
Das entzückt mich. Der Sohn eines Handschuhmachers aus Stratford-upon-Avon ist auch nach Jahrhunderten immer noch ein Mysterium. Fein. Aber wieso feiern die dann MEINEN Geburtstag?

Ariel
Es geht um die Wirkung, die deine Stücke über die Jahrhunderte hinweg gehabt haben. Du hättest Menschen-Bilder geschaffen, die die heute noch beschäftigen. Die nehmen die Charaktere und Themen aus deinen Stücken und setzen sie in Beziehung zu ihrem eigenen Menschsein und ihrer Zeit. Hier schreiben die: „Jahrhunderten dienen sie dazu, sich selbst zu reflektieren und zu hinterfragen, um ihre eigenen Entwürfe des Menschlichen in den Dramen wiederzuentdecken.“

Will
Das sind Gelehrte. Wahrscheinlich gibt es deshalb nichts zu trinken. - Schau, Ariel, ist das eine Frau als Hamlet?

Ariel
Ja, die hieß Sarah Bernhardt und war in Frankreich sehr berühmt.





Sarah Bernhardt als Hamlet. Paris 1899 - Foto © Theaterwissenschaftliche Sammlung, Universität zu Köln



Will
Zu meiner Zeit durften nur Männer auf die Bühne. Das hatte aber auch seinen Reiz. - Und die vielen verschiedenen Othellos und Shylocks. Wo sind die Bilder her?

Ariel
Die meisten Ausstellungsstücke stammen aus der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln. Da stehen sie der Theaterforschung zur Verfügung.

Will
Hier sind meine Dogs of War, meine Kriegshunde. Mit der Darstellung der Schrecken des Krieges habe ich wirklich was hinterlassen. Guck an, Heinrich der Fünfte ist auch dabei. Darin geht es um die Rechtfertigung von Krieg. - Na ja, ich nehme an, dass es 450 nach meiner Geburt keine Kriege mehr gibt.

Ariel
(schweigt)

Will
Was ist denn, mein trauriger Geselle? Schau, hier ist ein Kabinett mit den Feen und übernatürlichen Wesen. Mal schauen, ob wir dich hier finden.

Ariel
Mein Gebieter, schau die Bilder vom Globe Theater in London und noch weiteren Nachbauten an anderen Orten.





Shakespeares „Hölzernes O“, das Globe Theatre London, 1998, ein Jahr nach seiner Wiedereröffnung - Foto © Helga Fitzner



Will
Mein „hölzernes O“. Hier habe ich schöne und schreckliche Stunden verbracht. Oft stand ich mit einem Bein im Kerker.

Ariel
Hier wird es auch eine Ringvorlesung geben, da geht es um dich als politischen Autor, um uns Fabelwesen aus der Der Sturm und zweimal um Heinrich V...

Will
Zeig mal das Schriftstück. Tatsächlich, die haben derzeit den Kaufmann von Venedig und den Sommernachtstraum hier in Köln inszeniert, auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Na, wenn das keine Unsterblichkeit ist. - Komm, Ariel, wir sind hier in Germanien, die nächste Schänke ist bestimmt nicht weit.

(Exeunt)



Helga Fitzner - 17. März 2014
ID 7681
Weitere Infos siehe auch: http://www.museenkoeln.de/museum-fuer-angewandte-kunst/


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