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11. Juni bis 3. Oktober 2010

„Afghanistan – Gerettete Schätze“

Ausgewählte Exponate des Nationalmuseums von Afghanistan in der Kunst- und Ausstellungshalle Bonn


Nationalmuseum Kabul - Foto (C) Pierre Cambon


Im März 2001 gingen Nachrichtenbilder um die Welt, die nicht nur die Herzen von Kunstliebhabern verzagen ließen. Radikal ausgerichtete Taliban ließen die über 1500 Jahre alten Buddhastatuen im afghanischen Bamiyan sprengen. Diese in den Fels gearbeiteten Riesenstatuen waren internationales Kulturgut und von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden.

Auch das Nationalmuseum in Kabul wurde nicht verschont. Was nicht vorher schon geplündert oder bei einem Raketenangriff auf das Museum vernichtet wurde, fand jetzt seine Zerstörung: über 2000 Artefakte, insbesondere Skulpturen und Statuen.

Ein paar vorausschauende Menschen aus Kunst und Politik hatten das allerdings kommen sehen und einen Teil der Schätze sicher versteckt. Wichtig war auch, dass sie über Jahre ihr Schweigen darüber nicht gebrochen haben. 2004 wurde der Schatz dann wieder ans Licht gebracht, der u. a. tief verschlossen in den Kammern der Zentralbank Kabuls geschlummert hatte.


Tillya Tepe: Kollier vom Halsausschnitt eines Kleides, Grab V, 2. Viertel 1. Jh. n. Chr., Gold, Türkis, Almandin-Granat, Pyrit - Foto (C) Thiery Ollivier, Musée Guimet, Paris


Der Archäologe Viktor Sariandi reiste damals zu dem Ereignis extra an. Er hatte 1978 den Schatz von Tillya Tepe entdeckt, die letzte große Entdeckung vor der Besetzung durch die Sowjetarmee in Afghanistan (1979 – 1989). Es handelte sich um sechs Gräber mit insgesamt 200000 Grabbeigaben. Die Leichname waren mit prächtigem Schmuck aus Edelsteinen und Gold ausgestattet. Zu den Grabbeigaben gehörten Objekte griechisch-römischer, indischer sowie chinesischer Machart. Beleg für die zentrale Lage und Bedeutung Afghanistans, das im Herzens Asiens liegt und an wichtigen Routen der einstigen Seidenstraße, die Asien mit dem mediterranen Europa verband.

Tillya Tepe ist einer von vier Ausgrabungsstätten, die sich allesamt in Baktrien, im Norden Afghanistans befinden. Hier läuft das kulturelle Erbe der Steppenvölker, Inder, Perser und auch Griechen zusammen. Einem Zufallsfund von nur drei verbliebenen Exponaten ist ein eigener Raum gewidmet. In Tepe Fullol hatten 1966 Bauern zufällig Gefäße aus Gold und Silber entdeckt. Sie zerhackten sie, um sie zu teilen. Es stellte sich heraus, dass die Gefäße aus der Spätbronzezeit (2200 – 1900 v. Chr.) stammten. Die Darstellung von Tieren, Landschaft und geometrischen Figuren darauf sind Nachweise lokaler Kunsttradition und zeugen von der Bedeutung der baktrischen Kultur.



Begram. Tafel aus Elfenbein in durchbrochenem Dekor. Frau mit Kind und weibliches Liebespaar, 1. Jh. h. Chr. - Foto (C) Thiery Ollivier, Musée Guimet, Paris


Ai Khanum gilt als der östlichste Ort, zu dem die Griechen vorgedrungen sind. Die Artefakte stammen aus dem 4. bis 2. Jahrhundert vor Christus und zeigen die Verschmelzung hellenistischer und orientalischer Traditionen. Eines der herausragendsten Stücke ist eine Sonnenuhr aus Kalkstein aus 145 v. Chr. Diese war auf einer Basis befestigt, die nicht mehr existiert. Sie ist insofern einmalig, als sie die einzige Äquatorial-Sonnenuhr dieses Typs ist. Die Positionen, die man mit ihr berechnen kann, sind schon ziemlich genau. Es gibt eine maximale Abweichung von nur 1 Grad. Auf der Dachterrasse der Kunsthalle ist eine vereinfachte Kopie zu besichtigen.
Einige Funde aus Begram sind wesentlich jünger und stammen aus dem 1. und 2. Jahrhundert nach Christus. Die Glasarbeiten sind römischen Ursprungs. Die Elfenbeinobjekte lassen sich nicht eindeutig datieren. Es handelt sich bei diesen Funden um Ornamente für Möbel und kleinere Behältnisse. Sie stellen Palastszenen dar, einige wenige davon Szenen aus dem frühen Buddhismus.

Insgesamt gibt die Ausstellung einen kleinen Eindruck der Kunst in Afghanistan wieder und tröstet über den Verlust des größten Teils des Kulturschatzes ein wenig hinweg. Wann die Artfakte wieder in ihrer Heimat Afghanistan ausgestellt werden können, ist noch offen. Die Sicherheitslage dort ist noch zu unübersichtlich.


Helga Fitzner - red. / 24. Juni 2010

Post an die Autorin: fitzner@kultura-extra.de


ID 00000004691


Weitere Infos siehe auch: http://www.bundeskunsthalle.de





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