Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Themen

Der Schwarze Peter

Johann Peter Petri - ein Räuber aus der Zeit des "Schinderhannes"


Von Ernst Probst


Als einer der berüchtigtsten Räuber des 18. und 19. Jahrhunderts in Deutschland gilt Johann Peter Petri der Ältere, genannt der "alte Schwarzpeter" oder "Schwarzer Peter", an den heute der Name eines bekannten Kartenspiels erinnert. Er war einer der Komplizen des legendären Johannes Bückler (1777-1803) alias "Schinderhannes", des berühmtesten deutschen Räubers. Einer der Söhne des "Schwarzpeters", nämlich Peter Petri, wird als Peter Petri der Jüngere oder "junger Schwarzpeter" bezeichnet.

Der "Schwarze Peter" kam am 24. März 1752 in Burgen bei Veldenz zur Welt. Seine Eltern waren Johann Peter Petri und dessen Ehefrau Christina Margaretha. Um 1780 heiratete der "Schwarzpeter" die 1759 in Schmelz geborene und ab 1765 im Weiler Hüttgeswasen lebende Maria Katharina Neumann, die Tochter des Wirts und Köhlers Johann Georg Neumann (um 1723-1803). Wo die Ehe geschlossen wurde, ist nicht mehr eruierbar.

Der "Schwarzpeter" errichtete - mit Genehmigung des Herzogs von Zweibrücken - in Hüttgeswasen neben der Behausung seines Schwiegervaters einer Hütte, in der er mit seiner Familie elf Jahre lang lebte. Damals arbeitete er als Holzfäller und Köhler. Die in Hüttgeswasen hergestellte Holzkohle wurde von zahlreichen Schmelzen des Amtes Allenbach zur Eisen- und Kupferverhüttung benötigt.

1781 wurde in Hüttgeswasen der erste Sohn des "Schwarzpeter" namens Johann Peter Conrad (der "junge Schwarzpeter") geboren. In Hüttgeswasen erblickten auch die Kinder Elisabetha Margaretha (geb. 1784), Johann Christian (geb. 1787), Abraham (1788-1791), Catarina Elisabeth (1791-1792) und Johann Andreas (geb. 1792) das Licht der Welt. Die restlichen drei der insgesamt neun Kinder stammen nicht aus Hüttgeswasen: der Sohn Johann Georg (geb. 1794/1795), eine Tochter (geb. 1797/1798) und der Sohn Leonhard (geb. um 1803/1804).

Die Hütte des "alten Schwarzpeter" wurde 1792 beim Einmarsch der Franzosen niedergebrannt. Ab dieser Zeit führten der "Schwarzpeter" und seine Familie ein unstetes Leben. Die Petris verließen Hüttgeswasen und lebten bis 1811 in zahlreichen Orten im Hunsrück und auf der rechten Rheinseite, vor allem in der Gegend des Odenwaldes.
Zunächst arbeitete der "alte Schwarzpeter" etwa ein halbes Jahr lang als Holzfäller für die Gemeinden Beulich und Gondershausen. Anschließend hielt er sich etwa ein Jahre lang in Schauren bei Kempfeld auf, wo er im Auftrag eines Bürgers aus Hottenbach ebenfalls als Holzfäller aktiv war. Nach einem halbjährigen Aufenthalt in Weiden bei Hottenbach verdiente der "Schwarzpeter" fast vier Jahre lang als Holzhauer auf der Glashütte im Soonwald seinen Lebensunterhalt. Danach war er wiederum ein halbes Jahr Holzfäller in Münchwald und zog anschließend für kurze Zeit in die Gegend rechts der Nahe.

Der "alte Schwarzpeter" beging zahlreiche Straftaten. Zusammen mit dem "Schinderhannes" stahl er im August 1798 in Ellern zwei Pferde. Am 12. August 1798 ermordete er im Wald in der Nähe des Forsthauses Thiergarten gemeinsam mit dem "Schinderhannes" den jüdischen Viehhändler Simon Seligmann. Das Opfer hatte drei Jahre zuvor den verheirateten "Schwarzpeter" bei einem Schäferstündchen mit der ebenfalls verheirateten Frau des Iltis-Jakob im Wald beobachtet und dies deren Ehemann erzählt, der seine untreue Gemahlin im Streit erschlug. Auf das Konto des "Schwarzpeter" gehen zahlreiche Diebstähle, Einbrüche, Raubüberfälle.

Der "alte Schwarzpeter" hatte eine mittlere Statur, ein glattes und angeblich hübsches Gesicht, kohlschwarzes Haar und einen dunklen Backenbart. Zeitgenossen schilderten ihn einerseits als wahres Raubtier, andererseits aber auch als einen Menschen, den der Anblick eines Jungen zu Tränen rührte, vermutlich weil er dabei an seine Kinder dachte.

Wenn der "alte Schwarzpeter" verhört wurde, belastete er nur Ganoven, die ihn zuvor belastet hatten und bat darum, dies im Protokoll zu vermerken. Er glaubte fest daran, dass es vorteilhaft sei, nach jedem eingestandenen Verbrechen um eine gnädige Strafe zu bitten und freute sich darüber, wenn andere Gauner dies versäumten.

Der "alte Schwarzpeter" war auch sehr eitel. Oft erwähnte er im reiferen Alter, er sei früher ein sehr schöner Mann gewesen. Wenn er über andere Geschlechtsgenossen sprach, erwähnte er immer, ob dieser ein schöner Mann sei oder nicht. Als er einmal engsitzende Beinkleider erhielt, zeigte er diese jedem mit sichtlichem Wohlgefallen. Gerne erzählte er seine Liebschaften aus früheren Zeiten.

Bei manchen Gelegenheiten zeigte der "alte Schwarzpeter" eine fromme Gesinnung. Aber er meinte auch, er fange an zu zweifeln, ob es einen Gott gebe, weil er so sehr gebetet habe und seine Lage doch nicht verbessert worden sei. Wenn der "Schwarzpeter" von verstorbenen Verwandten oder Bekannten sprach, fügte er stets die Worte "der selige" bei, beispielsweise "der selige Pfeiffer" oder "der selige Schmuhbalzer".

Der "alte Schwarzpeter" wurde oft verhaftet und verhört. Zu Beginn des Jahres VII nach französischer Zeitrechnung verhaftete man ihn im Kanton Obermoschel und brachte ihn anschließend zunächst nach Kaiserslautern und dann nach Simmern. Am 29. Brumaire des Jahres VII brach er aus dem Turm von Simmern aus und floh auf die rechte Rheinseite in den Odenwald. Im Frühjahr 1802 hielt er sich im Soonwald auf, entging aber dem Zugriff der Behörden und stand im Gegensatz zu seinem Sohn, dem "jungen Schwarzpeter", nicht in Mainz zusammen mit dem "Schinderhannes" vor Gericht. Auch im Odenwald betätigte sich der "alte Schwarzpeter" als Straßenräuber, Einbrecher und Dieb.

Nach dem Raubmord während eines Überfalls auf eine Postkutsche zwischen Heppenheim und Weinheim am 1. Mai 1811 nahm man bei einer allgemeinen Razzia auch den damals bereits 51 Jahre alten "Schwarzpeter" fest. Obwohl dieser schon seit langem als Köhler unter dem Namen "Johannes Wild" im Odenwald lebte und mit dem Überfall nichts zu tun hatte, kam im Verlauf der Ermittlungen durch Angaben Mitgefangener seine wahre Identität ans Tageslicht. Der frühere Räuberkomplize des 1803 in Mainz hingerichteten "Schinderhannes" wurde am 11. November 1811 wegen seiner alten Verbrechen an die französischen Behörden in Mainz ausgeliefert, wo er gemeinsam mit dem Schinderhannes-Bandenmitglied Franz Delis zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt wurde.

Der "alte Schwarzpeter" ist vermutlich hinter Gittern gestorben. Nach seinem Tod gelangte sein Leichnam in das Anatomische Institut der Universität Heidelberg, wo angeblich auch sein Skelett lange Zeit aufbewahrt wurde. Das Skelett des "Schwarzpeter" gilt als verschollen, während das des "Schinderhannes" noch heute in Heidelberg vorhanden ist.

Straffällig wurden auch die Ehefrau des "alten Schwarzpeter", Maria Katharina, und alle seine Kinder. Seine Gemahlin beispielsweise beteiligte sich häufig an Diebstählen. Der Sohn Peter Petri alias der" junge Schwarzpeter", ein Komplize des "Schinderhannes", wurde in Mainz zu 15 Jahren Kettenstrafe verurteilt. Der Sohn Andreas Peter (Köhlers Andres genannt) wurde wegen seines langen Strafregisters in Heidelberg zum Tod verurteilt, aber wegen seiner Jugend und Unerfahrenheit zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe begnadigt. Die Söhne Johann Georg Petri und Leonard nahmen an Diebstählen teil. Die Tochter Elisabetha Margaretha wurde 1812 in Mannheim wegen Mitwisserschaft eines Raubes, des Ehebruchs und der Gaunerei zu einer halbjährigen Zuchthausstrafe verurteilt.

1813 wurde der Rest der Familie Petri im Arondissement Simmern wegen Bettelns und Vagabundierens verhaftet. Die Ehefrau des "alten Schwarzpeter" und ihre Tochter kamen später in das Bettelhaus nach Trier, wo letztere floh. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.


Ernst Probst - 16. Oktober 2004
ID 00000001301
Literatur:

BAYERLEIN, Peter: Schinderhannes-Chronik, Mainz-Kostheim 2003
BAYERLEIN, Peter: Schinderhannes-Ortslexikon, Mainz-Kostheim 2003
BÜHLER, Hans-Eugen: Beiträge zur Geschichte des Amtes Allenbach. 1. Teil. Die Bedeutung der Holzhauer- und Kohlenbrennerkolonie Hüttgeswasen zwischen 1600 und 1900, Birkenfeld 1984



siehe auch:
Portrait Verlag Ernst Probst

Anschrift:
Verlag Ernst Probst
Im See 11
55246 Mainz-Kostheim
E-Mail: verlagernstprobst@web.de
www.verlagernstprobst.de




  Anzeigen:




EXTRA Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

ANTHOLOGIE

INTERVIEWS

KULTURSPAZIERGANG

MUSEEN IM CHECK

THEMEN


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)