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Live 8, Berlin 2. Juli 2005

Live 8 und G8

- Rockkonzert, Demonstration, Wahlkampf -

„Make Poverty History“- Das war die Losung unter der letzten Samstag die Live-8 Konzerte in Tokio, Rom, Paris, Philadelphia, London, Ottawa und Berlin gegen den G-8-Gipfel im schottischen Gleneagles protestierten.
Die Organisation und Unterstützung des von Bob Geldorf initiierten Musik- Spektakels fiel dabei unterschiedlich aus. Von dem Wunsch getragen, das Vertrauen der Bevölkerung in das humanitäre Engagement der Regierung zurückzugewinnen, unterstützen sowohl Großkonzerne als auch Politiker der USA und England das Benefiz- Konzert.
Berlin stellte sich dabei nach Angaben des Veranstalters als einziger Teilnehmer heraus, der das Musikspektakel ohne Sponsoren und weitere Unterstützung bestreiten musste. Künstler wie Green Day, Söhne Mannheims, Audioslave, BAP und Wir sind Helden traten unentgeltlich zugunsten Geldorfs Entwicklungshilfefonds auf.
Mit dem Event knüpft Geldorf thematisch an das Live-Aid-Konzert vor 20 Jahren an, mit dem Unterschied, dass dieses Jahr keine Spenden gesammelt werden - gemäß dem Leitsatz: "Wir wollen nicht dein Geld, wir wollen dich".
Es geht also um politische Statements, um Präsenz und darum, moralischen Druck auszuüben. Worum geht es noch? Nun ja, Bob dürfte nach dem eher klanglosen Ende seiner Musikkarriere nun wieder Prominentenstatus erreicht haben. Aber gehen wir nicht zu berechnend an das Musikevent heran, das Zweifels ohne in edelster Absicht und mit den höchsten Idealen auf Notwendiges aufmerksam machen soll. Live 8 will nicht nur einen generellen Protest gegen die herrschende Politik formulieren, sondern auch konkrete Forderungen stellen. Dazu gehört die Verbesserung der Entwicklungshilfe durch mehr Gelder für Afrika: Eine fragliche Herangehensweise an Missstände, da aus der Erfahrung bekannt sein sollte, dass größere Hilfsgelder nicht größeren Erfolg versprechen und sich im Gegenteil sogar gefährdend auswirken können.
Es wird klar, dass ein Schuldenerlass, der auch zu den Forderungen der Demonstranten zählt, notwendig und unausweichlich ist. Doch so genau möchten das viele Konzert-Besucher nun auch nicht wissen. Die vielen politischen Sprachrohre unserer Nation liegen inzwischen mit einem Caipirinha in der Sonne, picknicken am Bordstein und zeigen sich desinteressiert an der jungen braunhaarigen Frau, die verzweifelt versucht, Menschen für ihr Infomaterial über den Schuldenerlass zu gewinnen. Auch ihre Freundin versucht weitgehend vergeblich, Broschüren über ein Aids-Projekt in Afrika zu verteilen.
Im Getöse ist nur schwer möglich, einen Menschen mit weißem Solidaritätsarmband (Kosten 2 €) ausfindig zu machen. Gut sichtbar sind dafür die Infostände der Linken, die mit WASG-Aufklebern und PDS-Flyern, die angeheizte Situation für ihren Wahlkampf nutzen: Alternativen und Lösungen aufzeigen nennen es die einen; Populismus und Zweckentfremdung murmeln die anderen.
Andere wiederum bekommen davon gar nichts mehr mit. Die ersten Alkoholopfer im Tiergarten lassen eine unweigerliche Assoziation zu: Loveparade.
Trotz des allgemeinen Zuspruchs hat auch dieser Tag demonstriert, wie stark oft Ideal und Umsetzung bzw. Realität auseinander klaffen. Die Stars, die in sündhaft teurer Kleidung gegen Armut und Ungerechtigkeit ansingen, steigen in ihre Limousinen, die ersten Besucher verlassen den Ort des Protestes für eine kleine Shoppingtour in Richtung Potsdamer Platz Arkaden.
Später werden sie hören, wie die Regierungschefs ein Milliardenpaket vereinbaren. Was scheinbar dem Erfolg der Kampagne bekundet, entspringt verschiedensten Motivationen.
So könnte sich die ein oder andere großzügige Geste schließlich auch positiv auf einen ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat auswirken.
Dabei wird vergessen, in Frage zu stellen, ob Entwicklungshilfe als Finanzleistung in dieser Form überhaupt förderlich ist und ob man nicht eher noch einmal über einen Schuldenerlass nachdenken sollte. Aber das kann man ja beim nächsten Treffen im Dezember in Hongkong mal besprechen.
Bis dahin werden allein in Afrika über 13 000 000 Menschen sterben.


Juliane Tegtmeier, 9. Juli 2005
ID 00000001960

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