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Zum Lachen zu

Corinna Harfouch

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Applaus für Corinna Harfouch am Deutschen Theater Berlin | Foto © Ansgar Skoda

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„Lass uns doch mal den Keller aufsuchen. Da waren wir schon lange nicht mehr zusammen.“ Die Gattin ahnt nichts Gutes. Der Keller ist kalt, dreckig, kein Ort gepflegter Zweisamkeit. Sie sieht gar nicht ein, warum sie am Abend mit ihrem Mann in den Keller gehen sollte. Der Göttergatte meint dann auch noch: "Es ist doch nur der Keller, es ist ja nicht so, als ob wir gemeinsam ins Kino oder in die Oper gehen würden." Lakonisch beginnt sie eine Standpauke: „Das hatten wir doch alles schon!“ Sie erklärt mütterlich-beflissen, wenn er sie schon umbringen wolle, um seine Geliebte heiraten zu können, dürfe er nicht so plump vorgehen.

Die vielfach preisgekrönte Schauspielerin Corinna Harfouch widmete sich gestern in einem Leseabend am Deutschen Theater dem Trainieren der Lachmuskeln durch komische Geschichten. Moderiert wurde dies von der Literaturkritikerin Traudl Bünger. Gleich zu Beginn freute sich Corinna Harfouch über den vollbesetzten Theatersaal mit frenetisch klatschenden Besuchern. Fast zwei Jahre habe sie nunmehr nicht mehr auf dieser Bühne gestanden, erklärte sie verschmitzt lächelnd. Die Pandemie ist auch an einem der bedeutendsten Theater der Hauptstadt gewiss nicht spurlos vorbeigegangen. Zu Beginn der Lesung verhaspelt sich Harfouch mehrmals beim Wort „signifikant“. „Alles Corona“, flachst sie darauf leichthin.

Die beiden Damen auf der Bühne kommen nicht umhin, auch dieses omnipräsente Thema in Zeiten steigender Inzidenzwerte einzubeziehen. Traudl Bünger meinte so, unter den vielen Masken könne man beim Nachbarn gar nicht mehr erkennen, wie viele Muskeln durch das Lachen bewegt würden. Bünger erklärt auch, dass unterschiedliche Landesgenossen auch über verschiedenartige Dinge lachen würden. Die Deutschen seien hier jedoch außen vor, weil ja bekanntlich humorlos. Witze seien auch nicht international. Sie habe mal versucht, einen Ärzte-Song ins Englische zu übersetzen. Dabei habe sie aber übersehen, dass sich die Pointen in den Reimen nicht in andere Sprachen übertragen ließen. Niemand habe demzufolge damals gelacht; das geneigte Publikum in Berlin ist trotz Maske jedoch sehr lachlustig.

Vorgetragen wurden unter anderem Auszüge aus David Foster Wallaces Roman Unendlicher Spaß (1996), Sven Regeners Herr Lehmann (2001), Eva Menasses Vienna (2005) und Robert Gernhardt letztem Lyrikband Später Spagat (2006). Harfouch widmet sich auch unterhaltsamen Zeilen einer weniger bekannten Autorin, deren Werk im Nationalsozialismus verboten wurde und die auch nach 1945 bis zum Lebensende in der Psychiatrie lebte. Leider gehen Werketitel und Autorennamen manchmal im Publikumsapplaus allzu sehr unter.

Mit lebendigen Gesten mimt Corinna Harfouch Löwen, Tiger und reißende Leoparden, die in der mittelalterlichen Ballade Der Handschuh eine Rolle spielen. Ein Ritter holt hier auf Geheiß einer Edeldame ihren Handschuh aus der Raubtiermanege. Den Dank der Vermählung mit ihr schlägt er aber überraschend aus, so die ergötzliche Pointe.

Das Frauenduo macht sich noch über Freuds trockene Lieblingswitze lustig. Es überlegt, warum Frauen häufiger lachen als Männer. Als Bünger hier eine Geste der Unterwerfung dem anderen Geschlecht gegenüber in den Raum stellt, kringelt sich Harfouch recht herzlich. Bünger bittet noch ihre Podiumsgefährtin unterschiedliche Lachtypen vorzuführen. Harfouch darf so beispielsweise wie eine Hyäne losprusten oder in den höchsten Tönen melodisch leuchtend wiehern. Bünger weiß, früher galt es als unschicklich, wenn Damen laut lachten. Die Zeiten ändern sich und Harfouchs eifriges Lachorgan lässt sich auch nicht beliebig bemühen. So findet der vergnügliche Abend schon früh, gegen 21.21 Uhr, ein beherzt glucksendes Ende.



Applaus für Corinna Harfouch und Traudl Bünger am Deutschen Theater Berlin | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 15. Januar 2022
ID 13399
Weitere Infos siehe auch: https://www.deutschestheater.de


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