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Lesung


Debütantin der Saison

Katharina Hartwell - die junge Frau und das Meer


Katharina Hartwell bei einer Lesung in der Berliner Buchhandlung Ocelot - Foto (C) Jamal Tuschick



Zurzeit kapriolt die Kritik für Katharina Hartwell. So heißt die Debütantin der Saison. Jede Besprechung meldet ihren Liebreiz im Reigen der Auszeichnungen. - Als sei der Betrieb ein Ballhaus und die Literatur ein Eleven-Defilee. Gesellschaftliche Motive, die ein anderer Zeitgeist in Verdrängung brachte, kehren zurück in die Erscheinung und bestimmen das Bild. Man möchte gefallen und im Einklang mit dem Komment sich empfehlen. Es fehlt nur noch der Knicks.

Inzwischen kann man Schriftstellerin als Beruf so ausüben, dass bereits die Qualifikation für eine Person spricht. Das Phänomen organisiert in seiner Umgebung neue Passagen.

Katharina Hartwell, Kölnerin des Orwell-Jahrgangs 1984. Sie tritt im Ocelot auf, einer Berliner Buchhandlung. Es riecht nach Branche und Betriebsfest, der Berlin Verlag lädt ein. Das Lied der Ehrungen: MDR Literaturpreis, ein Stipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung und ein Stipendium des Landes Hessen. In diesem Jahr war Katharina Hartwell Inselschreiberin auf Sylt. Jetzt residiert sie im Literarischen Colloquium am Wannsee. Die Autorin beschreibt sich schreibend am See. Skizze eines ehrgeizigen Idylls.

Katharina Hartwell studiert am Leipziger Literaturinstitut. Die Abschlussarbeit ist ihr Debüt: Das Fremde Meer. Der narrative Nukleus verhandelt in zehn Variationen ein Verhältnis. Marie und Jan sind darin verstrickt. Das Meer im Buch gibt es sonst nicht auf der Welt. Katharina Hartwell liest: „Wo genau im Auge passiert das Erkennen.“ Der Satz gehört einer Patientengeschichte. Die Geschichte spielt in der Pariser Psychiatrie Salpetrière. Sie erzählt von der Präzedenz-Hysterikerin Augustine. Ein Neuzugang lässt erst Missmut aufkommen und weckt dann den Ausbruchswillen. „Tür und Schlüssel der Geschichte“ ist „das Theater der Pathologie.“

Jemand erinnert ein angesprochenes Du „an ein Tier, das du noch nie gesehen hast.“ Das Tier dient einer Angst als Symbol. Es haust so symbolisch auf der Bühne von Maries innerem Theater. Es taucht auf mit dem grundsätzlichen Verdacht, an vielen Stellen nicht dazu zu gehören. Doch kreuzt es nicht den Übergang vom Ich zum Wir mit Jan.

Katharina Hartwell spielt mit Möglichkeiten im Spektrum zwischen Science-Fiction und Märchen. Den Surrealismus hält sie in der Hinterhand des Erzählens. Über das Erzählen denkt sie nach als sei das ferner ein fremdes Meer – und sein Überleben eine nautische Angelegenheit. Sie habe sich immer für hart gehalten, in dem relevantesten Verhältnis zu sich: dem Verhältnis zum eigenen Text. Doch wurde ihr in Schreibwerkstätten die eigene Nachlässigkeit vor Augen geführt. Das sagt sie im Ocelot, der Laden ist voll. Die Konzentration des Publikums: ein Erlebnis kurz vor Andacht. Katharina Hartwell will die letzte Welt in ihrem fremden Meer ins Spiel bringen: „Ich springe in dieser Geschichte und in der Handlung sind zwei Jahre vergangen.“

Die Rede ist von „einer Freizeitbeschäftigung“, da stopft man den Kopf einem Krokodil ins Maul. Vielleicht spricht sich so eine Liebe aus. Die Liebe wird auf englisch in jedem Fall besser getroffen, so die Autorin. Man fällt hinein, um in ihr unterzugehen: „Wir küssen uns nicht, wir versprechen uns nichts, wir sehen uns nicht einmal tief in die Augen, aber etwas geschieht wohl, in der regendurchsetzten Luft, in dem unkrautüberwucherten Boden. Es umgibt uns, es durchdringt uns.“

Nach der Lesung regnet es wie auf Bestellung. In der Abkühlung nehme ich mir mehr fremdes Meer vor.


Jamal Tuschick - 9. August 2013
ID 7037
Katharina Hartwell - Das Fremde Meer
576 Seiten
22,99 €
Berlin Verlag 2013
ISBN-13: 9783827011374


Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinverlag.de/bucher/bucherdetails.php?isbn=9783827011374


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