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Buchkritik

Broterwerb

und luxuriöses

Hobby



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Es ist ein Baumwollstrumpf in den Farben weiß und blau, er stammt aus Ägypten, zeigt ein kompliziertes Muster und ist ca. 800 Jahre alt. Nicht nur der zweite Strumpf fehlt, es gibt auch sonst kaum Zeugnisse, die Strickkunst in der Vergangenheit belegen. Das ist eigentlich verwunderlich, denn Stricken ist mit viel weniger technischem Aufwand zu betreiben als etwa das Weben. Lediglich zwei Stäbe sind notwendig, um selbst maßgeschneiderte Textilien zu schaffen. Doch die Frage nach dem Warum haben sich vermutlich die wenigsten gestellt, denn Stricken gilt bei uns eher als hausbackenes Hobby und nicht als textile Notwendigkeit. Das war allerdings nicht immer so.

Wer das Buch der Skandinavierin Ebba D. Drolshagen liest, erfährt, dass jahrhundertelang Menschen vom Stricken lebten. Der Spruch "dafür muss eine alte Frau lange Stricken" kommt also nicht von ungefähr. Stricken spielte und spielt insbesondere in der skandinavischen Welt eine wichtige Rolle. Norweger oder Shetlandpullover sind gängige Bezeichnungen. Doch woher stammen die typischen Muster? Den Norwegerstern erfand eine junge Frau beim Ziegenhüten, als sie mit zwei verschiedenfarbigen Fäden versuchte Handschuhe zu stricken. Das Muster entfachte ein solches Aufsehen, dass das in Norwegen als „Achtblattrose“ bezeichnete Design um die ganze Welt ging.

Stricken wird gerade wieder modern, und Designer entdecken die nordischen Muster wieder oder verändern sie zeitgemäß (wie etwa Hilary Grant in ihrem Buch Inselmaschen).

Der erste Strumpf entstand aus ägyptischer Baumwolle, die Strickerinnen in Skandinavien verwendeten und verwenden Wolle der einheimischen Schafe, doch moderne Garne haben im Rahmen der Globalisierung geradezu Weltreisen hinter sich.


"Mit Wolle aus Neuseeland, die in China gesponnen und in Bayern gefärbt wurde, stricken wir den Entwurf einer französischen Designerin nach; wir kombinieren für eine mohnrote Mütze ein schottisches Sanguar-Muster, das traditionell schwarz-weiß ist, mit den Strukturmustern des Gansey von den Kanalinseln, der traditionell dunkelblau ist, und schmücken den Rand mit einem lettischen Zopf.“ (S. 103)


Solche Geschichten vom Stricken sind es, die das Buch auszeichnen. Spannend werden Wissenslücken geschlossen und aktuelle Bezüge hergestellt. Die rosaroten selbstgehäkelten Pussyhats, mit denen gegen das sexistische Verhalten von Donald Trump angegangen wird, sind ebenso Thema wie die chilenische Männergruppe Hombres Tejedores, die in Schlips und Kragen öffentlich strickt und so gegen Geschlechterstereotypen demonstriert. So ist das Buch nicht nur interessant für leidenschaftliche StrickerInnen, sondern liefert darüber hinaus auch kulturhistorische und gesellschaftliche Aspekte. In der Wolle steckt eben viel mehr.


"Was für die Qualität eines Weins der Weinstock, die Lage, das Wetter, der Winzer und der Kellermeister, sind für Schafswolle die Rasse, sogar das individuelle Tier und dessen Fell, und die Menschen, die dieses Fell verarbeiten. Bei handwerklich hergestellten Garnen steckt in jedem Knäuel die Landschaft, in der das Tier graste, mit ihren Wiesen, Auen, Bergen." (S. 54)
Ellen Norten - 7. November 2017
ID 10355
Link zum Buch: http://www.suhrkamp.de/buecher/zwei_rechts_zwei_links-martina_behm_46814.html


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