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nachDRUCK # 2

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Buchkritik

Unterhaltsam,

vielschichtig,

gelungen


Sammlung neuer komischer Liebesgedichte


Bewertung:    



Der Münchener Textzüchter Jan-Eike Hornauer hat es jüngst wieder getan: Er brachte im stadtgleichen Kleinverlag muc einen Gedichtband heraus. Dieses Mal allerdings ist es kein Solo-Band, dieses Mal ist’s eine lyrische Sammlung, und sie hat ein klares Thema: komische Liebesgedichte. Titel des zu Papier gebrachten anthologischen Poesie-Triptychons: Wenn Liebe schwant.

Der kann bedeuten: „Was ist, wenn ihr etwas schwant?“ Die Liebe selbst eine empfindende Himmelsmacht mit sechstem Sinn? Oder will sie sich im Titel als downgeloadete Aktivversion verstanden wissen, die sich erst im Spiegelsee ihrer federedlen Langhalsmajestät erhaben ihrer Wesenhaftigkeit bewusst wird? Sozusagen aus himmlischen Gefilden erscheinend auf irdischen Wassern im Spiegellicht der Erkenntnis mit ihrem wahren Wesen verschmelzen? Oder ist sie eher im Passiven verhaftet – und schwant anderen, ohne selbst etwas zu tun?

Was auch der Fall sein mag, er stellt uns zwingend die Frage: „Was dann, wenn Liebe schwant?“ Die hornauersche muc-Antwort, die unterhaltsam, vielschichtig und schlicht gelungen ist, kommt dreiteilig daher.

Im ersten Teil versucht sie sich im „Anflug von Liebe“. Gleichsam dem Wesen eines Anfangsverdachtes gemäß. Nicht zaghaft, aber zögerlich.

Im zweiten Teil wähnt sie sich auf halbem Weg „im halben Himmel“.

Im dritten letztlich bei der „Landung – und (im) Neustart“.

Der Aufwand ist hoch. Jan-Eike Hornauer präsentiert 69 Gedichte, die sämtlich im Rahmen des Wenn Liebe schwant-Projekts erstveröffentlicht sind, das Hornauer ursprünglich auf Anton G. Leitners Lyrikinternetseite dasgedichtblog.de gestartet hat, und gibt den 38 Autoren (inklusive seiner selbst) so nun auch printmediale Präsenz in traditioneller Buchform. Dem muc-Verlag sei Dank für dieses Wortwerk!

Es umfasst neben allen drei Wenn Liebe schwant-Online-Staffeln, die je 20 Folgen zählen und deren dritte Reihe gerade läuft, auch neun Bonusgedichte, die nur im Buch zu finden sind. Kommen wir zu den einzelnen Abschnitten:

„Im Anflug von Liebe“ zwingt Poesie in ihre Möglichkeitsformen („Was wäre, wenn?“) und Liebe in ihre Vorstellung von ihrer Realität. Wem das zu hoch ist, der könnte nicht reif sein für die Liebe oder hat noch nicht richtig geliebt, könnte man meinen, denn was kann schöner sein als Phantasie und Vorfreude? Nun gut, Poesie ist eine ernste Sache und der Höhepunkt kommt zum Schluss – oder sagen wir lieber: kurz zuvor.

Zunächst aber ist man im zweiten Abschnitt „im halben Himmel“, also ganz bei der Sache. Aber ohne eine klitze Kleinfreude. Dieses „missing link“ ist nicht Mangel, sondern Zutat. Sie kann als Erfahrung erscheinen. Jede Angst vor
sprachromantischer Verflachung des Themas ist fehl an diesem Platze.

Der dritte Abschnitt „Landung – und Neustart“ kann in Teilen auch als „Angekommensein – und Widerstand“ verstanden werden. Wem das zu geheimnisvoll erscheint, der mag die Antwort suchen – am besten im erworbenen Buche selbst.

Poesie hat's nicht leicht. Warum auch immer. Da muss ein Buch, wie das hier betrachtete, schon von sich reden machen können. Ja, das kann es. Ob es das letztlich macht, hängt von Ihnen, lieber Leser, ab. Und vielleicht schauen Sie einmal hinein, auch wenn Sie mit der Poesie bislang wenig anzufangen wussten: Mit diesem Buch fangen Sie an, mit Poesie etwas anfangen zu können. Denn es ist handfest. Also sein Inhalt. Natürlich ist er poetisch. Aber auch bildhaft. Assoziierend. Sie entscheiden für sich, in welchem eingangs genannten Sinne der Titel verstanden werden mag. Die Vielfalt des Deutungsfeldes setzt keine Deutungshoheit. In jedem Fall aber ist dieser Band eine Duftmarke für die Poesie. Im Vor- oder Umfeld der Liebe. Oder auch in ihr. Und vielleicht gehören alle drei Bereiche unauflösbar zusammen. So wie Start und Landung und der Weg dazwischen. Wenn Liebe schwant ist ein Gedichtband überraschender Vielfalt. Sowohl in Sprache als auch in Inhalt. Wem dieser Band nicht zuzusagen vermag, der sieht sich mit dem Umstand konfrontiert, ein Kaleidoskop der Liebe in Gänze nicht zugelassen zu haben.

Wenn Liebe schwant ist ein Buch der Poesie über das lyrische Thema an sich, über das in der Gegenwartsliteratur nicht einfach hinweggegangen werden kann. Und welches Buch kann das schon von sich behaupten? Den Herausgeber wird’s freuen.

Das Titelmotiv und die Covergestaltung stammen von Gisela Weinhändler, ihres Zeichens Verlegerin und bildende Künstlerin. Ansprechend und treffend wird der Inhalt umschlagen, der attraktive sich spiegelnde Schwan lockt den Leser an, und seine mannigfaltige Symbolik, die von der Selbstgenügsamkeit übers Hollywood-Romantische bis hin zum Bissigen reicht, stimmt bestens ein auf die hochkarätige Sammlung neuer komischer Liebesgedichte.
Knuth Klix - 17. August 2017
ID 10199
Jan-Eike Hornauer (Hrsg.) | Wenn Liebe schwant
Gedichte

Taschenbuch, 142 Seiten
EUR 9,90
muc Verlag, 2017
ISBN 978-3-9815181-6-0


https://www.muc-verlag.de/verlagsprogramm/anthologien/wenn-liebe-schwant-gedichte


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