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Lyrischer

Paraffintest



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Als Lyriker ist es nicht seine Absicht, ein Kunstwerk zu kreieren, A.J. Weigoni will durch seine künstlerische Arbeit die Welt und durch diese sich selber verstehen. Für ihn ist das Bemühen um das Gelingen eines Gedichts eine Suche nach Einsicht. Im Bereich der Lyrik gibt es kein Gesetz, sondern nur Regeln, die man brechen darf. In Schmauchspuren findet Weigoni in einer präzis geformten Sprache ein wirksames Antidot gegen den Tod. Die Gedichte widmen sich düsteren Sphären der Existenz, von reicher Metaphorik und suggestiver Klangfarbe, sucht sie aber immer auch nach Hoffnungszeichen.

Als Poet reflektiert A.J. Weigoni die Begrenztheit und Möglichkeiten des Individuums zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Dieser VerDichter versteht sich selbst als Instrument, als Medium, das widersprüchliche Stimmen sammelt und der Krise der Zivilisation Ausdruck verleiht. Lyrisch kreist sein Schreiben um den Schöpfungsvorgang einer rein immanenten Welt und zuweilen hat man den Eindruck als handele es ich bei diesen VerDichtungen um Mikro-Essays. Der neue Gedichtband von Weigoni ist ein Exerzitium der Atemgebung. Die Sprache der Musik wird eins mit der Musik seiner Sprache, in einem Nuancenreichtum und einer gesamtkunstwerklichen Breite, die keine Grenzen zu kennen scheint. Hier ein Flüstern, ein kaum vernehmbarer Seelenhauch, den Weigoni gleich noch einmal expressiv zurücknimmt. Dort wuchtige Ausbrüche, die sich steigern, bis in höchste Erregung und letzter Verzweiflung. Es geht um ein Freiwerden der Dinge durch die Worte und zugleich von den Worten.

Diese Poe­sie ist kein Rest­be­stand aus im säkularen Verfall abge­legten Sprachelementen, die Tendenz der Poeti­sierung geht auf die Bildung neuer Deutigkeiten. Es geht um die Rückverwandlung des Wirklichen in den Horizont seiner Möglich­keiten. Sprache gibt den Einsatz zu inten­tionalen Akten; aber in der poeti­schen Sprache liegen solche Ansätze gleich­sam gebündelt und können daher nicht bestimmte Rich­tungen des Nach­vollzugs initi­ieren, sondern schaffen nur eine bestimmte Sensi­bilität. Wo das Wort als Anweisung auf eine An­schau­ung versagt, wo es auf mehr als einen Weg der Aus­bildung einer zunächst vage an­set­zenden Vo­rstellung schickt, wo es auf viele Wege weist, die eben deshalb doch nicht reell gegan­gen werden können, lädt es sich auf mit der Ahnung dessen, was nicht voll­streckt und zur Erfüllung gebracht werden kann, was aber gerade als solches, als Horizont unerfüllter Inten­tionen, das erfah­rende Sub­jekt sich selbst gegenwärtig macht und es von der all­täglichen Sprachsitua­tion der objek­tivierten und zu objekti­vie­renden Welt weg­wendet auf seine eigene Omni­potenz der Imagination. Weigoni hat die Gattungsgrenzen von Lyrik und Prosa beharrlich neu vermessen und verändert. Seine Gedichte leben aus einer sensiblen, sinnlichen, neugierigen Weltzugewandtheit und einer vollendeten Sprachkunst.

In diesem Band verdichtet sich die Essenz eines turbulenten Denkens. Weigonis Poesie leidet nicht unter dieser Analyseschärfe, im Gegenteil. Dies hat der theoretisch bewandte Lyriker auch mit einem Essay untermauert. Wir sind auf dem nichthermeneutischen Feld; dort, wo Friedrich Kittler von sensibilité intellectuelle zu sprechen begann. Weigonis Gedichte betreiben Sprech- und Sprachspiele, die aus den Klangähnlichkeiten und Bedeutungsunterschieden Funken schlagen, Selbst- und Mitlaute fließen dabei in stetem Wort- und Klangwandel mit. Er dringt vor zum innersten Kern allen Sprachempfindens. Diese Gedichte imaginieren diesen Moment der innehaltenden Zeit als eine Erlösung, die nur um den Preis eines erfüllten, eines durchgestandenen Lebens zu haben ist.
Matthias Hagedorn - 10. Januar 2015
ID 8350
A.J. Weigoni | Schmauchspuren
Gedichte

Hardcover
Edition Das Labor, Mülheim 2015
Limitierte und handsignierte Ausgabe


Weitere Infos siehe auch: http://www.fixpoetry.com/autoren/literatur/a-j-weigoni





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