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nachDRUCK # 2

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Lyrik

Zehn

nachhallende

Jahre



Bewertung:    



Der Ton macht bekanntlich die Musik, auch wenn es in A.J. Weigonis Gedichtband Letternmusik eher die Buchstaben und Gedanken sind, die allerdings laut verlesen schon im Präludium mit dem Zweifel spielen. „als er“ (der Gedanke) „sich aus/ gesprochen hatte/ stellte er fest/ das er revidiert werden musste“. Und so hebt er die lyrische Sichtweise des jeweils ersten Verses oft schon im nachfolgenden wieder auf.

Im I. Akt des lyrischen Polydrams in fünf Akten startet der wortgewaltige Autor Stuermisch bewegt und lüstern in die Erotik der Worte und Wortspiele, immer wieder auf der Suche nach Grenzen, um diese übergehen und hinter sich lassen zu können.

In seinen Gedichten sucht er dem lyrischen Selbst offenbar einen Weg, der ihn dennoch stets der Entfremdung näher bringt.

Im II. Akt versucht er es vor allem verhaltener und findet zu eher schwebend meditativ wirkenden Versen. Dabei geht ihm folgerichtig auf, dass „sich nicht rechnen“ lässt, „was wirklich zählt“. Aber auch „die Reste des: Sinns“ werden unter Einsatz eines „Phrasendreschpflegels“ lautmalend „schmachhaft schmatzend“ verzehrt.

Dem entgegen geht es im III. Akt flatterthaft zu. Wild galoppierd geht es an „Stahlgetuerm“ vorbei und über „Wurzelgewirr“ zu Ozeanen, Meeren, zu deren Überresten und zu einem Ort „über dem Abgrund der marginalisierten Coolness“. In „nächtlicher Zwiesprache“, „wenn das Du kein Gegen über mehr für das Ich sein kann…“„& immer wieder das marmorne Mondgesicht betrachen“ muss, wird es mühsam und gar schmerzhaft mit der Selbstbegegnung.

Presto, ein ResisDansé in Akt IV lässt Wohlstandsmüll zum Himmel stinken, greift u.a. Probleme Obdachloser, von Asylanten und Vogelfreien auf und stellt fest, „die Automobilmachung der Maschinengesellschaft“ habe begonnen.

Schließlich endet der V. Akt Rondo, Allegretto im „Postludium“ mit „einer endlosen Vorläufigkeit…“

*

A.J. Weigoni gelingt es einmal mehr ein sprachgewaltiges „Bühnenwerk“, versehen mit stimmigen musikalischen Metaphern und mit kraftvollen Rhythmen zum Klinge zu bringen.

Als genauer Beobachter, den offensichtlich keine Fassade aufzuhalten vermag, sieht er durch Oberflächen hindurch und inszeniert die Welt dahinter und darunter.

Ein Werk, das, wenn es denn für die Bühne geschrieben wäre, sich sowohl als Straßentheater als auch für große bildungsbürgerliche Opernhäuser eignen würde. Für diese allerdings eher, um das Publikum gehörig zu verunsichern.

Ein gut neunzig Seiten umfassendes „Textbuch“ über zehn nachhallende Jahre (1985 -95) für lyrikbegeisterte Leserinnen und Leser, die nicht nur ihr sprachliches Vokabular erweitern möchten sondern sich auch gern auf die Suche nach dem Sinn hinter dem Sinn begeben.
Karl Feldkamp - 30. März 2016
ID 9224
Letternmusik | Gedichte von A.J. Weigoni
Hardcover, 96 Seiten
Edition Das Labor
Verlag der Artisten, Mühlheim an der Ruhr 2015


Weitere Infos siehe auch: http://www.editiondaslabor.de


Unser Gast-Kritiker Karl Feldkamp (geb. 1943 in Lübeck) lebt als freier Autor in Engelskirchen-Wallefeld; er schreibt Lyrik, Kurzprosa, Essay, Hörspiele, Satire, Aphorismen und Rezensionen.

http://karlfeldkamp.de


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