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Buchkritik

Ungleiche

Brüder



Bewertung:    



Es ist erfrischend einen Menschen als Protagonisten zu erleben, der anscheinend für seinen Beruf nicht taugt, der zu langsam und zu desinteressiert ist, den seine Ermittlungen nicht wirklich interessieren und der eigentlich ein Loser ist: Claudius Zorn. Der Hauptkommissar ist mittlerweile von seinem eigenen Mitarbeiter Schröder beruflich überholt worden. Doch der wenig ehrgeizige Zorn schätzt seinen neuen Chef, ja er liebt ihn geradezu. Denn hinter der gelangweilt wirkenden Fassade schimmern Sensibilität und ein Hauch von Verklemmung durch. Schröder, sein dicker Kollege, ist dagegen aufgeräumt, besonnen, höflich und immer zu Höchstform aufgelegt. Ein ungewöhnliches Ermittlerpaar, ebenso ungewöhnlich wie auch der unverwechselbare Schreibstil seines Autors Stephan Ludwig. Der nimmt sich Zeit, um seine Beobachtungen minutiös zu beschreiben, wie etwa den ersten Leichenfund.


"Die Ente sträubte die weißen Federn; öffnete den Schnabel.
Gaak!
Keine Reaktion.
Watschelnd kam der Vogel näher.
Gaaaak!
Nichts.
Gahahaaaaaak!
Das Schnattern wurde lauter, fordernd. Der reglose Mann mit der Kapuze verströmte keine Gefahr, die Ente - ein Weibchen – spreizte die Flügel, ihr Blick bekam etwas Fragendes.
Gaak?

(…)
Noch nie in ihrem kurzen Erdendasein war die Ente so schnöde ignoriert worden. Unmöglich zu sagen, ob das Tier die dünnen Stricke registrierte, mit denen der Körper des jungen Mannes an einen Baumstamm gefesselt war, einer unterhalb der Knie, einer um die Hüfte, ein weiterer um die Stirn. Der vierte, teilweise verborgen unter dem Stoff des blauen Kapuzenshirts, hatte sich tief in die Haut oberhalb des Kehlkopfes gegraben.“
(Zorn - Wie Du mir, S. 45)



Diesmal werden durch den Toten Zorns ermittlerische Fähigkeiten tatsächlich wachgerufen, denn sein Bruder gerät unter Mordverdacht. Sein eigentlich ungeliebter und überlegener Bruder könnte in eine Falle geraten sein, und Zorn erlebt den Alleskönner erstmals schwach. Also läuft nun er zu Höchstform auf.

Und es geht noch um ein zweites ungleiches Brüderpaar. Das Mordopfer selbst hat ebenfalls einen älteren Bruder. Der ist reich, lebt in Nachbarschaft zu Zorns Bruder in einer Villa am Saaleufer und ist ebenfalls verdächtig. Die Brüder zeigen gewisse Parallelen … und bei Zorn greifen Emotionen und Spürsinn in einander.

Zorn ermittelt nun in seinem sechsten Fall. Es erstaunt bei allen detailgetreuen Ortsbeschreibungen, dass die Stadt, in der diese Serie spielt, nicht genannt wird. Es ist Halle an der Saale, und in den mittlerweile vier Verfilmungen der Bücher ist dies anhand der Bilder zweifelsfrei zu belegen.

*

Es ist ein Zufall, dass ich, die ich seit wenigen Wochen in Halle wohne, nun erlebe, dass einige Filmaufnahmen zum fünften Fall direkt vor meiner Haustür stattfinden. Da sehe ich sie: Zorn und Schröder, genauso wie ich sie mir vorgestellt habe, die Fernsehcharaktere entsprechen den Protagonisten im Buch. Der dicke Schröder mit seinem feinsinnigen Lächeln, Zorn dagegen schlank und attraktiv, aber auch ein wenig unsicher.

Wer den aktuellen Fall Nr. 6 nicht nur lesen, sondern auch sehen möchte, der darf getrost hoffen, dass auch dieses aktuelle Buch von Stephan Ludwig in Halle verfilmt werden wird.
Ellen Norten - 2. Dezember 2016
ID 9722
Stephan Ludwig | Zorn – Wie Du mir
416 S., Tb.
EUR 9,99 (D), EUR 10,30 (A)
Fischer Taschenbuch, 2016
ISBN 978-3-596-03608-0


Weitere Infos siehe auch: http://www.fischerverlage.de/buch/zorn_6-wie_du_mir/9783596036080


Post an Dr. Ellen Norten



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