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nachDRUCK # 2

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Krimi

Undurchsichtiger

Ermittler



Bewertung:    



Mollel ist Massai und lebt eigentlich in Nairobi. Ob Mollel der Vor- oder Nachname des Ermittlers ist, bleibt offen. Auch wissen wir nicht, warum er an einen kleinen Ort nahe dem Naivashasee versetzt wurde. In dieser Gegend gibt es Großfarmen, in deren Gewächshäusern Schnittblumen in geradezu industriellem Maßstab für den europäischen Markt gezüchtet werden. Außerdem befindet sich dort der Eingang zu einem Nationalpark. Dessen Name Hell´s Gate ist praktischer und bezeichnender Weise auch Namensgeber für das Buch, in dem sich düstere Ereignisse aneinander reihen.


„Der Strahl wird nach unten gerichtet und vom Wasser reflektiert, das, nur wenige Zentimeter tief, zwischen den dicken gummiartigen Blättern einer Wasserpflanze hervorblinzelt. Stolz und purpurn ragt eine Blüte in die Höhe, die Blütenblätter exakt symmetrisch um den Stängel angeordnet. Daneben schwimmt eine Hand. Der Strahl erfasst sie und bleibt auf ihr ruhen.
Die Hand liegt noch nicht lange im Wasser. Die Finger sind kaum geschwollen; jedenfalls nicht genug, um die Kratzer und wunden Stellen daran zu verbergen. Auch die Handfläche ist rau und schrundig.“
(S. 71)



Es ist eine Blumenpflückerin, deren Leiche hier gefunden wird. Den Mord an dieser Frau gilt es aufzuklären. Doch während die Wasserpflanzen ganz plastisch mit Worten gezeichnet sind, gerät die Hand der Frau in dieser Beschreibung fast in den Hintergrund. Die Blumenpflückerin und ihr gewaltsamer Tod werden nicht nur hier, sondern im gesamten Buch zur Nebensache. Denn Mollel ist eigentlich mit ganz anderen Dingen beschäftigt, die sich dem Leser allerdings erst im Verlauf des Buches offenbaren. So bleiben seine Aktivitäten lange Zeit hindurch unlogisch und undurchsichtig: Was ist mit seinen Kollegen vor Ort? Bespitzelt er sie, oder misstrauen sie ihm? Dazu treten ein weiterer Sergeant aus Nairobi und eine Frau vom Internationalen Gerichtshof in Aktion. Mehrere Menschen verschwinden, und Mollel kommt selbst ins Gefängnis.

Aber dann fügen sich die unübersichtlichen Handlungsstränge überraschend zusammen, und der Leser kann zumindest spekulieren, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört. Genau ist dies nicht zu entscheiden, denn in Kenia scheinen die Bewertungskriterien für Gut und Böse eigenen Regeln zu folgen. Korruption, Ausbeutung und illegale Geschäfte sind hier an der Tagesordnung, und für Mollel, den Ermittler, gilt es eine - die seine - Gerechtigkeit heraus zu finden. So lernen wir ihn und seine Entscheidungen im Verlauf des Buches besser kennen, und am Ende gibt es für den Leser kaum noch offene Fragen.

Richard Crompton, der in Nairobi lebt, beschreibt ein wenig idyllisches Leben in Kenia. Wer von Nationalparks, wilden Tieren und afrikanischen Sonnenuntergängen bisher fasziniert war und sich deshalb an die Fersen eines afrikanischen Ermittlers geheftet hat, wird in diesem Buch enttäuscht. Der Nationalpark Hell´s Gate und seine soziale Umgebung wirken geradezu angstauslösend. Lediglich eine zahme Giraffe in einem nahe gelegenen Hotelgarten weckt Sympathien. Die Lektüre macht keineswegs Lust auf Kenia und lädt auch nicht zu einem Besuch dort ein. So bleibt am Ende ein mäßig spannender Krimi, der einen ungewöhnlichen, aber vermutlich authentischen Blick in eine ferne Welt ermöglicht.
Ellen Norten - 13. Dezember 2015
ID 9036
Richard Crompton, Hell´s Gate
304 S., broschiert
EUR 14,90
dtv, 2015
ISBN 978-3-423-26062-6


Weitere Infos siehe auch: http://www.dtv.de/buecher/hell_s_gate_mord_in_kenia_26062.html


Post an Dr. Ellen Norten



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