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Buchkritik

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Der Polizist Theo Tate und seine Kollegin Rebecca Kent sind in Christchurch, Neuseeland, einem Serienmörder auf den Fersen. Der so genannte 5-Minuten Killer trifft eine ungewöhnliche Auswahl bei seinen Opfern. Bei denen handelt es sich nämlich selbst um brutale Gewalttäter, die gerade aus dem Gefängnis entlassen wurden oder denen ihre Tat nicht nachgewiesen werden konnte. Das Motiv des Mörders liegt auf der Hand. Obwohl er selbst nicht Opfer der grausamen Taten war, übt er dennoch Rache und vollzieht sein persönliches Gericht.

Für Tate und Kent sind diese Motive leider zu gut nachvollziehbar, denn beide sind während ihrer polizeilichen Laufbahn selbst Opfer von Gewalt und Ungerechtigkeit geworden. Theo gerät dabei nach einer schweren Kopfverletzung ins Koma, und seine Kollegin Kent wird bei einer Explosion schwer verletzt und entstellt. Rache, dieses Gefühl ist den beiden Ermittlern nicht unbekannt, und ihr Vorgesetzter Hutton macht genau dies bei einer Lagebesprechung zum Thema.


"Drei tote Vergewaltiger (…). Ihr denkt, dass die Welt ihnen keine Träne nachweinen wird, und vielleicht habt ihr recht, aber vielleicht irrt ihr euch auch, und es gibt irgendwo da draußen Brüder und Schwestern, Eltern und Kinder, die diese Männer geliebt haben. (…)
Wir alle sind aus ehrenwerten Gründen zur Polizei gegangen, und wir alle haben geschworen, uns an Recht und Gesetzt zu halten. Sicher, einige von Euch denken, es sei richtig, dass die drei Vergewaltiger tot sind, und dass uns da draußen jemand einen Gefallen tut. Es ist Euer gutes Recht so zu denken – aber keiner hat das Recht, danach zu handeln.“ (S. 276)



Theo Tate weiß, dass sein Vorgesetzter Recht hat, und trotzdem gerät er ins Straucheln. Er selbst hegt ein dunkles Geheimnis, und er meint zudem, den 5-Minuten Killer zu kennen. Auch dieser lebt als Gezeichneter, er hat eine schwere Schussverletzung überlebt, und diese Hirnverletzung veränderte seine Persönlichkeit. Der 5-Minuten Killer will Rache nehmen, nicht nur für sich, sondern systematisch Gewaltopfern ihre persönliche Genugtuung ermöglichen. Emotionslos wie eine Maschine bereitet er die Szenarien vor und gibt den Betroffenen dann die fünf Minuten Zeit, die zur Selbstjustiz notwendig sind.

Will das Opfer die Tat nicht selbst ausführen, so vollzieht er an seiner Stelle den Mord. Der Täter wird zum Opfer, das Opfer wird zum Täter, die Perspektiven verkehren sich.

Obwohl der Leser von der Identität des 5-Minuten Killers nicht überrascht wird, ist das Buch von der ersten bis zur letzten Seite spannend, ein echter Thriller mit vielen Toten und immer neuen unerwarteten Handlungsverläufen. Doch neben der Spannung gerät der Leser auch ins Grübeln, denn das große Thema des Buches beschäftigt sich mit Gerechtigkeit.

Da gibt es die Justiz, die offizielle Rechtsprechung auf der einen Seite und das persönliche Gerechtigkeitsempfinden auf der anderen. Beide müssen nicht unbedingt übereinstimmen. Ungerecht können wir dies dann empfinden, und dies sagt sich auch der 5-Minuten Killer, der damit gewisse Sympathien beim Leser hervorlockt. Rache, Selbstjustiz und behördliche Gerechtigkeit, mit diesen Phänomenen wird der Leser konfrontiert und kann sich sein eigenes Urteil bilden. Ein spannender Thriller mit unerwartetem Tiefgang, den der Neuseeländer Paul Cleave mit seinem achten Krimi liefert.
Ellen Norten - 11. Juni 2015
ID 8699
Paul Cleave | Der 5-Minuten Killer
Tb, Broschur, 608 S.
11,8 x 18,7 cm
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A] | CHF 13,90
Heyne Verlag
ISBN 978-3-453-41847-9


Weitere Infos siehe auch: http://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Der-Fuenf-Minuten-Killer-Thriller/Paul-Cleave/e469053.rhd


Post an Dr. Ellen Norten



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