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Buchkritik

In Hut und

Kostüm für

die Freiheit



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Sie war eine Schönheit, die Muse des irischen Dichters W.B. Yeats, und immer perfekt gekleidet. Mit einer Dogge an ihrer Seite und einem Seidenäffchen auf der Schulter führte sie ihren Kampf für die Freiheit Irlands. Obwohl Maud Gonne als englische Offizierstochter geboren wurde, verabscheute sie zeitlebens das Britische Empire. Ihr Leben war von Widersprüchen geprägt. Da war ihr geheimes, luxuriöses Leben in Frankreich an der Seite des rechten Politikers Lucien Millevoye. Zwei Kinder entsprangen der Verbindung, der gemeinsame Sohn starb noch als Säugling, die Tochter Iseult wurde als Nichte oder Adoptivtochter ausgegeben.

Und es gab ihr Leben auf der anderen Seite des Ärmelkanals, wo sie versuchte arme Pachtbauern von den Forderungen der englischen Landlords zu befreien, wo sie flammende Reden hielt und sich um Kranke und Kinder sorgte. Schwarz-Weiß-Bilder dokumentieren die Stationen im Leben dieser wundersamen Frau. Ihr phänomenales Aussehen und ihre Theatralik waren dabei wohl ihr großer Trumpf: Maud Gonne konnte sich einiges herausnehmen, was andere Frauen weder im konservativen Irland noch in anderen Ländern zu jener Zeit durften. So erklärte sie zum Dessert bei einem Treffen irischer Würdenträger:


„Meine Herren, Englands jahrhundertelange Tyrannei über Irland ist ein Verbrechen gegen Gott und die Menschheit. Ihr großer Dichter Victor Hugo hat den Hunger als ein öffentliches Verbrechen genannt, und dieses Verbrechen verübt England an Irland vorsätzlich und mit kalter Berechnung. Sie fragen, wonach wir streben? Ich werde es ihnen sagen: Wir, das sind drei Dinge: eine Rasse, ein Volk und eine Demokratie, aus diesen drei Dingen wollen wir eine Nation schmieden.“ (S. 97)


Niedergeschrieben hat dies kein geringerer als der Dichter und Nobelpreisträger William Butler Yeats. Obwohl dieser mehrfach um sie freite, blieben sie lebenslang nur Freunde und heirateten nie.

Das Jawort gab sie schließlich dem Irischen Major John MacBride. Da beide Ehepartner gewaltbereit waren, planten sie schon auf ihrer Hochzeitsreise den englischen König Edward VII. zu ermorden. Der weilte gerade in Gibraltar, doch es blieb bei der Absicht zu dem Attentat, denn der Gatte war zum entscheidenden Zeitpunkt leider zu betrunken. Damit endete die kurze Ehe schon wieder, Maud führte ihren Mädchennamen weiter und ließ sich scheiden. Jahre später wurde John MacBride beim Osteraufstand in Irland erschossen. Damit errang er spätes Ansehen bei seiner ehemaligen Frau, die nun fortan den Namen MacBride trug und sich als Witwe stilisierte.

Solche fast bizarren Eigenarten sorgen dafür, dass zumindest mir die Hauptperson der Biografie fremd bleibt. Zweifelsohne hat Maud Gonne in ihrem Leben zur Befreiung Irlands beigetragen. Sie stritt für republikanische Häftlinge, gründete die erste politische Frauenorganisation Irlands und kümmerte sich um Bedürftige. Doch sie selbst blieb dabei dem Pomp verhaftet, und bei ihren Auftritten war die Grenze zwischen Politik und Theater nur schmal.

Irland, sein Weg in die Unabhängigkeit und die besondere Situation in Nordirland sind kompliziert und werden durch die Lektüre des Buches nicht übersichtlicher. Zu viele Namen, zu viele Organisationen verwirren hier, und das Personen- und Sachregister am Ende können das Durcheinander im Buch kaum ordnen. So bleibt zum Schluss die Biografie einer eigentümlichen, fast unsympathischen Frau - garniert mit der schweren Geschichte Irlands.
Ellen Norten - 5. März 2017
ID 9886
Elsemarie Maletzke | Maud Gonne
Ein Leben für Irland

Haardcover, 318 Seiten
Eur 24,95 (D), Eur 25,70 (A)
Insel Verlag, 2016
ISBN 978-3-458-17674-9


Weitere Infos siehe auch: http://www.suhrkamp.de/buecher/maud_gonne-elsemarie_maletzke_17674.html


Post an Dr. Ellen Norten



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