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Buchkritik

Frauenleid

in Manhattan



Bewertung:    



Auch wenn der Protagonist und Ich-Erzähler ein Mann ist, so ist deutlich zu spüren, dass das Buch über den ersten Polizisten New Yorks von einer Frau geschrieben wurde. Timothy Wilde ist ausgesprochen feinfühlig. Dort wo seine Kollegen erste Formen des Waterboardings anwenden, setzt er auf freundliche Befragungen, zeigt Verständnis für sein Gegenüber und erntet manchmal auch Undank dafür. So zieht ihm Sally Woods, eine Frauenrechtlerin, die unter Verdacht steht einige Häuser in Manhattan abgefackelt zu haben, einfach eine Flasche über den Kopf. Doch Wilde ist mehr fasziniert als erbost über die ungewöhnliche Frau und bleibt auch nach dieser Attacke von deren Unschuld überzeugt.

Es geht um Brandstiftung mit Todesfolge in diesem dritten und letzten Buch über Timothy Wilde. Und obwohl Stadtrat Symmes eigentlich das Opfer ist, da seine Häuser in Flammen aufgehen, erfährt der Leser viel über die dunklen Machenschaften von ihm und seinen Parteigenossen. Der Abgeordnete beutet Frauen als Näherinnen bis aufs Blut aus. Die schäbigen Arbeitsbedingungen zeigen traurige Parallelen zu den heutigen Billigproduktionsstätten in Pakistan, wo im Akkord Textilien gefertigt werden.

Damals in New York waren es in erster Linie irische Einwanderinnen, die der großen Hungersnot in ihrer Heimat entgehen wollten und so unfreiwillig vom Regen in die Traufe gerieten. Viele von ihnen endeten in ihrer Not in der Prostitution.

Timothy Wilde kämpft für die Unterdrückten und er hat ein großes Herz. Doch allein würde er den Kampf kaum gewinnen, wenn es nicht seinen mit allen Wassern gewaschenen Bruder Valentine geben würde. Val kann es mit geradezu jedem Verbrecher, aber auch skrupellosen Politikern aufnehmen und schreckt vor Gewaltanwendung nicht zurück. So darf sich der Leser freuen, wenn die Bösen ihre gerechte Abreibung bekommen und die schier aussichtlose Situation wieder ins Lot gerät.


„Ich konnte nicht länger im Schatten verharren, weiche Knie hin oder her, also wanzte ich mich von hinten an meinen Bruder heran. Seine Kumpane nickten mir zu, ebenso Todd. Val drehte sich um, und die Brauen über seinen wilden Augen verknoteten sich vor Verwirrung.“ … „‘Du siehst aus wie eine noch warme Leiche.’
‘Und Du siehst aus wie ein verkümmerter Hundewelpe, mit einem Gesicht, dass die Milch sauer wird’, blaffte er zurück.“

(Lyndsay Faye, Das Feuer der Freiheit; S. 254)



Die Wortspiele zwischen den Brüdern sind amüsant und zeigen, dass sich hier zwei Menschen auf ihre spezielle Art bedingungslos verstehen. Sie verwenden dabei auch eine zeitgenössische Gaunersprache, die im Anhang an das Buch erklärt wird. Dieses ist aufwendig recherchiert und so taucht man beim Lesen tief in die Zeit um 1845 ins damalige Manhattan ein.

Am Ende klärt Tim Wilde die Brandstiftungen auf und mit Hilfe seines Bruders noch so einige politische Unappetitlichkeiten dazu. Dennoch bleibt er privat ein Looser, denn seine große Liebe Mercy Underhill verfällt langsam dem Wahnsinn und das „Bratkartoffelverhältnis“ mit seiner Vermietern endet, als diese mit ihrem neuen Verlobten nach Kalifornien – zur Goldsuche aufbricht. Damit es am Ende der Trilogie nicht gar zu traurig wird, darf Tim Wilde zumindest erleben, dass sein Patenkind, eine ehemalige Kinderprostituierte, glücklich wird. An Stelle ihres Vaters führt er sie sogar zum Traualtar um sie einem anständigen Mann an die Seite zu geben.
Ellen Norten - 23. November 2016
ID 9701
Lyndsay Faye | Das Feuer der Freiheit
528 S., Tb.
EUR 15,90 (DE), EUR 16,40 (A)
E-Book, EUR 12,99
dtv, premium, 2016
ISBN 978-3-423-26086-2


Weitere Infos siehe auch: https://www.dtv.de/buch/lyndsay-faye-das-feuer-der-freiheit-26086/


Post an Dr. Ellen Norten



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