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nachDRUCK # 2

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Buchkritik

Tristesse

intellektuell



Bewertung:    



Da sind zwei Frauen, Erika und Judith, und eigentlich geht es ihnen gut. Erika Wawracek ist eine sehr erfolgreiche Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Bioakustik. In ihrer Freizeit betreibt sie Aikido. Sie hat einen kleinen, aber feinen Freundeskreis, zu dem Cécil gehört, der ihr Geborgenheit und tiefe Sympathie schenkt und der vermutlich auch gern ihr Partner wäre. Hier offenbart sich (nüchtern betrachtet und wenn überhaupt) das einzige Problem von Erika; sie scheint für eine echte Beziehung nicht offen zu sein, frönt lieber ihrer Forschung und belauscht Seen und Meere mit ihren Hydrophonen.

Judith ist Studentin der Musikwissenschaft und steht kurz vor dem Abschluss. Für ihre Arbeit sammelt sie Daten und lernt dabei Erika kennen, die sie für ihre Examensarbeit interviewt. Die Begegnung führt dazu, dass Erika und ihre etablierten Freunde, die deutlich jüngere Judith in ihren Kreis aufnehmen, und zwischen Erika und Judith entsteht eine Art von Freundschaft. Das ist eigentlich fast die gesamte Handlung des Buches, indem es darum geht das Seelenleben der beiden Frauen zu offenbaren. Auf dem Klappentext [von Wasser atmen] steht, dass beide unter schweren Ängsten leiden und dass die Autorin Elisabeth Klar dies bildreich zu beschreiben weiß. Tatsächlich gerät der Leser in die intime Gedankenwelt der beiden Frauen.



"Sie holt ein Joghurt aus dem Kühlschrank, reißt es auf. Hohl klingt der Riss. Anthropogene Veränderungen, Schiffe, Unterwasser-Sprengungen führen zu Veränderungen in der Klanglandschaft. Meistens lassen sie verstummen. Manchmal können Geräusche verletzen. Sie reißt das Joghurt weiter auf. Schiffe senden Sonar aus, Wale können an Taucherkrankheit sterben. Du musst das Leben von Anfang an in den Griff bekommen. Du kriegst dieses Leben nicht in den Griff, indem du Joghurt isst." (S. 87)


Denkt Judith. Schwer zu beurteilen ist für mich jedoch, ob hier von Ängsten oder anderen Problemen die Rede ist. Fest steht jedenfalls, dass die Schwermut der beiden Frauen ohne äußeren Anlass besteht und diese Schwermut ansteckend ist.

Das bestandene Examen von Judith ist nicht ihr Start in ein glückliches Berufsleben, sondern Start in eine Paranoia, die darin gipfelt, dass sie ihre linke Hand zu einer Faust verschließt, um diese nicht wieder zu öffnen – festhalten, aber was? Das seelische Manko führt Judith zu einer körperlichen Behinderung.

Erika startet indes für ihre Forschung in die Antarktis. Zwar genießt sie die einzigartigen Naturerlebnisse, doch ist sie der Überwinterung auf dem eisigen Planeten nicht gewachsen.



"Du wendest Dich ab, du bist in der Antarktis, du bist dort und wirst es doch verpassen. Aber dann, immer wieder, der Schlag in die Magengrube wie eben jetzt, als sie hochblickt und alles in Wahrheit wie auf sie niederfällt. Auf einmal ist sie hier, wirklich hier, und spürt, wo sie ist, spürt den Leviathan unter sich, und das es in alle Richtungen einfach weitergeht und weiter, und blickt in den Himmel über sich, und er ist zu groß, zu groß!“ (S. 327)


Es ist ein verstörendes Buch, bei dem ich nicht weiß, welchen Zweck es erfüllt. Die Probleme der beiden Protagonistinnen sind für mich nicht nachzuempfinden, und die Lektüre eröffnet weder neue Erkenntnisse, noch vermittel sie Hintergründe zum Thema. Wer sich aber trotzdem in die tiefen seelischen Abgründe der beiden Frauen stürzen möchte, der ist in und mit diesem Buch gut aufgehoben.
Ellen Norten - 28. November 2017
ID 10398
Link zum Buch: https://www.residenzverlag.com/buch/wasser-atmen


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