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Rezension

Jan-Eike Hornauer (Hrg.) - "Grotesk!"

Anthologie
Candela Verlag 2011
ISBN 978-3-942635-22-6



Wunderbarer Lesegenuss

Mit der Genre-Anthologie GROTESK! legt der Candela Verlag einen literarischen Kracher vor


Unter Dort, wo die Texte blüh'n kündigte KULTURA-EXTRA Groteskes an, weil's so aktuell ist. Gemeint war und ist GROTESK!, so der Titel eines literarischen Neujuwels aus dem Candela Verlag in Korb. Edel die Aufmachung, edel der Inhalt: 19 Autoren präsentieren 22 Kurzgeschichten vom Feinsten. Aus einem Meer stilistischer und inhaltlicher Vielfalt, hat Textzüchter Jan-Eike Hornauer als Herausgeber Perlen der Erzählkunst gefischt, poliert und zu einer bibliophilen Kollektion kompositorisch verarbeitet.

Im Mittelpunkt einer jeden Erzählung steht, wen wundert's, der einzelne Mensch - entfaltet über alle seine Dimensionen, die ihn erzähltechnisch zu einer abgerundeten Figur machen. So weit, so gut. Übermenschen sind sie aber nicht, die, die da zu Geschichten werden. Es sind ihre außergewöhnlichen Umgebungen und Situationen, die die Protagonisten veranlassen, in eine Arena einzutreten, der sie nicht entkommen können, denn sie selbst definieren ihre Umgebung. So wird Umgebung auch zum Inneren Land eines jeden einzelnen.

Da kann Umgebung das in Dunkelheit liegende Gasthaus sein, in dem ein Gast alleine seine Mahlzeit einnimmt. Und je intensiver der Gast versucht, das Dunkel seiner Umgebung zu erhellen, umso mehr wird die Umgebung zu seinem Inneren Land, wie in Der Gast und sein Mörder von Michael Kramer.

Oder da kann das Innere Land die Umgebung sein, in der der Protagonist auf sich alleine gestellt ist. Und die Umgebung wird zur Geschichte des Protagonisten, wie in Der letzte Spalt von Peter R. Bolech. Nur vordergründig wird hier die Geschichte eines Soldaten geschildert, der nach dem Krieg einen persönlichen Wiederaufbau betreibt, hier auch große Erfolge erzielt, letztlich aber scheitern muss. Im Kern handelt es sich um eine weitreichende psychologische und gesellschaftliche Parabel von großer Allgemeingültigkeit, auch in unkriegerischen Zeiten.

Oder da versucht in Steve Kußins Aufzeichnungen eines wohlanständigen Bürgers der Protagonist seine Umgebung zu gestalten, die ihrerseits ihn gestaltet. Festgehalten und dargestellt in Form eines mehrwöchigen Tagebuchs, das zum Protokoll einer Regelwidrigkeit zu Fuß gehender Verkehrsteilnehmer wird und eine biographische Schicksalsverflechtung der Protagonisten bewirkt.

Oder, oder, oder, 22 Mal. Mal kurz, sehr kurz, mal lang. Jede Seite eine Neuschattierung einer unbekannten Dimension.

In allen Fällen aber trägt die groteske Überdimension nicht phantastischer Beliebigkeit Rechnung, sondern alleine einer phantasievollen Gestaltung unsichtbarer Gesetze des Unbekannten Landes in uns allen.

Verleger Christoph Bizer-Neff kreierte mit einer schwarzleinenen Hardcover-Ausgabe mit goldener Rückenschrift und einem Hochglanzschutzumschlag eine bibliophile Kostbarkeit, die genau die Titelgrafik trägt, die dieses bemerkenswerte Ausnahmebuch ausmacht. Der Blick aus dem Jetzt in ein Irgendwo. Geheimnisvoll, bedrohlich, unbekannt und doch die Grundfeste des Innersten eines jeden, der sich auf dieses Buch einlässt.

Und er wird belohnt, der Leser. Mit GROTESK! hält er ein Buch mit literarischem Seltenheitswert in den Händen: dem der Qualität der Wiederlesbarkeit. Jede einzelne Geschichte lädt ein, sie noch einmal zu lesen. Geheimnisfülle und Sprachnimbus komplettieren Jan-Eike Hornauers Kollektion.

Absurd, bizarr, fantastisch, grausam, irrational, komisch, lächerlich, schaurig, seltsam und übersteigert (in alphabetischer Sequenz) - das sind die wesentlichen Attribute, die dem Grotesken in den meisten Definitionen beigemessen werden und die alleine oder in Teilen die Groteske noch nicht ausmachen. Denn das Ganze ist auch hier mehr als die Summe der Teile. Es ist der Kochtopf der Gegensätze, in dem die attributiven, nicht zueinander passenden Elemente bei genregenerierender Temperatur auf außergewöhnliche Weise im Sud der Unvereinbarkeit zu einer leuchtplasmatischen Kunstform fusioniert werden (müssen).

Bekannte Beispiele für groteske Literatur sind Alice im Wunderland von Lewis Carroll, Leonce und Lena von Georg Büchner, Die Menschenfabrik von Oskar Panizza und Der Glöckner von Notre Dame von Victor Hugo. Franz Kafka gilt als der Großmeister der Groteske.


Arnd Moritz - 9. März 2012
ID 00000005806
GROTESK!
Candela Verlag
1. Auflage 2011
Geb. m. Leseband u. Schutzumschlag
277 S.
19,6 x 13 x 2,6 cm
19,80 €
978-3-942635-22-6



Siehe auch:
http://www.candelaverlag.de





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