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Kalender 2024

Meisterinnen

der Malkunst





Bewertung für beide Kalender:    



„Die leichte Musik, von der es nie genug geben kann, ist raschlebig. Wie die Waren, an denen großer Bedarf ist, wird sie jedes Jahr in neuen Verpackungen und mit kleinen Änderungen geliefert.“ (Ingeborg Bachmann)


Zum Jahreswechsel gilt es, sich neben einen neuen Kalender auch neue Perspektiven zu eröffnen. Es gibt eine ganze Bandbreite an Künstlerinnen, die mittlerweile in der Kunstgeschichte an Bedeutung gewonnen haben. Das Interesse an einem teils auch feministischen Kunstkanon steigt (s. Große Kunst von Frauen, 2021). Heute werden vergessene Künstlerinnen wiederentdeckt, und Museen oder Sammlungen rücken weibliche Kunstschaffende vermehrt in den Vordergrund, etwa 2022 bei der Kunstbiennale in Venedig, oder auch in größeren Einzelausstellungen wie Ursula. Das bin ich. Na und? 2023 am Kölner Museum Ludwig. Auch ausgewählte Kalender für das kommende Jahr laden zum Entdecken von Kunstwerken von Frauen ein.

*

Der mit 48x54 cm großformatige Kunst-Kalender i>Künstlerinnen – Meisterwerke des 20. Jahrhunderts Kalender 2024 enthält zwölf Gemälde von Künstlerinnen der klassischen Moderne, die überwiegend mit Öl auf Leinwand gemalt wurden.

Das Januar-Bild Der Schwan Nummer 1 von Hilma af Klint zeigt einen weißen und einen schwarzen Schwan. Die schwedische Künstlerin folgt mit ihrer abstrakten Kunst Spuren des Kubismus und gilt heute als Modernistin. Ein bedeutungsvolles Vogelmotiv präsentiert sich auch im Februar. Empfindsam stellt Broncia Koller-Pinelli die Genreszene in Junge Frau vor einem Vogelkäfig dar. Die dominante Rückenfigur lenkt den Blick des Betrachters auf die zwei gefangenen Vögel. Thema des Bildes sind die unsichtbaren Gedanken und Empfindungen der Dargestellten. Es geht um die eingeschränkte Bewegungsfreiheit von Frauen vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Normen um 1910. Das präzise umgesetzte Gemälde vermittelt eine Ruhe, fokussiert eine brisante Thematik vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Gesellschaft.

Das März-Motiv ist ein Stillleben mit Papierrolle von Olga Rosanova. Es hängt heute im Kunstmuseum Smolensk in Russland. Im April wird das Titelmotiv des Kalenders, Sitzendes Mädchen mit Schafen am Weiher von Paula Modersohn-Becker gezeigt. Im Mai sehen wir Malerische Architektonik von Ljubow Sergejewna Popowa, das heute in Ludwigshafen hängt. Im Juni dann Dora Hitz mit Mädchen im Mohnfeld, heute im Museum der Bildenden Künste in Leipzig. Für den Juli wählte Ackermann ein Stillleben von Alexandra Exter aus, das sich heute in Russland befindet.

Besonders bemerkenswert ist das August-Motiv Eugene Manet auf der Insel Wight von Berthe Morisot, heute im Pariser Musee Marmottan Monet. Im August 1875 besuchten Berthe Morisot und ihr Mann Eugène Manet (jüngerer Bruder des Impressionisten Édouard Manet) auf ihrer Hochzeitsreise die Isle of Wight. Morisot malte ihren Mann, wie er durch das offene Wohnzimmerfenster von Globe Cottage in West Cowes auf der Isle of Wight auf den Hafen hinausschaut. Das Bild wurde von innen nach außen gemalt und verdeutlicht Morisots Position als Betrachterin: Sie zögerte, ihre Staffelei in der Öffentlichkeit aufzustellen, deutet jedoch im Lichteinfall neue visuelle Möglichkeiten an.

Der September zeigt ein Stillleben mit Obstschale von Marie Clementine Valadion. Im Oktober dann das mit Öl auf Holz gemalte Bild Im Prater von der österreichischen Stimmungsimpressionistin Tina Blau, die meist unter freiem Himmel arbeitete. Der November zeigt Landschaft mit Reiter und Reiterin von Marianne von Werefkin, ein Temperabild auf Pappe. Das Dezembermotiv präsentiert mit Equilibre von Sophie Taeuber-Arp das jüngste Bild dieses Kalenders. Das Ölgemälde auf Sperrholz hängt heute im Kunstmuseum Basel in der Schweiz.



Dem vielschichtigen Oeuvre vieler oben genannter Künstlerinnen begegnen wir im Wochenkalender Künstlerinnen – 53 Werke zwischen Aufbruch und Wagnis wieder. Auch hier gibt es Werke von Sophie Taeuber-Arp (Balance mit roter Ebene, Kalenderwoche 10), Hilma af Klint (Gruppe IV, Nr. 2, Die zehn Größten, Kindheit – geometrische Formen, KW 20), Berthe Morisot (Stockrosen, KW 23), Dora Hitz, Marianne von Werefkin, Alexandra Exter, Olga Rosanova oder Paula Modersohn-Becker zu bestaunen. Der Kalender im kompakten 25 x 35,5 cm Format bietet neben kurzen Beschreibungen zum Hintergrund der Werke und zur jeweiligen Künstlerin auch Angaben zum Datum, Material und Hinweise, wo die Originale heute hängen. Die Begleittexte der 53 im Kalender abgedruckten Werke sind durchaus informativ recherchiert. Die Bildabdrucke nehmen hochformatig nur etwa die Hälfte der Kalenderblätter ein, querformatige Bilder sogar teils weniger als die Hälfte.

In eigenwilliger Bildsprache beleuchten Motive oft eine Welt der Frauen und Kinder zur damaligen Zeit. Die französische Malerin Marie Petiet ist so in Kalenderwoche 11 mit einem Bild von Wäscherinnen um 1882 vertreten. Die russische Malerin Marie Baschkirtsewa zeigt in KW 27 eine Damenklasse der Pariser Kunstakademie um 1881 beim Malen eines männlichen Aktes. Im Kalender sind zahlreiche Bilder von Gruppen und Landschaften, Porträts und abstrakte Bilder, mehrere Stillleben und auch einige Frauenakte enthalten.

Die naturalistische Tiermalerin Rosa Bonheur wird in Kalenderwoche 15 mit ihrem Bild Löwen von 1895 gezeigt. Die Französin erfasst in ihrem Ölbild meisterhaft großformatig eine Freiluft-Szenerie und veranschaulicht fast fotografisch den Ausdruck und die majestätische Haltung ihrer Löwen-Modelle. Die Schachwelt ist traditionell eher männlich geprägt. Die italienische Renaissance-Malerin Sofonisba Anguissola malte nichtsdestotrotz um 1555 Drei Schwestern beim Schachspiel (abgedruckt in KW 7). Sehenswert sind auch die Selbstporträts einiger Malerinnen: Judith Leysters Selbstporträt bereits in KW 1, Marie Ellenrieders Selbstbildnis von 1818, Anita Rées Selbstporträt von 1930 und Alice Pike Barneys Selbstporträt in Malrobe von 1896.

Eine sorgfältige, mehrebige Bildkomposition, strahlend grüne Farben und fein geschwungene Formen nehmen im Bild Embankment Gardens, London um 1938 von Stella Bowen (KW 48) für sich ein. Die australische Malerin zeigt eine Parkanlage an der Themse mit Rasenflächen und windbewegten Bäumen im Spätherbst. Drei menschliche Gestalten gehen auf durchnässtem Weg in Richtung der, im Dunst des Hintergrundes erkennbaren St. Paul’s Cathedral. Formen, wie etwa ein Gartenpavillon im Vordergrund, werden auf bildlicher Ebene spielerisch gespiegelt. Das Original hängt heute in der Art Gallery of South Australia.

Der Wochenkalender von Harenberg zeigt auch, anders als der Monatskalender von Ackermann, ausgewählte Werke der Gegenwart, wie Peat River von der schottischen Künstlerin Georgia Russell (geb. 1974), Unfinished Masterpiece von der Amerikanerin Rachel Harrison (geb. 1966), Louise Bourgeois (Painter’s Portrait) von der Chinesin Chunqing Huang (geb. 1974) und Stil III von der Kölnerin Natascha Schmitten (geb. 1984), Absolventin der Düsseldorfer Kunstakademie.

Insgesamt bieten beide Kalender eine eindrückliche, kreative und inspirierende Vielfalt der Farben, Formen und kompositorischen Ideen und hinterlassen bleibende Eindrücke.


Ansgar Skoda - 6. November 2023
ID 14461
https://www.ackermann-kalender.de/kuenstlerinnen-kalender-2024

https://harenberg-kalender.de/kuenstlerinnen-wochen-kulturkalender-2024/


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