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Es sind hunderte kleine Formen, die im Kalender Hilma af Klint 2026 wie schon im Vorjahr großformatig auf 48 x 64 cm vom Geistigen, von Energien und von Reisen in unbekannte Welten erzählen. Die schwedische Malerin malte keine Gegenstände oder Personen, sie suchte in wirbelnden Strukturen und Farben nach Sprachen eines Urbilds.

Ende Oktober ist eine gute Zeit, um sich dem Oeuvre der frühesten Vertreterin abstrakter Kunst zu widmen. Hilma af Klint wurde am 26. Oktober 1862 geboren, 81 Jahre alt, und verstarb am 21. Oktober 1944 kurz vor ihrem 82. Geburtstag. In jüngster Zeit wird ihr Werk mehr beachtet.

Af Klint malte in großer Geschwindigkeit und mit dynamischem Ausdruck. Die Schwedin wollte in ihrem Werk harmonische Schwingungen und spirituelle oder mystische Botschaften festhalten. Auch die Kalendermotive enthalten stark abstrahierte und stilisierte Formen und Symbole, Spiralen, Schlangenlinien, Kringel oder Haken. Oft scheint alles Dargestellte in Bewegung, wie im Flug. Zeitlebens besuchte die Schwedin spiritistische Kreise und nahm an Séancen Teil. Die Farbe Blau verkörpert oft das weibliche Prinzip, die Farbe Gelb steht für das Männliche, diese Farben stehen einander gegenüber im März-Motiv Die Taube Nr. 1, Serie UW, Gruppe DC 1915 oder im Juli-Motiv Altarbild Nr. 3, Gruppe X, 1915. Schrift ist mitunter gleichwertig zu bildlichen Formen. Der Buchstabe H., der im Januar-Motiv Die zehn Größten Nr. 6, Erwachsenenalter, und Juni-Motiv Die zehn Größten, Nr. 1, Kindheit prominent auftaucht, steht für Hilma.

Der Kalender enthält in den Monaten Mai mit Die zehn Größten, Nr. 10, Das Alter und im August mit Die zehn Größten, Nr. 3, Jugend zwei weitere Motive aus der 1907 gemalten Reihe Die zehn Größten aus af Klints Gruppe IV. Das Kalendercover zeigt zugleich auch das August-Motiv. Wie bereits die Bildtitel verraten, ordnete af Klint ihre Werke Lebensaltern zu und versuchte mit abstrakten Mitteln Entwicklungen und Veränderungen aufzuzeigen. In den Bildern geht es um Verbindungen und Spannungen. Kreiselnde Formen und gestrichelte Linien in Blau, Orange, Violett oder Rosa begegnen sich im Fluss.

Die Originale der zehn Gemälde konnte ich 2024 während der Ausstellung Hilma af Klint und Wassily Kandinsky träumen von der Zukunft in der Kunstsammlung Nordrhein Westfalen in Düsseldorf in Augenschein nehmen. Die Originalmaße der Bilder beträgt in der Höhe deutlich mehr als drei Meter und eine Breite von fast zweieinhalb Meter. Ein vergleichbares Format in diesen Dimensionen gab und gibt es selten. Die Schwedin malte ihre Bilder, indem sie die Gemälde teilweise beging und von oben mit Bleistiftlinien vorzeichnete und danach großflächig leuchtende Tempera-Farbmischungen pinselte.

Im Juni-Motiv Die zehn Größten, Nr. 1, Kindheit kreiseln Rosen und Lilien in rotierenden Bewegungen und dominieren in der oberen Hälfte das Bildgeschehen, während sie unten einem weiteren Rund begegnen. Laut af Klint-Biographin Julia Voss steht die Lilie auf dem ersten Bild der Zehn Größten, für Gusten Andersson, eine langjährige Freundin der Künstlerin:


„In ihren Bildern verarbeitet af Klint die Beziehungen zu Anna und Gusten und für sie schließen die beiden Dualwesen, die daraus hervorgegangen sind, einander nicht aus. Rose und Lilie – wie Asket und Vestal – sind freie Entitäten, die wie Jojos durch die gestaffelten Welten jagen können, vor- und zurückspringend, vom Astralen zum Physischen, als göttliche Symbole, Avatare, Alter Egos oder Verkörperungen von männlich und weiblich.“ (Julia Voss, Die Menschheit in Erstaunen versetzen. Hilma af Klint Biographie, S. 244f.)


Der Kalender enthält auch drei Motive aus af Klints Der Schwan-Serie SUW der Gruppe IX (1914-1915). Im Februar-Motiv Der Schwan Nr. 1 sehen wir, wie zwei Schwäne sich aufeinander stürzen, der eine ist schwarz, der andere weiß. Schweden ist für seine Vogelzüge bekannt, gehört doch Nils Holgersson mit den Wildgänsen von der ersten Nobelpreisträgerin für Literatur, der Schwedin Selma Lagerlöf, zu den Klassikern. Die Künstlerin malte ihren Zyklus, während sich der Erste Weltkrieg weiter ausbreitete und Kriegsfotos von Gewalt und Zerstörung in Umlauf waren und die Zeitungen dominierten. Af Klint schuf eine düstere Serie, in der die Vögel – auch Symboltiere für Boten oder Einheit – bluten und ihre Gestalt verlieren. Gegenständliches verformt und vervielfacht sich zu etwas Abstraktem. So arrangiert af Klint die Bildfläche im November-Motiv Der Schwan Nr. 9 kunstvoll zu einer Ordnung, unterteilt in Segmente und Kreisbewegungen. In geometrischen Formen und Figuren findet Gelb zu Blau. Im Dezember-Motiv Der Schwan Nr. 16 sehen wir schlussendlich eine aufgeräumte Komposition symmetrischer Kreise.

Bemerkenswert ist auch das Aprilmotiv Der Baum der Erkenntnis, Nr. 5 aus den Jahren 1913-1915, das einen pulsierenden Organismus zeigt, der nur entfernt einem Baum ähnelt. Von einem in die Höhe zeigenden Stil gehen Strahlen aus. Anstelle von Wurzeln schwingen unterhalb des Gebildes blattartige Formen in einem Kreis. Hier war Hilma af Klint vom Theosophen Rudolf Steiner inspiriert, der in einen von ihr besuchten Vortrag vom „Weltenbaum“ sprach. Im Oktobermotiv Das Urchaos, Nr. 7 aus der Gruppe 1 (1906-1907) kontrastiert eine gelbe Kreisfigur mit einem blauen Hintergrund. Der scheinbar schwebende Körper beinhaltet eine Materie aus Kreisen, einem Kreuz und hervorgehobene Buchstaben. Räder und Linien gehen ineinander über und gelbe Strahlen spritzen oberhalb des Körpers empor. Auch hier geht es nicht nur in der Farbsymbolik um eine Sehnsucht nach Vereinigung und Einswerdung in einem Urzustand. Im Kalender gibt es noch viele weitere Details zu entdecken, die mitunter mystische oder spirituelle Botschaften enthalten und zu verblüffen vermögen.


Ansgar Skoda - 23. Oktober 2025
ID 15523
Korsch-Link zum Kalender Hilma af Klint 2026


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