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Was haben die Augen der großen Fleischfliege, der Stempel der Feuerlilie und ein dunkler Brasilianischer Topas miteinander gemeinsam, und vor welchen Problemen stand Charles Darwin, als er auf seiner Forschungsreise mit der HMS Beagle seine gesammelten Objekte beschreiben wollte? Die Antworten haben in beiden Fällen mit Farben zu tun.

Im ersten Fall ist es die Farbe Bräunlichorange, die alle drei genannten Objekte in identischer Weise zeigen. Die zweite Frage zielt auf das Problem hin, wie Darwin eine solche Farbe beschreiben konnte.

Für uns scheint die Lösung auf den ersten Blick irrelevant. Exzellente Farbfotos liefern uns heute Farben von jedem gewünschten Objekt. Doch halt – zeigt uns der Monitor oder der Abdruck wirklich die natürliche Farbe oder sind hier beispielsweise falsche Gelb- oder Grünstiche enthalten, die wir so nicht entdecken?

Solche Fragen stellte sich der Mineraloge Abraham Gottlieb Werner, Bergmeister an der sächsischen Bergakademie in Freiberg im 18. Jahrhundert freilich noch nicht, ihm ging es einfach darum eine Referenz für die einzelnen Farben der Natur zu schaffen. Dazu entwarf er eine Nomenklatur - ein Büchlein, in dem 79 verschiedene Farbtöne in kleine Kästchen gemalt waren. Beschrieben wurde gleichzeitig, aus welchen Farben diese Töne gemischt wurden. So besteht das eingangs erwähnte Bräunlichorange aus Auripigmentorange mit etwas Hyazinthrot und einer kleinen Menge hellem Kastanienbraun, wobei letzteres auch wieder eine beschriebene Mischfarbe darstellt.

Trotz dieser Genauigkeit reichten dem schottischen Pflanzenmaler Patrick Syme die 79 Farben für seine Bilder nicht aus, er ergänzte die Nomenklatur 1814 auf 110 Farbtöne, die im vorliegenden Buch vorgestellt werden.


"Es ist von großer Wichtigkeit, die Schattierungen und Tönungen zwischen Farben beurteilen zu können und die Farbkomponenten herauszufinden, denn dies befähigt uns dazu, die Farbe eines jeden Objektes richtig zu beschreiben." (S. 13)


Natürlich ist die Farbe nur eine Seite der Medaille, Form und Beschaffenheit sind die andere. Doch gerade die Farbe oder deren Verläufe sind mit Worten kaum zu fassen, und die genaue Beschreibung von Farben ist nicht nur für den Naturforscher wichtig. In der Medizin haben Ärzte früher über Farben auch ihre Diagnosen absichern können.


"Auf diese Weise sind die Veränderungen von einer leichten Entzündung bis hin zur vollständigen Gangrän (absterbendes Gewebe) deutlich gekennzeichnet durch die Farbe, die die betreffende Körperstelle annimmt." (S. 23)


Heute erkennen die modernen Mediziner Unregelmäßigkeiten auf dem Röntgen- oder CT-Bild, den Menschen dahinter sehen sie oft nicht.

*

Es ist ein ungewöhnliches Buch, ungewöhnlich für uns, da es aus einer anderen Zeit stammt, einer Zeit ohne Farbfotografie, Computer und Smartphone. Doch obwohl der Umgang mit farbigen Abbildungen für uns heute alltäglich ist, liefern die im Buch dargestellten Farben und ihre Entstehung interessante Hintergründe, schulen das Auge zum genauen Hinsehen. Dies geht in unserer heutigen Zeit immer weiter verloren. Die gerade erschienene Neuauflage der englischsprachigen Ausgabe und deutschen Ersterscheinung der Nomenklatur der Farben wirkt dem entgegen. Es ist ein anderer, altmodischer Blick auf die Welt und die Natur, aber man muss keineswegs Künstler sein um diesen Blick auch heute zu genießen. Die bibliophile leinengebundene Ausgabe unterstützt dieses.


Ellen Norten - 27. Oktober 2018
ID 10996
Link zum Buch: https://www.haupt.ch/Verlag/Buecher/Gestalten/Schrift-Kunst-Zeichnen/Werners-Nomenklatur-der-Farben.html


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