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Rezension

Michael Hübner | Todesdrang

Thriller
Goldmann Verlag, 2013
ISBN 978-3-442-47903-0




Der Weg in den Hass

Was passiert, wenn ein Mensch alles verliert, was ihm etwas bedeutet und wenn dahinter ein sadistischer, ihm unbekannter Täter steckt? Michael Hübner schildert dies spannend, aber auch beklemmend und liefert damit nicht nur einen fesselnden Thriller, sondern auch ein Gedankenexperiment. Denn was kann binnen acht qualvoller Tage aus einem eigentlich biederen Charakter werden:

Die Hauptfigur Dirk Bukowski ist ein wohlsituierter Bankangestellter, der mit Frau, Sohn und Hund unauffällig in einem hübschen Eigenheim lebt. Seine Freizeit verbringt er gern am Computer, u.a. in und mit einem sozialen Netzwerk. Das Unglück nimmt seinen Lauf, als ihm am PC ein Bildschirmfenster entgegen klappt mit der Aufschrift „Wünsch Dir was!“. Aus einer Laune heraus antwortet Bukowski darauf: „Ich habe bereits alles!“ und besiegelt mit dieser leicht arroganten Formulierung seinen eigenen Untergang.

Ein Unbekannter startet einen umfassenden Vernichtungsfeldzug gegen ihn. Die einzelnen, vom Täter genau geplanten und aufeinander aufbauenden Attacken überwacht dieser minutiös am Computer und über das Handy des Opfers. Wer dieser allgegenwärtige, unheimliche Unbekannte ist, bleibt lange Zeit verborgen, doch die Gefühle des Täters werden aus seiner eigenen Perspektive offen gelegt.

„… nachdem er sich den Mundschutz aufgesetzt und die ätzende Flüssigkeit über dem Wagen verteilt hatte, war etwas Schlafendes in ihm erwacht, das mit aller Gewalt nach draußen drängte. Also war er noch einmal zu seinem Auto zurückgegangen und hatte das Stemmeisen geholt, das er im Kofferraum deponiert hatte. Wie im Rausch hatte er auf den Luxusschlitten seines Opfers eingeschlagen, als stünde er stellvertretend für all die Jahre der Unterwerfung und der Herabwürdigung, die er hatte ertragen müssen. Es war ein so überwältigendes und befreiendes Gefühl gewesen, sich ganz und gar seinem Hass hinzugeben und ihn auf unmittelbare Weise auszuleben, dass er sich nur mit Mühe dazu zwingen konnte, diese überlegene Situation aufzugeben und sich wieder zurückzuziehen.“ (S. 65)

Innerhalb von acht Tagen wird Dirk Bukowski Stufe für Stufe in den Abgrund geführt. Die Schlinge um seinen Hals wird immer enger. Von der Polizei bekommt er keine Hilfe, da diese zunächst die Brisanz der Vorgänge unterschätzt. Später, als die Situation bereits eskaliert ist, gerät Bukowski selbst unter Mordverdacht, denn der Unbekannte lockt ihn in ein Haus mit zwei Toten. Hier hat er zuvor zwei Menschen aus dem Bekanntenkreis von Bukowski bestialisch umgebracht, mit dessen Motorsäge und in dessen Schutzanzug.

Das Blatt wendet sich erst als Dirk Bukowski Parallelen zu anderen Gewalttaten in seiner Region entdeckt. Hier legt der Thriller noch einmal gehörig an Spannung zu, und Bukowski kann durch seine Recherchen den Unbekannten tatsächlich identifizieren und so das Unheil stoppen. Doch sein Sieg ist ein Pyrrhussieg.

Im „Nachspiel“ erfahren wir, wie die grauenvollen Ereignisse den einst braven Familienvater verändert haben. Sein Charakter, seine Wahrnehmung sind von Hass durchdrungen, und diese Wesensänderung ruft beim Leser ein neues Grauen hervor, so bleibt der Thriller bis zu seiner letzten Seite geradezu beängstigend.


Bewertung:    


Ellen Norten - 12. Januar 2014
ID 7497
Michael Hübner | Todesdrang
320 S.
Taschenbuch, Broschur
EUR 8,99
ISBN 978-3-442-47903-0
eBook, epub
EUR 7,99
ISBN 978-3-641-09951-0



Siehe auch:
http://www.goldmann-verlag.de


Post an Dr. Ellen Norten



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