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Rezension

Jörg S. Gustmann | Schattenmächte

Kriminalroman
Gmeiner Verlag, 2013
ISBN 978-3-8392-1425-1



Unsichtbare Fesseln

Fast scheint es, als habe Jörg S. Gustmann den Krimi passend zu der aktuellen Abhöraffäre der NSA geschrieben, doch die Veröffentlichung des Thrillers um den Hamburger Kommissar Martin Pohlmann liegt vor den Enthüllungen von Edward Snowden. Die geschilderte Datenkontrolle, die durchs Internet, insbesondere soziale Netzwerke, aber auch durch Onlinebanking oder Handynutzung möglich werden kann, hat einen beklemmenden Bezug zur Realität.

Im Krimi geht es zunächst um den Mord an Klaus Schöller, dem Sohn des Hamburger Polizeipräsidenten. Doch dahinter steckt sehr viel mehr; Mächte, die im Geheimen agieren und denen es auf einen Toten mehr oder weniger nicht ankommt.

Bei seinen Ermittlungen gerät Kommissar Pohlmann in Kontakt zu einem mysteriösen Mann namens Jerome. Dieser wechselt seine Identitäten nahezu täglich, trägt Silikongesichtsmasken und kann sich in fast jeden Computer der Welt hacken. Er berichtet Pohlmann von einem weltweiten Netzwerk der sogenannten Bilderberger, die sich einmal im Jahr zu einer geheimen Konferenz treffen. Vertreten sind hierbei sowohl hochrangige Politiker als auch Unternehmensvertreter und die Mächtigen der Finanzwelt. Ihr Ziel: Mit einem Chip, der jedem Bürger implantiert werden soll, wollen sie die totale Macht und Kontrolle an sich reißen.

Als wenige Tage nach dem Mord an Schöller der Verteidigungsminister Opfer eines Attentats wird, gewinnen die Verschwörungstheorien von Jerome an Glaubwürdigkeit, und Pohlmann versucht hinter das Geheimnis der Chips zu kommen.

"Er begriff, dass diese Chips dem Träger nicht nur zum Segen reichen würden. Jederzeitige Ortung konnte als Schutz zu verstehen sein, Schutz vor Entführungen. Demente Menschen, die sich verirrten und wieder zurück ins Heim oder in ein Krankenhaus geführt werden konnten. Schutz vor Verirrungen innerhalb einer Expedition im tiefsten Dschungel oder im ewigen Eis unwegsamer Gletscher. Zügige Ortung von Lawinenopfern, bevor sie erstickten. Sicher würde man den Bürgern der Welt diese Vorteile anpreisen wie Freibier, doch was war mit der zentralen Aktivierung gemeint? Vor allem: was geschah mit dem Träger nach dieser Aktivierung?" (S. 330)

Fast ahnt man an dieser Stelle schon, was der Zugriff via Chip bedeuten könnte. Pohlmann gerät im Verlauf seiner schwierigen Ermittlungen selbst unter Verdacht. Daten auf seinem Computer scheinen ihn als Spion zu entlarven, doch wie sind die Daten dorthin gelangt?

Kompliziert an diesem Buch ist die Gradwanderung zwischen Realität und Fiktion. Das Buch spielt 2011, und die Bilderberg-Konferenzen gibt es wirklich. Berichtet wird darüber kaum, was wiederum Platz für Verschwörungstheorien lässt. Hier wird es für den Leser schwierig zu entscheiden, wie weit er einfach einen spannenden Thriller liest, oder ob hier eine Vorwegnahme drohender politischer Ereignisse ins Visier genommen wird. Das Buch verliert über weite Strecken seine anfängliche Spannung und Leichtigkeit und führt den Leser in das düstere Szenario der Schattenmächte. Fast scheint es, als gäbe es kein Entrinnen aus den Intrigen der Mächtigen. Drahtzieher sind im Buch in der deutschen Polizei genauso vertreten wie in der internationalen Politik. Fast verwundert es, dass ein einzelner, gewitzter Kommissar hier den Kampf überhaupt aufnehmen kann. Und welche Rolle spielt der undurchsichtige Jerome dabei? Gegen Ende des Buches wird es wieder spannend, und die Kriminalgeschichte gewinnt die Oberhand. Doch die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, und so lässt der Erfolg des Hamburger Kommissars schon jetzt Platz für einen nächsten Band.


Bewertung:    


Ellen Norten - 24. November 2013
ID 7393
Jörg S. Gustmann | Schattenmächte
Gmeiner Verlag GmbH, Meßkirch
570 S.
2013
Taschenbuch Eur 12,99
ePub Eur 9,99
PDF Eur 9,99
ISBN 978-3-8392-1425-1



Siehe auch:
http://www.gmeiner-verlag.de


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