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Rezension

Joël Dicker | Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Roman
Piper Verlag, 2013
ISBN 978-3492056007



Mit seinem Roman Die Wahrheit über den Fall Harry Queber ist dem Schweizer Jungautor Joël Dicker eine große Sensation gelungen: Monatelang stand sein Buch in Frankreich auf Platz eins der Bestsellerliste und verkaufte sich fast eine Million Mal. Das über 650 Seiten dicke Werk handelt von einem amerikanischen Schriftsteller mit Schreibblockade.

“Schriftsteller sind so zerbrechliche Wesen, Marcus, weil sie zwei Arten von Seelenqual kennen, also doppelt so viele wie normale Menschen: den Liebeskummer und den ‘Bücherkummer’. Ein Buch zu schreiben ist, wie jemanden zu lieben: Es kann sehr wehtun.”

Marcus Goldman, ein junger Schriftsteller, ist gerade eine große literarische Sensation gelungen. Er hat ein Buch geschrieben, das ihn auf einen Schlag berühmt gemacht hat. Doch dann muss er feststellen, dass der Ruhm vergänglich ist: Ihn ereilt eine fürchterliche Schaffenskrise. Im Überschwang des ersten Erfolgs hat er sich zu fünf weiteren Büchern verpflichtet, von denen er jedoch noch nicht einmal eine vernünftige Seite zu Papier bringen konnte. Langsam wird die Zeit knapp, denn sein Verleger aus New York bedrängt ihn hartnäckig, will ein neues Buch auf seinem Schreibtisch sehen – doch was soll man tun, wenn man unter einer Schreibkrise leidet.

In seiner Verzweiflung wendet sich Goldman an seinen ehemaligen Mentor Harry Quebert und hofft, dass dieser ihn von seiner Schreibblockade heilen kann. Dreiunddreißig Jahre zuvor wurde Harry Quebert mit der Veröffentlichung seines Romans “Der Ursprung des Übels” zu einem gefeierten Literaturstar. Den Professor und seinen ehemaligen Studenten verbindet viel mehr, als üblich: Für Marcus ist Harry eine Art Vaterersatz und für den alleinstehenden Harry ist Marcus der Sohn, den er nie gehabt hat.

Aber Harry Quebert kann Goldman nicht helfen. Denn im Garten von Harry Quebert wird eine Leiche entdeckt. Und in einer Ledertasche direkt daneben: das Originalmanuskript des Romans, mit dem er berühmt wurde. Als sich herausstellt, dass es sich bei der Leiche um die sterblichen Überreste der vor 33 Jahren verschollenen Nola handelt und Quebert auch noch zugibt, ein Verhältnis mit ihr gehabt zu haben, gerät er unter den Verdacht von Pädophilie und Mord. Seine Bücher, bisher Schulstoff und Stolz der Nation, verschwinden aus den Regalen, Harry landet in Haft.

Einer der wenigen, die noch an Queberts Unschuld glauben, ist Marcus Goldman. Überzeugt von dessen Unschuld - und auf der Suche nach einer Inspiration für seinen nächsten Roman - fährt Goldman nach Aurora und beginnt auf eigene Faust im Fall Nola zu ermitteln...

Was auf den ersten Blick wie ein schlichter Krimi wirkt, entpuppt sich als komplexes Werk mit mehreren Ebenen: Goldmans' Verleger bestürmt den Autor, seine Recherchen literarisch zu verwerten, und nach einigem Zögern sagt dieser zu. Er gerät damit in den Sog eines unbarmherzigen Literaturbetriebs, den Dicker mit lustvoller Ironie darstellt. Überhaupt geht es auch um das Schreiben, um die Frage, warum man schreibt: "Schriftstellerisches Talent", sagt Quebert zu Goldman, "ist nicht etwa deshalb eine Gabe, weil man vernünftig schreiben, sondern weil man seinem Leben dadurch einen Sinn geben kann." Nicht umsonst wird jedes Kapitel mit einem schriftstellerischen Ratschlag eingeleitet - etwa: "Ein Buch zu schreiben ist, wie jemanden zu lieben: Es kann sehr wehtun."


Fazit


Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert ist ein unterhaltsamer Roman, der sich schnell und flüssig lesen lässt. Wie das gleichnamige Buch im Buch ist dieser Roman zugleich Krimi, Liebesroman, Gesellschaftsdrama und Satire über den Literaturbetrieb. Ein außergewöhnlich fesselnder Page-Turner, raffiniert konstruiert, extrem facettenreich und voller "Wahrheiten" über den Fall, die durch völlig unvermutete Wendungen bis zum Schluss immer wieder umgeschrieben werden müssen.


Mario Bartsch - 16. September 2013
ID 7150
Joël Dicker wurde 1985 in Genf geboren. Der studierte Jurist hat bislang zwei Romane geschrieben, Les Derniers Jours de nos Pères und La Vérité sur l'Affaire Harry Quebert. Für Letzteren bekam er in den Grand Prix du Roman der Académie Française zugesprochen sowie den Prix Goncourt des Lycéens. Das bei einem winzigen Verlag erschienene Buch wurde in Frankreich zu der literarischen Sensation des Jahres 2012, die Übersetzungsrechte wurden mittlerweile in über 30 Sprachen verkauft. [m.b.]


Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
736 Seiten
22,90 Euro
Piper Verlag, 2013
ISBN 978-3492056007


Siehe auch:
http://www.piper.de/buecher/die-wahrheit-ueber-den-fall-harry-quebert-isbn-978-3-492-05600-7


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