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Rezension

Jan-Eike Hornauer (Hg.) - Der schmunzelnde Poet

Neue komische Gedichte
Candela Verlag 06/2013
ISBN 978-3-942635-16-5



Der schmunzelnde Poet - ein hochkomisches lyrisches Breitbandspektrum mit Gedichten aus der Gegenwart

Keineswegs signalisieren die sinkenden Verkaufszahlen lyrischer Literatur, anders als gerne gemutmaßt wird, Dichtervolkes schwindendes Poesieinteresse.

Wieso? Die Antwort liegt in der Natur des Gedichtes: Während das Wohnzimmer der Prosa zweifelsohne das Buch ist, vermag sich Lyrik idealerweise im Publikum der Hörenden über das volle Spektrum ihres Wortklanges auf der Bühne oder im Aufnahmemikrofon des Lesenden zu entfalten. So macht Dichtkunst Klangkultur. Und die ist augen- und ohrenscheinlich heute weiter verbreitet denn je.

Doch nicht nur im Mündlichen, auch im Schriftlichen erlebt die Lyrik durchaus eine Blüte: Gerade kleine Verlage schwingen sich mit zeitresistenten Buchausgaben in Lyrikräume unterschiedlichster Art und Größe empor.

Es sei hiermit auf einen Gedichtband aufmerksam gemacht, mit dem der engagierte Herausgeber Jan-Eike Hornauer (KULTURA-EXTRA berichtete einst eigens über die Münchener Textschmiede) den innovativen Korber Candela Verlag lichtsprachlich und bedeutungssymphonisch auf Storm-, Benn- und Brechtebene platziert – und das mit einer luziden Leichtigkeit, wie man sie auch von Morgenstern, Kästner und Gernhardt kennt: Der schmunzelnde Poet. Neue komische Gedichte.

Diese Anthologie hat, ebenso wie die vorhergehende Zusammenwirkung des Verlegers Christoph Bizer-Neff mit dem Herausgeber Hornauer, namentlich Grotesk! Eine Genre-Anthologie, ein hochgestecktes, ja fast schon anmaßendes Ziel: die Fortschreibung einer literarischen Gattung. Ein Ziel, das – was im Grunde überraschen muss – nun nach Grotesk! auch noch Der schmunzelnde Poet tatsächlich erreicht.

Grund genug, sich des schmunzelnden Poeten mit seinen ausschließlich brandneuen, da bislang ungedruckten, Gedichten genauer extrakulturell anzunehmen.

„Die Komische Lyrik kann mit Robert Gernhardt als ‚Sonderweg der deutschen Hochkomik‘ betrachtet werden und hat eine lange Tradition in der deutschen Literatur bzw. Lyrik“, weiß die Wikipedia deren Stellenwert einzuordnen.

Der schmunzelnde Poet ist das ebenso hochvergnügliche wie maßstabsetzende Ergebnis einer von Hornauer initiierten Ausschreibung des Candela Verlages. Er vereint 99 Gedichte von 37 Worthochkreativen zu einer 159-seitigen kanonisierenden Anthologie, in die sich auch zwei Lyrikdebütanten, Janina Mann mit ihrem Liebesspiel und Jan C. Rauschmeier mit Der Checker hineingewagt und sich bewiesen haben. Nicht ihr grundsätzliches Können erst beweisen mussten hingegen Alex Dreppec und Josef Hader (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Kabarettisten), die bereits in Standardwerken vertreten sind und in dieser Anthologie ebenfalls zahlreiche neue Gedichte vorlegen. Dazu ist ein beachtliches Spektrum bereits mehr oder minder erfahrener, der allgemeinen literaturinteressierten Öffentlichkeit aber zumeist noch wenig bekannter Dichter vertreten.

Dass sie alle ihren Qualitätsdimensionen Satire, Überraschung, gewitzter Vergleich, metrische Kapriole und erhellendes Sprachspiel gerecht werden, dafür sorgte der Herausgeber als professioneller Textzüchter mit einem offensichtlich strengstem Auswahlverfahren zur Aufnahme in dieses lyrische Gegenwartsjuwel.

So erscheint Der Zauberberg in sieben Strophen von Andreas Schumacher auch nicht wegen dessen thematischer Literaturtitanennähe als i-Tüpfelschmunzler, sondern wegen dessen brillant einfacher wortkunstgekonnter Union jener genannten tiefliterarischen Ebenen, an deren Maßstäben der schmunzelnde Poet sich messen lassen kann: Storm, Brecht und
Benn.

Wer nicht nur sein Ohr, sondern alle Sinne für Sprache sensibilisiert, für den ist Der schmunzelnde Poet ein im besten Gernhardtschen Sinne hochkomisches Empfehlungsmuss – das freilich aber auch den Wunsch nahelegt, es möge recht bald zusätzlich audiostimmlich mediale Präsenz erlangen.

Arnd Moritz - 14. Juli 2013
ID 6950
Jan-Eike Hornauer (Hg.) - Der schmunzelnde Poet
Hardcover (Leinen mit SU)
159 Seiten
14,90 €
ISBN: 978-3-942635-16-5
Candela Verlag 2013



Siehe auch:
http://www.candelaverlag.de


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