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Rezension

Arezu Weitholz - Wenn die Nacht am stillsten ist

Roman
Verlag Antje Kunstmann 2012
ISBN 978-3888977756



Augenblick, verweile doch

„Am Ende geht es um den Moment. Wie das Mondlicht durch die Ritze der Jalousie auf den Parkettfußboden fällt. Wie das Auto unten vorbeifährt. Wie still es wieder wird. Du atmest. Ich sitze an deinem Bett […] – du musst es nur sagen, dann rufe ich einen Notarzt. Aber darüber haben wir nie gesprochen. Notfälle kamen in deiner Welt nie vor.“ (S. 9)

So eröffnet Arezu Weitholz ihren ersten Roman. Ludwig, heimlicher Freund der Protagonistin Anna, hat einen Suizidversuch unternommen. Dabei schien der erfolgreiche Journalist sein Leben doch so gut unter Kontrolle zu haben. Die Frage nach dem Warum steht nun genauso im Raum wie die vielen Dinge, die Anna Ludwig, der nie etwas Misserfolg oder Kontrollverlust hören wollte, nun endlich erzählt. Von ihrem Vater, der sich erhängt hat, und von ihrer Mutter, die danach in schwere Depressionen fiel und nun in einem Altenheim dahinvegetiert. Von ihrer Zeit in Afrika, wo sich alles um Drogen und Musik drehte. Anna konnte ja nicht ahnen, dass Ludwig die ganze Zeit auch etwas für sich behielt. Dennoch sind es nicht die großen, weltbewegenden Momente, die letztendlich wiegen, sondern die vielen kleinen Augenblicke dazwischen.

Weite Strecken des Romans lesen sich somit wie ein Gedicht. Jedes Wort ist so sorgfältig ausgewählt, so bedeutungsvoll und wirkt trotzdem nicht überladen, sondern genau richtig. Mit dem drohenden Tod Ludwigs ist das Leben plötzlich genauso flüchtig wie der Moment, in dem Anna das Auto vorbeifahren hört. Im Moment des Nichts lässt sie alles Revue passieren. Sie tut es für sich. Denn der Moment ist das, was zählt, das Davor und das Danach entzieht sich uns.

Wenn die Nacht am stillsten ist ist die traurige Geschichte von einer gescheiterten Liebe, welche jedoch erzählt wird ohne jegliche Schnörkel und ohne großes Tamtam, die sich im Heimlichen abspielt, unbemerkt von Außenwelt, ein so kleiner und empfindlicher Mikrokosmus, der ungehört zerbricht. Es geht um das Scheitern von Menschen und um den Versuch, diesem die Stirn zu bieten. Das Ganze findet statt vor dem Hintergrund einer tragischen Familiengeschichte und ist zugleich auch noch Milieustudie, wenn nicht sogar Gesellschaftsstudie. Mit Bedacht, aber dennoch ungetrübten Blickes behandelt Weitholz‘ Debüt Fragen der Selbstbestimmung, Kontrolle und Verantwortung für sich und unsere Mitmenschen.


Lisa Krawczyk - 12. Oktober 2012
ID 6256
Arezu Weitholz, Wenn die Nacht am stillsten ist
Verlag Antje Kunstmann, September 2012
224 Seiten
Gebunden
17.95 € (D)
ISBN: 978-3888977756



Siehe auch:
http://www.kunstmann.de


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