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Krimi

Auf Lügen

gebaut





Bewertung:    



Die Lügen, die in diesem brasilianischen Krimi zu Hauf vorkommen, stammen in erster Linie nicht vom Täter, sondern von der Ermittlerin. Die ist Sekretärin bei der Polizei, gibt sich aber als Kommissarin aus. Sie fühlt sich im Büro schnell übergangen und wittert ihre Chance, als sich eine Frau nach einem Termin bei ihrem Chef aus dem Fenster stürzt. Sie möchte aufklären, wer den Selbstmord möglicherweise provoziert haben könnte, will der armen Frau Gerechtigkeit widerfahren lassen und nimmt dies zum Anlass, um mit unlauteren Mitteln in deren Vergangenheit herumzuschnüffeln. Über ein Internetforum findet sie eine Art Heiratsschwindler, der der Frau anscheinend das Herz gebrochen hat.

Fast zeitgleich meldet sich bei ihr eine andere junge Frau, die mit einem Mann verheiratet ist, den sie für einen Serienmörder hält. Sie selbst wird von diesem Mann terrorisiert und misshandelt. Verônica Torres wittert eine neue Chance zu helfen und sucht die Frau auf.


"'Ich bin für sie da Janete. Ich bin auf ihrer Seite', begann ich. 'Sie haben mich angerufen und einen furchtbaren Verdacht gegenüber ihrem Mann geäußert. Sie haben jedoch aufgelegt, bevor sie mir alles sagen konnten. Ich konnte nicht einmal fragen, wer sie sind, ich wusste nicht, ob sie in Gefahr waren. Deshalb bin ich jetzt hier, ich musste mir selbst ein Bild machen. Ich habe mir große Sorgen um sie gemacht. Wenn das, was sie mir am Telefon erzählt haben wahr ist… Sie brauchen meine Hilfe, um lebend aus dieser Situation herauszu kommen.'
'Vielen Dank, dass Sie sich Sorgen um mich machen, Dona Verônica, aber ich brauche wirklich keine Hilfe', sagte sie mit einer überraschenden Entschlossenheit. 'Es gibt nichts, worüber wir uns unterhalten müssten.'"

(Tot ist sie dein, S. 122)



Trotz dieser eindeutigen Absage der Frau gibt unsere Protagonistin nicht auf, sondern ermittelt im Alleingang und richtet dabei mehr Schaden als Nutzen an. Das gibt mir als Leserin allerlei Rätsel auf. Warum schaltet sie ihren Chef nicht ein oder versucht auf legalem Weg die Rätsel zu klären. Hätte sie da wirklich keine Chance?

Für die Autoren anscheinend nicht. Es wirkt, als wolle das Buch eine Bresche schlagen für mutige Frauen und für die Gleichberechtigung, allerdings mit eigentümlichen Mitteln. Verônica baut ihr Leben auf Lügen auf, selbst ihr Vater, der in einem Altersheim lebt, wird ihrem Mann gegenüber als tot verkauft. Sie betrügt ihren Mann, den sie angeblich liebt, um von einem Kollegen bestimmte Ermittlungshilfen zu bekommen. Sex scheint ihr eine willkommene Möglichkeit zu sein, das zu erhalten, was man dringend braucht.

*

Es fällt mir schwer diese Strategie zu verfolgen, und sie hat für mich auch nichts mit dem Kampf um Gleichberechtigung zu tun. Wenn ich einen Krimi lese und dieser im Ausland spielt, so erhoffe ich mir einiges über Land und Leute zu erfahren, in diesem Fall Brasilien. Es wird hier so dargestellt, als ob die Brasilianerinnen ihre Attraktivität einsetzen, um Männer in Schach zu halten oder für ihre Dienste zu rekrutieren, andernfalls werden Frauen dort Opfer von Internetschwindlern oder brutalen Machos.

Das Buch ist zwar spannend geschrieben, doch für mich in seiner Handlung zu abstrus. Der Verlag bewirbt diesen Roman, den der junge Bestsellerautor Raphael Montes und die bekannte True-Crime Journalistin Ilana Casoy geschrieben haben als Riesenerfolg aus Brasilien. "Denn diese Ermittlerin vergisst man nicht", so heißt es weiter. Dem kann ich zwar zustimmen, allerdings nur im absolut negativen Sinne.


Ellen Norten - 14. Dezember 2022
ID 13963
FISCHER Scherz-Link zu Tot ist sie dein


Post an Dr. Ellen Norten

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