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Krimi

Rätselhafter

Dämon





Bewertung:    



1634, in Batavia (heute Jakarta, Hauptstadt Indonesiens) sticht die Saardam, ein Handelsschiff der Niederländischen Ostindien-Kompanie, in See. Die acht Monate andauernde Fahrt nach Amsterdam ist riskant. Doch nicht nur Stürme gefährden die Reise, noch am Hafen verflucht ein Aussätziger das Schiff und geht danach in Flammen auf. „Der Alte Tom“, ein Dämon, der viele niederländische Familien in den Ruin getrieben hat, soll die Saardam begleiten und zu seinen Zwecken missbrauchen.

Angst und Schrecken bestimmen daraufhin das Leben an Bord, zudem erscheint das Zeichen des Dämons, ein geschwänztes Auge auf dem Segel. Als wenn dies nicht schon genug wäre, bekriegen sich Matrosen und Musketiere als zwei verfeindete Gruppen. Nur die eiserne Gewalt des Kapitäns und seines Hochbootsmannes erzwingen eine Zusammenarbeit, doch deren Charaktere erscheinen zwielichtig. Der eine ergeht sich in unangemessen prächtiger Kleidung, der andere reagiert mit finsterster Gewalt auf jegliche Kritik. Und dann gibt es an Bord noch die betuchten Passagiere. Den Generalgouverneur von Batavia, seine Frau Sara, seine Geliebte Creesjie und deren Kinder. Außerdem treffen wir den Kriegshelden Leutnant Arent Hayes, der Neffe des Gouverneurs ist und als hünenhafter Leibwächter für Samuel Pipps arbeitet. Letzterer ist eine Art Sherlock Holmes, den seine Recherchen und die daraus gezogenen Schlüsse berühmt machen.


"Meine Begabungen erfordern es, dass man Gebrauch von ihnen macht, und das Einzige, was aufregender ist als einen komplizierten Mord aufzuklären, ist, selber einen auszuhecken und dabei zuzuschauen, wie das Ganze so perfekt funktioniert, dass auch niemand nur ahnt, dass es sich überhaupt um ein Verbrechen handelt. Könige sterben friedlich in ihren Betten. Edelleute fallen während der Jagd von ihren Pferden. Hübsche und reiche Erbinnen begehen in Ballnächten Selbstmord. Gute Rätsel begegnen einem so schrecklich selten, aber wenn man über ein wenig Phantasie verfügt, kann man selbst so viele erfinden, wie man möchte. Das hat sich im Laufe der Jahre als recht einträgliches Geschäft herausgestellt. Ich habe meine Rätsel nach Frankreich, Deutschland und sogar bis zum Kap exportiert. Sie sind meine Gewürze, aber im Gegensatz zu dem Verzehr von Zucker und Paprika kriegt der Adel nie genug davon, sich gegenseitig zu ermorden." (Stuart Turton, Der Tod und das dunkle Meer, S. 596)


Pipps ist der Meister des Rätsels, doch ist er nicht als Passagier an Bord, sondern als Gefangener. So muss Arent sein Talent unter Beweis stellen, Arent, der hier die Rolle des Dr. Watson übernimmt

*

Das Buch handelt von Rätseln. Gibt es den Dämon, den „Alten Tom“, wirklich? Wieso schaut der Aussätzige, der bereits in Batavia verstarb, von außen ins Kabinenfenster von Sara? Wieso werden sämtliche Nutztiere an Bord getötet, und wer steckt dahinter? Was ist die Phantasterei für ein Gerät, wozu dient es, und was gibt es noch an unerklärlicher Fracht, die der Gouverneur heimlich an Bord hat bringen lassen? Und dann geschehen die ersten Morde… Eine bedrückende Serie von Gewaltverbrechen erschüttert die Reise, und ein schwerer Sturm lässt viele Menschen zudem an Bord verunglücken. Wie kann und wird diese Reise enden, das ist das größte Rätsel, das es in diesem Buch zu lösen gilt.

Die Handlung spielt vor fast vierhundert Jahren. Ich möchte mir nicht anmaßen zu entscheiden, ob die Beschreibungen mit den Lebensumständen von damals konform gehen und ob dies überhaupt einwandfrei festzustellen ist. Mir reichen die atmosphärisch dichten Szenarien und die innere Logik, die den rätselhaften Vorgängen zugrunde liegen. Umso bedauerlicher ist es, dass der Autor am Ende des Buches in einem Nachklapp belehrend doziert, dass die Leser seine Beschreibungen nicht zu kritisieren hätten. Das Buch könne schließlich auch in einer anderen Zeit spielen und in einer anderen Umgebung.

Wie bitte? Ja vielleicht könnte Sherlock Homes alias Sammy Pipps und sein Dr. Watson alias Arent Hayes auch auf einem Raumschiff im Jahr 3000 ermitteln? Danke, solche Belehrungen seitens des Autors, um einer möglichen Kritik von vornherein vorzubeugen, brauche ich nicht, empfinde sie als arrogant und blasiert - schade.


Ellen Norten - 5. Dezember 2021
ID 13345
Verlagslink zu Der Tod und das dunkle Meer


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