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nachDRUCK # 2

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Roman

Hoffnungslos





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Es sind die intimen Einblicke, die mich an das Buch fesseln. Die erste Menstruation im Leben eines Mädchens ist etwas Spezielles. Selten wird darüber prosaisch geschrieben, und Petra Dvořáková versteht es mich als Leserin an diese besondere Situation zu erinnern.
Als Bára, die Protagonistin, ihre erste Regelblutung bekommt, verletzt die Familie ihre Intimsphäre und straft sie dafür, dass sie ihre Binde nicht ausreichend mit Toilettenpapier umwickelt hat und so den Abfall verschmutz.

Strafen, das heißt für Bára auch von ihrem Vater verprügelt zu werden, zur Not nackt, wenn Bára gerade in der Badewanne sitzt und der Vater hier eindringt. Obwohl es nicht zu pädophilen Handlungen kommt, werden hier Grenzen weit überschritten. Die Eltern von Bára sind vulgär, ihre ältere Schwester Katka neidisch bis feindselig.

Dem gegenüber entsteht parallel eine kurze, natürliche Handlung, die mit Zeichnungen von Emely Küster hervorragend illustriert wird. Eine Krähe beginnt im Baum gegenüber von Báras Zimmer zu nisten. Hier lebt nun eine Vogelfamilie. Aus den Eiern schlüpfen Junge, die die Eltern unermüdlich versorgen.

Bára beobachtet die Krähenfamilie regelmäßig, malt diese und gewinnt mit dem Bild an der Schule einen Kunstpreis. Doch der Preis stachelt nur den Neid und die Missgunst im Elternhaus an. Bára, die eine hervorragende, kreative Schülerin ist, hat kaum Selbstvertrauen und kann an das Wohlwollen der Lehrer ihr gegenüber kaum glauben. Als diese bemerken, dass Bára zu Hause misshandelt wird, schreiten sie ein. Doch die Vertrauenslehrerin schlägt für Bára gleich eine Heimunterbringung und Ermittlungen gegen die Eltern vor und verschreckt so die Schülerin.

Gibt es Hoffnung für Bára? Die Krähen im Baum gegenüber von ihrem Zimmer werden flügge.


"Der erste Flug des Kükens ist kurz. Die Luft strömt unter seinen Flügeln. Die Krähe fühlt keine Angst. Die Krähe spürt keine Freude. Die Welt um sie herum nimmt Farbe an. Nur das Haus gegenüber der Ulme bleibt grau." (Die Krähen, S. 137)


Für Bára gibt es in absehbarer Zeit keine Freiheit, und die Situation im asozialen Elternhaus spitz sich weiter zu. Es sind die kleinen Alltagsszenen, der Verlust jeder Intimität und Würde, die die Autorin beklemmend beschreibt. Was hinter den Fassaden der Wohnhäuser passiert bleibt bis heute verborgen. Die missglückte Pubertät von Bára ist sicher auch in unserer modernen Zeit noch keine Ausnahme.

Irritierend oder zumindest ungewohnt ist es, dass die Erzählperspektive mitten im Fließtext springt. So lernen wir außer Bára auch die Mutter und ihre Gedanken kennen. Diese zelebriert einen Sauberkeitstick und betrachtet Bára als missraten. Vor ihren Kollegen protzt sie jedoch mit ihrer begabten Tochter herum und merkt nicht, dass sie diese langsam zerstört.


Ellen Norten - 15. Oktober 2025
ID 15514
Anthea-Link zum Roman Die Krähen


Post an Dr. Ellen Norten

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