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nachDRUCK # 2

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Krimi

Die Grausamkeit

der Selbstjustiz





Bewertung:    



Es gibt Ungerechtigkeit vor Gericht, und manchmal schreit sie zum Himmel. Warum kommt ein Straftäter mit einem milden Urteil davon, obwohl unschuldige Menschen durch seine Hand haben sterben müssen? Oder ein pädophiler Täter geht ungestraft aus, weil sein ausgefuchster Anwalt irgendwelche abstrusen Verfahrensfehler hervorzaubert? Die Liste solcher Fälle ist lang, und sie berühren uns in ihrer gefühlten Ungerechtigkeit.


"Die beiden Angeklagten, die sich grinsend neben ihren Verteidigern herumfläzten, waren Hawelka aus vorherigen Strafverhandlungen sattsam bekannt, denn trotz ihres noch jungen Alters von achtzehn und neunzehn Jahren besaßen beide bereits ein langes Strafregister. Hatten sie als Jugendliche noch recht harmlos mit Ladendiebstählen, Schwarzfahren, Vandalismus, Ruhestörung, Körperverletzung und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz angefangen, so saßen sie nun wegen versuchten Mordes mit bedingtem Tötungsvorsatz, gefährlicher Körperverletzung und besonders schwerem Raub vor ihm. Bisher waren sie immer mit Bewährungsstrafen davongekommen; Metin Yerlikaya war sogar einmal im Rahmen einer intensivpädagogischen Auslandsmaßnahme auf Kosten der Steuerzahler für vier Monate auf einem Segelschiff durchs Mittelmeer geschippert – genutzt hatte es offensichtlich nichts." (Monster von Nele Neuhaus, S. 61)


Doch manchmal kommt es anders. Der Richter Konstantin Hawelka bittet vor Beginn der Verhandlung das erstaunte Auditorium den Gerichtssaal zu verlassen. Nur die beiden Täter und ihre hochdekorierten Modeanwälte sollen im Raum verbleiben. Jetzt wechselt er die Rolle und sprengt sich kaltblütig mit einer selbstgebastelten Bombe in die Luft. Alle Anwesenden werden zerfetzt, in der Mauer des Gerichtsgebäudes klafft ein großes Loch, eine brutale Anklage gegen umstrittene Rechtsurteile.

*

Nele Neuhaus trifft mit ihren Monstern ein hochaktuelles Thema. Es geht um Selbstjustiz, Justiz, Vorurteile und um Migranten, die aus verschiedenen Gründen verdächtigt werden. Doch Recht muss sich an Gesetzte halten und darf nicht einem persönlichen Rechtsempfinden folgen. Dieses Dilemma ist das Thema des Romans Monster.

Beunruhigend für Bodenstein und uns als Leser; auch eine Kriminaloberkommissarin aus dem Team von Bodenstein spielt eine doppelte Rolle. Nichts scheint so, wie es aussieht, und das macht das Buch spannend. Wir werden mit den Ermittlern in die Irre geleitet und erleben selbst, wie schnell Vorurteile entstehen. Das Buch greift, typisch für Nele Neuhaus, ein hochaktuelles Problem unserer Gesellschaft auf, nämlich die anscheinend offenkundigen kriminellen Handlungen von Migranten, die zutreffen können – oder auch nicht. Wie im Fall der Schülerin Lissy Böhlefeld, die nicht weit von ihrem Elternhaus entfernt hinter einem Marienaltar am Wegesrand tot aufgefunden wird. Dieser Fall läuft wie ein roter Faden parallel durch das Buch.

Nele Neuhaus ergreift nicht Partei, weder für noch gegen einen Verdächtigen, sondern sie und der Roman senden ein Signal: Bei der Beurteilung von möglichen Tätern ist immer und wirklich immer größte Vorsicht geboten, und das Urteil liegt bei der Justiz, auch wenn es manchmal schwerfällt dies hinzunehmen.


Ellen Norten - 17. Januar 2024
ID 14562
Ullstein-Link zum Monster von Nele Neuhaus


Post an Dr. Ellen Norten

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