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Krimi

Brennendes Eis





Bewertung:    



Der Kriminalroman Portugiesische Abrechnung von Maike Braun passt in jeder Hinsicht in unsere heutige Zeit. Die Hauptperson ist eine erfolgreiche freie Mitarbeiterin bei der EU in Brüssel und bewertet Umweltbilanzen. Sie ist frisch geschieden – von Özlem, einer Frau; davor war sie mit einem Mann verheiratet, von dem sie einen Sohn hat. Für den lässt ihr Beruf und Privatleben allerdings wenig Zeit. Die Stimmung im Roman bringt Sommer, Sonne und Meer in unseren Alltag. Vor diesem Hintergrund spielt die eigentliche Krimihandlung.

Selva Klimt wird von ihrem Chef für drei Monate Amtshilfe nach Lissabon geschickt. Als sie dort eintrifft, holt sie der Leiter der dortigen Umweltbehörde und Freund ihres Brüsseler Auftragsgeber nicht am Flughafen ab, sondern schwimmt tot vor der Küste. Vieles deutet auf ein Verbrechen hin. In der Umweltbehörde treten die Mitarbeiter, insbesondere die ehemals stellvertretende Chefin und jetzige Leiterin, Selva, mit offenem Misstrauen und Abneigung entgegen.

In ihrem privaten Briefkasten findet Selva in einem Umschlag eine
Energiebilanz, die von den offiziellen Daten der Umweltbehörde abweicht. Diese Bilanz stammt von Mubi, einer Mitarbeiterin, die kurz zuvor aus dem Amt entlassen wurde. Überbringer ist Lous, ein junger Aktivist, der Yachten mit kritischen Slogans besprüht und Enkel des Toten ist.


"Louis sah sich kurz um; außer ihnen beiden befand sich niemand in dem Innenhof. Er trat an eine der begrünten Wände und legte die Wange daran. Selva streckte die Hand nach ihm aus, ließ sie jedoch wieder sinken, da sie ihn nicht aus dem Moment holen wollte.
Abrupt richtete sich Louis auf und durchbohrte sie mit seinem Blick. Sie wich einen Schritt zurück, so wenig hatte sie damit gerechnet.
'Sie wissen bereits, dass er tot ist, habe ich Recht?', fragte Louis."

(S. 37)



Louis hat Angst, das wird für Selva offensichtlich, und das Gespräch zwischen ihnen endet abrupt, als Unbekannte im Hof auftauchen und Louis sich zur Flucht entschließt. Vergeblich versucht Selva ihn wiederzutreffen. Stattdessen muss sie sich mit den Zahlen und Bewertungen der verschiedenen Dokumente begnügen, die ihr zur Verfügung stehen. Dabei gibt es für den Leser viel zu lernen. Selva recherchiert gründlich, bemüht Experten, erklärt und lässt erklären. Ein zentrales Thema spielt dabei Methanhydrat, das sogenannte brennende Eis, das beim Abbau keineswegs klimaneutral daherkommt, auch wenn es bestimmte Konzerne gerne so sähen. So erklärt sich sehr bald, warum die Zahlen in den Berechnungen nicht übereinstimmen und welche Absichten dahinter liegen könnten. So überzeugend und verständlich diese Daten für den Laien daherkommen, so langweilig sind sie zu lesen, denn Behörden verstehen es in den wenigsten Fällen ihre Daten fesselnd zu präsentieren.

Also versuche ich mich an den lebendigen Beschreibungen des Lebens in Lissabon zu erfreuen und schiele neidisch auf die Protagonistin, die sozusagen mit „links“ und nebenbei in kürzester Zeit ein leckeres Essen für ihren Nachbarn zaubert, Rezept wird gleich mitgeliefert. Oder die flammende Liebesgeschichte mit Jackie, einer Fachfrau für Methanhydrat, die genau wie sie sportlich aus allen Poren strotzt und deren gemeinsame Radtour in einer heißen Liebesnacht endet.

Doch erst gegen Ende nimmt der Roman wirklich Fahrt auf. Da werden die eigentlichen Kriminellen sichtbar. Selva bringt sich in Gefahr, schafft es aber dem ermittelnden Kommissar endlich die notwendigen Beweise für das Verbrechen zu liefern. Tragisch dabei, dass einige der Hintermänner den vermeintlich Guten angehören und diese sich vom schnöden Mammon haben kaufen lassen. Ein Krimi, der nicht besser in unsere Zeit passen könnte, realistisch, lebendig geschrieben, mit brandaktuellem Thema, doch an manchen Stellen etwas zu langatmig.


Ellen Norten - 3. August 2023
ID 14318
Piper-Link zur Portugiesischen Abrechnung


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