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Krimi

Blick in die

„Seele“ eines

Terroristen





Bewertung:    



Wir sehen sie und kennen ihre Geschichte doch nicht. Jeder Flüchtling oder Migrant (oder wie aktuell auch immer die politisch korrekte Bezeichnung hierfür lautet) trägt seine ganz persönliche Geschichte mit sich herum, und diese Geschichte ist für uns oft kaum vorstellbar. Opfer 2117 überlebt die Fahrt über das Mittelmeer nicht. Doch es ist nicht ertrunken, sondern ermordet worden. Wieso dies passierte und welche Rolle die anderen überlebenden Flüchtlinge dabei spielen, wird in diesem Thriller minutiös aufgerollt. Dabei interessieren sich gleich mehrere Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können, für die Tote.

Da ist der katalanische Journalist Joan Aiguader, der die Frau als große Story für sich und seine Zeitung entdeckt. Da ist der psychisch gestörte Alexander, der sein Zimmer nicht verlässt, der das Opfer rächen möchte, wenn er den High score von 2117 bei einem Computerspiel erreicht, und da ist Assad, für den das Opfer 2117 einen Namen hatte. Sie hieß Lely Kababi und war eine Art Stiefmutter für ihn.

Assad ist uns kein Unbekannter. Er begleitet Kommissar Carl Mørck bei seinen Ermittlungen. Als Assad die Bilder des katalanischen Journalisten über die dänische Presse erreichen, kann Assad die Informationen nicht tatenlos entgegennehmen. Denn an dem Mord von Opfer 2117, so scheinen es die Bilder zu belegen, ist sein einstiger Widersacher Ghaalib aus dem Irak beteidigt. Hinter Assad liegt ein Leben, das an Grausamkeit und Trauer kaum zu überbieten ist. Nun treten die traumatischen Ereignisse, die sechzehn Jahre verschüttet waren, für ihn wieder in den Vordergrund. Über Joan, den Journalisten, versucht Assad Ghaalib zu finden. Der plant mit seiner Terroreinheit ein Massaker, mit dem er sich sowohl an der westlichen Welt als auch an Assad persönlich rächen will. Und da Ghaalib die Berichterstattung um Opfer 2117 und den geplanten Terrorakt steuern will, bringt er den spanischen Journalisten in seine Gewalt.



„Ja, du wunderst dich. Es ist wohl an der Zeit, dir zu erzählen, wofür wir dich brauchen; Du wirst bei der Aktion nicht sterben. Wir werden dich mit so viel Abstand zu den Explosionen platzieren, dass du der erste Journalist der Weltgeschichte sein wirst, der nicht nur Zeuge der Vorbereitungen einer Terroraktion geworden ist, sondern bei der Ausführung sogar in der ersten Reihe sitzt und anschließend aus erster Hand darüber berichten kann. Und das wirst du! Denn diesmal soll sich die Welt nicht mit Bildern von Blut und Leichenteilen zwischen Mauerbrocken begnügen. Die Welt wird durch dich alles sehen, wirklich alles. Und du wirst über das, was du gesehen hast, interviewt werden, und du wirst immer wieder und wieder darüber schreiben.“ (S. 417)


Als ob dies nicht schon genug wäre, kontaktiert der gestörte Alexander das Büro von Carl Mørck, um seine Tat anzukündigen. So beginnt ein doppeltes Rennen, gegen den bevorstehenden Anschlag von Ghaalib und seinen Leuten und dem persönlichen Rachefeldzug von Alexander, der seinem High score immer näher rückt.

Beeindruckend bei dieser komplexen Handlung sind die Charaktere und die Emotionalität, die der Autor bei seinen Protagonisten zu schildern weiß. Dabei gewährt er uns einen tiefen Einblick in das Denken und Handeln einer Terrorgemeinschaft.

Dagegen ist es erstaunlich, dass Assad in den sieben vorangegangenen Bänden einen derart hilfsbereiten und ausgeglichenen Menschen repräsentierte. Vielleicht hat der Autor seinem Protagonisten erst in diesem achten Buch sein dramatisches Schicksal zugedacht, doch vermutlich will er einfach zeigen, dass mancher Mensch unvorstellbare Dinge verkraftet und versteckt, an denen ein anderer zerbrechen würde.



Ellen Norten - 25. Februar 2020
ID 12031
dtv-Link zu Opfer 2117


Post an Dr. Ellen Norten

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