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Polit-Thriller

"Ich bin ein

Berliner!"





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John F. Kennedy hat sich mit diesem Satz 1963 vor dem Rathaus Schöneberg in die Herzen der Westdeutschen katapultiert. Der viertägige Deutschlandbesuch eignete sich auch hervorragend für den anstehenden Wahlkampf um die zweite Amtszeit als Präsident der USA. Zu der kam es allerdings nicht, denn fünf Monate später war Kennedy tot. Das Attentat von Dallas ist bis heute nicht aufgeklärt.

Mächtige Feinde im eigenen Land, die Kennedy eine zu lasche Haltung gegenüber den Sowjets vorwarfen, gab es genug. Doch auch Deutsche fühlten sich durch Kennedy nicht ausreichend vor dem Ostblock geschützt. So forderte Bundeskanzler Adenauer eine deutsche Atombombe, um einen Überfall durch russische Panzer abwehren zu können. Vor diesem historischen Hintergrund spielt das Buch. Es schildert die Arbeit von Sicherheitskräften, Politikern und Kriminalisten, die einen möglichen Anschlag auf Kennedy in Deutschland vereiteln sollen.



„'Chef, vor der Kolonne fahren Männer durch, die amerikanische und deutsche Fähnchen an die Schaulustigen verteilen. Die haben jede Menge Kisten dabei. Die können wir mit Sicherheit nicht alle vorher gründlich überprüfen.'
Der Chef winkte ab. Der Inhaber der Firma ist uns verbunden, von früher noch. Von ihm haben wir keine Eskapaden zu befürchten. Die Fähnchen selbst sind eine Idee des Auswärtigen Amtes, Abteilung Protokoll. So entstehen angeblich großartige Bilder im Fernsehen
(…).“ (Jan-Christoph Nüse, Vier Tage im Juni, S. 104)


Solche Dialoge, wie der zwischen dem Chef der Sicherungsgruppe Bonn und seinem Mitarbeiter halten das Buch lebendig. Die Analyse, das Misstrauen, die Beobachtungen und Verdachtsmomente der Sicherheitsleute untereinander vollziehen sich dagegen zäh, vermutlich so zäh, wie es in der Wirklichkeit auch stattfand und immer noch geschieht. Dazu kommen die Empfindlichkeiten auf Seiten der US-Delegation inclusive Secret Service.

Der fiktive Attentatsversuch auf Kennedy, der vor der Öffentlichkeit unter den Teppich gekehrt wird, durchbricht diese Schilderungen und kommt als spannendes und unterhaltendes Element zum Tragen. Schwierig wird es für den Leser jedoch zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden. Hierzu bemerkt der Autor in seinem Schlusswort:



"Mich haben immer Kriminalromane fasziniert, die auf einer wahren Geschichte beruhen. Deshalb hat sich der geschichtliche Rahmen in 'Vier Tage im Juni' (…) genauso abgespielt wie beschrieben. Und natürlich haben einige der Figuren reale Personen zum Vorbild.
Historisch belegt sind die Meinungsverschiedenheiten zwischen Konrad Adenauer und John F. Kennedy über die richtige Politik gegenüber der Sowjetunion. Im Mittelpunkt stand die Sorge der Bundesregierung Kennedy könnte bei den von ihm gewünschten Friedensverhandlungen mit der Sowjetunion unter Erfolgsdruck geraten. Er könnte dann, so fürchtete Adenauer, Zugeständnisse auf Kosten der Deutschen machen."
(S. 331)


Nüse lässt uns tief eintauchen, in die Bundesrepublik Deutschland vor knapp sechzig Jahren. Der kalte Krieg, der seine Eskalation mit der Kubakrise nahm, warf seine politischen Schatten auf die nächsten Jahrzehnte. Nüse gewährt uns mit seinem Protagonisten Thomas Malgo aus der Sicherungsgruppe Bonn auf spannende Art und Weise einen Blick in diese Zeit.


Ellen Norten - 11. Oktober 2020
ID 12524
Gmeiner-Link zu Vier Tage im Juni


Post an Dr. Ellen Norten

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