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Hirnforscher





Bewertung:    



In Heidelberg verschwinden Menschen, ohne ersichtlichen Grund. Bei der Suchaktion schießt Kommissar Maertens auf einen Verdächtigen, trifft ihn unglücklich und verursacht bei ihm ein Locked in-Syndrom. Das Krankheitsbild ist grauenhaft. Der Betroffene ist in seinem eigenen Körper eingeschlossen und hat keine Möglichkeit mit seiner Umwelt zu kommunizieren. Er ist bewegungslos, doch sein Bewusstsein bleibt größtenteils erhalten. Er kann alles in seiner Umgebung hören und verstehen, kann sich aber nicht auf herkömmliche Weise mitteilen. Maertens ist tief betroffen von den Folgen seiner Tat und versucht alles, um mit seinem Opfer in Kontakt zu treten, zudem dieses vermutlich Genaueres über den Verbleib der verschwundenen Menschen weiß.


"Vierzig Meter.
Ich habe gezählt. Vor der Tür zur Intensivstation sind es dreißig Meter nach links und zehn nach rechts, bis der Flur endet. Wenn ich die Wand berühre, ist es meine achtundneunzigste Runde. Achtzig Meter mal achtundneunzig macht 7840 Meter, also knapp acht Kilometer, in denen ich auf ein Lebenszeichen hoffe. Wenn sie mich noch länger warten lassen, melde ich mich für den Heidelberger Halbmarathon an. Jede Minute, die ich keine Antwort bekomme, ist eine Minute weniger auf Andrè Fechtners Lebenskonto."
(S. 68)



Paul Maertens ist ein ungewöhnlicher Ermittler, mit eigenartigem Ruf. Sein Vater hat vor seinen Augen seine Mutter und die beiden Geschwister erstochen. Er selbst kam mit dem Leben davon, da er als junger Polizist seine Waffe ziehen konnte und seinen Erzeuger erschoss. Diese extreme traumatische Erfahrung verfolgt Maertens. Sie ist der Motor für seine Polizeitätigkeit, aber auch die Erklärung für sein ruppiges Wesen. Maertens ist unbeliebt.

Bei seinen Ermittlungen stößt Maertens auf die Hirnforscher Gunther Amendt und Theo Linde. Schnell taucht Maertens in die Welt der Hirnforschung und Psychologie ein. Die beiden Wissenschaftler bewegen sich am Rande der Legalität. Affenhirne werden so weit bestrahlt, bis die Tiere kläglich verrecken. Linde betreibt bei Locked in-Patienten mittels einer eigenartigen Maschine, dem sogenannten Neuro Hub, eine zweifelhafte Kommunikation. Als Neurowissenschaftler streiten beide um akademischen Ruhm, koste es was es wolle.

*

Schon diese Szenen sind gewöhnungsbedürftig. Dazu erleben wir aus der Ich-Perspektive die Entführungsopfer, die in einem Verließ gefangen gehalten werden. Die Schilderungen sind nichts für schwache Nerven, für mich scheinen sie authentisch, obwohl solche Bewusstseinszustände nicht überprüfbar sind. Der Thriller von Henri Faber ist vom Anfang an bis zum Ende extrem spannend, nimmt immer wieder neue Wendungen, bei denen die Logik nicht auf der Strecke bleibt.

Ein Buch, dass allen Anforderungen eines zünftigen Thrillers gerecht wird.


Ellen Norten - 3. Dezember 2025
ID 15587
dtv-Link zum Krimi Locked in von Henri Faber


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