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nachDRUCK # 2

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Krimi

Glücksritter

der Wendezeit





Bewertung:    



Die Lehrerin Ina Reinhardt gehört zu den Verlierern. Ihre Stelle soll gestrichen werden, zudem droht ihr eine Entmietung, da das Haus, in dem ihre Wohnung liegt, bereits verkauft und nun saniert werden soll. Der Umbruch birgt auch für die kleine Elsa Probleme. Ohne Schultasche und verwahrlost erscheint das durchaus begabte Kind zum Unterricht. Seine Lehrerin Ina Reinhardt fühlt sich verantwortlich und will die Mutter ihrer Schülerin aufsuchen.

Ominöse Figuren bevölkern Elsas Wohnhaus, es scheint, als ob diese Unterkunft schwarz bewohnt wird, und es gibt darin ein verbotenes Zimmer, offenbart Elsa. Die Lehrerin will sich den merkwürdigen Raum allein anschauen und kehrt daraus nicht zurück. Wieso und wohin die Lehrerin verschwindet, bleibt unklar. Eine Freundin meldet die Alleinstehende als vermisst, und nach anfänglichem Zögern beginnt die Morduntersuchungskommission Leipzig 2 zu ermitteln.

Die Sache spitzt sich zu, als kurz danach der neue Hausbesitzer der Verschwundenen in Auerbachs Keller ermordet wird. Er hatte zuvor eine Leipziger Brauerei für einen lächerlichen Euro gekauft und dann mit Entlassungen der Mitarbeiter begonnen. Unter Verdacht fällt der nun arbeitslose Gerhard Schäfer, der mindestens das zweite Opfer bedroht hat.

Josef Almgruber, der aus Nürnberg stammende Kommissar, und seine sächsische Kollegin Beate Vogt wollen ihn befragen.


"'Können wir reinkommen Herr Schäfer?', fragte Beate und bemühte sich, dem Verdutzten ein freundliches Lächeln zu schenken.
Schäfer warf ihr einen kurzen Blick zu, dann starrte er Josef Almgruber finster an. 'Sie sind Wessi, richtig?'
'Woher wollen Sie das wissen?'
'Ihr riecht anders', antwortete er. 'Ihr kleidet Euch anders, ihr redet anders.' 'Inwiefern?' Almgruber zog die Brauen hoch.
'Keine Ahnung. Ihr kommt eben von einem anderen Stern.'
'Sie sind auf Westdeutsche wohl nicht gut zu sprechen?', hakte Josef nach. 'Sie halten uns also für Außerirdische, die ihren Planeten erobern?'
Schäfer lachte kurz auf, antwortete ihm aber nicht.
Beate nahm wahr, dass der Mann nach Zigaretten, Schweiß und Alkohol roch."


(Mauer des Schweigens, S. 273)



Der Roman von spielt 1991 in Leipzig, und die Wende wird gerade vollzogen. Die Autorin Grit Poppe, die selbst aus dem Osten stammt, verzichtet darauf hier Partei für Ost oder West zu beziehen. Sie schildert die Dinge, die es gab und vielleicht immer noch gibt. Ungerechtigkeiten, Verletzungen, aber auch Chancen werden in der speziellen Zeit des Aufbruchs in ihrer Normalität gezeigt. Vielleicht ein gutes Mittel sich hineinzufühlen, wie es damals war und wieso der Osten bis heute anders ist.

Der Krimi ist bis zur letzten Seite spannend, und die Charaktere sind überzeugend und glaubwürdig. Ein fesselndes Buch insbesondere für die, die sich für die Wiedervereinigung und den deutschen Osten interessieren.


Ellen Norten - 22. Mai 2025
ID 15276
Ullstein-Link zur Mauer des Schweigens


Post an Dr. Ellen Norten

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