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UNSERE NEUE GESCHICHTE (Teil 25)

Eine

grafische

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Esther Gonstalla hat sich als Infografikerin auf Umweltthemen spezialisiert und veröffentlichte 2019 Das Klimabuch. Alles, was man wissen muss, in 50 Grafiken. Sie betrieb ein ausführliches Quellenstudium und illustriert die Sachlage in den vier Kapiteln Klima und CO², Klimatreiber Mensch, Weltweite Auswirkungen und Lösungsansätze, die sie mit anschaulichen und einprägsamen Grafiken und kurzen schriftlichen Erläuterungen veranschaulicht.

Das erste Bild enthält eine Gesamtübersicht: Es gibt einen natürlichen Treibhauseffekt, der nötig ist, weil sonst -18 Grad Celsius Kälte auf der Erde herrschen würden. Die schützende Atmosphäre hält die globale Mitteltemperatur auf ungefähr +15 Grad Celsius Wärme. Die Atmosphäre setzt sich aus circa 78 % Stickstoff, 21 % Sauerstoff und 1 % Argon zusammen. 0,1 % sind Spurengase.

Die so genannten Spurengase bestehen u.a. aus CO², Ozon und Methan. Das sind erst einmal wichtige Daten, die eine Grundvoraussetzung für das Verständnis der Situation bieten, denn es kursieren etliche Veröffentlichungen, in denen Fakten und Prozentzahlen durcheinander geraten sind.

Wenn CO² nur in so geringer Menge vorhanden ist, stellt sich die Frage, warum es denn so schädlich ist. Das natürlich vorkommende CO² nähme einen Teil der Wärmestrahlung auf und wirke wie eine „dünne Decke“, erklärt Gonstalla: „Durch die seit 1900 stetig ansteigende Menge an Treibhausgasen wie CO² in der Atmosphäre wird mehr Wärmestrahlung zurück auf die Erde gelenkt, die 'dünne Decke' über unserer Erde wird zu einer 'Wärmedecke'.“ Aus diesem Grund sei es heute schon durchschnittlich um 1 Grad Celsius wärmer als 1900.

Bei einer klimaverträglichen Zusammensetzung der Klimagase sei das CO² mit rund 280 ppm im Gleichgewicht, derzeit betrüge es aber 410 ppm und sei damit klimaschädlich.
Als Gründe für den Anstieg werden aufgeführt: Verbrennung fossiler Brennstoffe, Warenproduktion, Landwirtschaft, Waldbrände, Hausbau, Personen- und Gütertransport.

Deutschland ist auf Platz 6 der Länder mit den größten CO²-Emissionen, nach China, den USA, Indien, Russland und Japan. Die liegen alle mit mehreren 100 Millionen Tonnen weit über dem deutschen Anteil, wobei Deutschland vergleichsweise sehr klein ist.

Die wichtigsten CO²- Speicher sind Wälder und Meere. Die Ozeane nähmen zu 93,4 % die zusätzlich erzeugte Wärmeenergie auf, wodurch sie sich selbst erwärmten. Da alles mit allem zusammenhängt, beschleunigt das die Gefahr des Auslösens von Kippelementen im Klimasystem, wozu das Abschmelzen der antarktischen Eisschilde und die Permafrostböden gehören, bei deren Auftauen Methangas freigesetzt wird, das 30 mal schädlicher als CO² ist und die Situation weiterhin verschärft. Der Amazonas-Regenwald und die Borealwälder im Norden sind solche Kipppunkte, wie auch die tropischen Korallenriffe.

Im Kapitel Klimatreiber Mensch geht Gonstalla auf das Bevölkerungswachstum ein, Deutschlands Anteil an den CO²-Emissionen sowie den CO²-Abdruck des Tourismus. Der „Energieriese Internet“ verbrauchte im Jahr 2015 ungefähr 416 Terrawatt Strom in allen globalen Rechenzentren, besagt eine Studie: „Das entspricht 2 % der globalen CO²-Emissionen und ist so viel, wie ganz Australien im Jahr 2015 emittierte.“

Die Treibhausgase könnten zu 25 bis 35 % reduziert werden, wenn die Abholzungen gestoppt und die Wiederaufforstung eingeleitet würden. „In den letzten Jahren wurde weltweit eine Waldfläche gerodet, die etwas größer ist als Indien (ca. 3,6 Millionen km²).“ Gonstallas Recherchen zufolge ist in Brasilien die Produktion von Soja für Viehfutter innerhalb von 45 Jahren auf 400 % gestiegen. 320.000 km² in Brasilien werden durch den Sojaanbau bedeckt, eine Fläche fast so groß wie Deutschland, und zwei Drittel davon liegen im Amazonasgebiet. Hinzu kommen 167 Millionen Hektar Weidefläche für Rinder allein in Brasilien, die zu einem großen Teil auf abgeholztem Regenwald entstanden sind.

Auch für Palmöl wird Regenwald abgeholzt, überwiegend in Südostasien. Palmöl-basierte Stoffe verstecken sich unter rund 200 Tarnnamen, Gonstalla listet einige davon auf, wie auch Produkte, die auf Palmöl basieren, so dass man beim nächsten Einkauf besser informiert ist und diese durch andere ersetzen kann.

„Die Industrialisierung der Landwirtschaft ist weltweit für geschätzte 25 bis 30 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Drang nach höheren Erträgen mithilfe einer Vielzahl an Chemikalien degradiert weltweit die Böden und macht sie anfälliger für den Klimawandel und extreme Wetterereignisse.“ (S. 54)

Im Kapitel Weltweite Auswirkungen illustriert Gonstalla den Dominoeffekt der Erwärmung durch Eisschmelze, vor allem wenn die Kippelemente sich gegenseitig verstärken. Das führt zu extremen Hitzewellen, Wassermangel, Landverlust durch den Anstieg des Meeresspiegels und vielem mehr. Die Klimakrise verschärft Konflikte und ist eine zunehmende Fluchtursache. Auch der Rückgang der Artenvielfalt wird dadurch ausgelöst, derzeit sind 26.500 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Gonstalla illustriert zusätzlich das Schrumpfen der Gletscher und Grundwasserreserven.

Für die Lösungsansätze hat sie eine Grafik mit 10 Punkten zu mehr Klimaschutz erstellt:

Nahrungsmittelsicherheit, Trinkwassersicherheit, Schutz vor Wetterextremen, Waldaufforstung und -schutz, Smarte Städte, Energie- und Politikwende, Wirtschaftswende, Agrarwende, Transportwende, Persönlicher Wandel.

Zum persönlichen Wandel gehören ein angepasstes Konsumverhalten, wie der Verzicht auf Nutzung fossiler Brennstoffe, ein bewussterer Umgang in Bezug auf Verkehrsmittel, die Reduzierung von Langstreckenflügen sowie die Vermeidung des Kaufes von Waren, insbesondere Lebensmitteln, aus Übersee. Insgesamt ist ein nachhaltigerer Konsum notwendig.

*

Fazit:

Das Klimabuch ist eine sachliche Veranschaulichung sehr vieler Fakten, die aufgrund der Grafiken manchmal etwas simplifiziert dargestellt werden, was aber die Übersicht und die Klarheit der teilweise komplizierten Zusammenhänge fördert. So konzentriert sich Gonstalla auf die Auswirkungen des erhöhten CO²-Gehalts, lässt aber andere Gründe für den Klimawandel unerwähnt. Es wird jedoch klar, dass es einen deutlichen menschengemachten Anteil an den Klimaveränderungen gibt, was wiederum den Vorteil hat, dass man auf diese Einfluss nehmen kann/könnte. Trotz allem sollte man sich weiterhin kundig machen. Gonstalla plädiert z. B. für Elektroautos, lässt aber die verheerenden Umweltschäden beim Abbau von Lithium für deren Batterien außen vor sowie die Frage, woher die Energie für deren Aufladung kommt. Auf Fragen des Handels mit CO²-Zertifikaten, den Kritiker als Ablasshandel zu Lasten des Steuerzahlers bezeichnen, sowie die Erhebung der CO²-Steuer geht Gonstalla nicht ein. Ihr Buch hilft den Lesern und Leserinnen aber, sich mit einem guten Grundlagenwissen auf die anstehende Problembewältigung einzustellen. Am Handlungsbedarf besteht kein Zweifel, wir müssen aber sicherstellen, dass er transparent ist und eine tatsächliche Verbesserung der Klimasituation erreicht wird.


Helga Fitzner - 23. Januar 2020
ID 11954
Verlagslink zum Klimabuch


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