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nachDRUCK # 2

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Krimi

Panik

im Kopf





Bewertung:    



Tom Skagen ist eigentlich ein sympathischer Ermittler. Er arbeitet für Skanpol, eine länderübergreifende Sondereinheit für Deutschland und Skandinavien. Doch der taffe und talentierte Skagen schleppt ein traumatisches Erlebnis mit sich herum. In seinem früheren Leben arbeitete er als Erster Offizier an Bord eines großen Frachtschiffes. Dieses wurde von somalischen Piraten gekapert, und er überlebte als einziger das grauenvolle Drama. Das ist schrecklich, und Leser der beiden vorangegangenen Bücher kennen dieses Szenario weitgehend. Wer nur dieses Buch in der Hand hält, muss über den Sachverhalt aufgeklärt werden, denn Skagen rutscht immer wieder in Panikattacken hinein, hat seine Sinne nicht unter Kontrolle, zittert und erlebt Blockaden. Diese behindern seine Ermittlungen, und er befürchtet zurecht, dass sein Polizeidienst endet, wenn seine unvollständige Vergangenheitsbewältigung bekannt wird.

Eben – und das wäre aus meiner Sicht auch gerechtfertigt und macht ihn als Ermittler unglaubwürdig.

Für mich haben sich in diesem dritten Buch die Traumata von Skagen abgenutzt, gelinde gesagt hängen sie mir zum Hals raus. Ich möchte nicht ständig mit den krankhaften Ängsten der Hauptperson konfrontiert werden, sondern einen spannenden Krimi lesen.

*

Diesmal ist es eine Norwegenkreuzfahrt, auf die ehemalige Klassenkameraden eines Hamburger Elitegymnasiums vom Reeder eingeladen werden. Wieder gibt es ein dunkles Geheimnis, das in der Schulzeit begraben liegt. Bei den Mitgliedern einer verwöhnten Schülerklicke von damals werden durch das Widersehen ungeliebte Erinnerungen geweckt. Doch dabei bleibt es nicht, denn einer nach dem anderen der Klicke begeht während der Kreuzfahrt Selbstmord. Schnell ist an Bord von "Suizide Cruise" die Rede, und die Stimmung unter den Passagieren droht zu entgleisen. Doch handelt es sich wirklich um Selbstmorde? Skagen, der eigentlich nie wieder ein Schiff betreten wollte, leitet die Ermittlungen und wird u.a. von seiner norwegischen Kollegin Lise unterstützt. Doch auch diese scheint nervlich nicht sehr stabil zu sein.


"'Und es war ganz sicher Suizid?' Lise schüttelt sich, doch sei kann nicht verhindern, dass sich die Panik ungehindert an sie heranschleicht.
'Ja das ist sicher', entgegnet Kapitän Teevs. 'Die komplette Wandergruppe hat gesehen, wie sie gesprungen ist.'
Lieber Gott, denkt sie und spürt ein heißes Brennen im Nacken. Die Panik hat zugepackt."
(Anne Nørdby, Kalter Fjord, S. 272)



Tatsächlich schaffen es die beiden trotz ihrer Panik mit weiterer Unterstützung den eigentlich spannenden Fall zu lösen. Das wäre ausreichend für ein gutes Buch. Ich frage mich, ob die Autorin durch ihre seitenfüllenden Beschreibungen der Ängste und Paniken dies auch bei den Lesern hervorrufen will, ob damit der Krimi noch düsterer erscheinen soll. Bei mir hat dieser Mechanismus jedenfalls nicht gegriffen. Und es ist zu befürchten, dass Tom Skagen seine Ängste im nächsten Band wieder ausbreiten wird.


"Wenn er bloß auch so glücklich und befreit (…) sein könnte.
Doch da ist dieser letzte kleine Haken in seiner Haut, der an ihm zieht und zieht und zieht…
Der alte Tom würde nie ganz verschwinden, so seht er sich das auch wünscht."

(S. 441)



So [s.o.] heißt es zum Schluss. Für mich dürfte damit die Serie zu Ende gehen, denn trotz spannender Inhalte ist mir die Psychodramatik eindeutig zu viel und in diesem Ausmaß nicht zum Krimi gehörig.


Ellen Norten - 16. Juni 2022
ID 13675
Verlagslink zum Kalten Fjörd


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