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Rezension


Roman

Der Ring

MännerschwarmSkript Verlag 2006

Aus dem Schwedischen von Ludger Wedding

Schwule Schweden, deutsche Opern und amerikanische Alltagsnöte

Ola Klingberg hat, frei nach „Der Ring des Nibelungen“, einen Opernroman geschrieben. Der schwule Schwede erzählt in seinem zweiten Roman von amerikanischen Lebensnöten, Liebesfragen und Laster, und strickt seinen „Ring“ nach der Wagnerischen Leitmotivmasche.
So heißt es beispielsweise: „Es war ein Freitag im April 1997, in einer Bar am Brodway, in der Nähe der Metropolitan Opera. Sie gehörten beide zu einer Gruppe von vier Männern, die sich gemeinsam den ganzen Ring-Zyklus anschauen wollten, alle vier Opern.“ (Zur Erinnerung: Rheingold, Walküre, Siegfried und Götterdämmerung.)

So lernen sich James und Raymond kennen. Clifford und Henry, ihre älteren Begleiter, machen sie bekannt. Die einzelnen Aufführungen der Tetralogie „Vorabend und drei weitere Tage des Nibelungen-Zyklus“ sind lang. Im Anschluss der ersten Vorstellung, bei Henry’s Sektempfang, kommen sie sich schnell näher.
Raymond, italienischer Abstammung, ist ein Träumer, der seine Fantasiewelten inszeniert und in ihnen aufgeht.
Die Oper hat es James, dem schwarzen Mittelstandsamerikaner, nicht angetan: „Da war zuviel Schwert und Hexerei, und dann dieser Siegfried...Er hätte diesem Idioten gern einen Schlag in den Nacken verpasst, und ihm gesagt, er sollte aufhören, mit Schwertern zu spielen, und etwas aus seinem Leben zu machen.“
Das Nachdenken über „etwas aus seinem Leben zu machen“ scheint James‘ Leitmotiv und Lieblingsbeschäftigung zu sein: „Er sehnte sich nach Mozart und seiner sprudelnden Sexyness...(...) Er sehnte sich nach einem Cherubin, (...)...nach unkompliziertem, angenehmen Sex.“
Trotz mancher Unterschiede werden die beiden ein Paar und bleiben es für eineinhalb Jahre. James weiß genau, was er will: einen festen weißen Partner, eine schöne Wohnung und zwei weiße, adoptierte Kinder. Raymond träumt in den Tag hinein, bleibt chaotisch.
Von Anfang an ist das Verhältnis ungleich. Raymond ist chronisch mittellos und oft auch wohnungslos. Er schreibt und für den Lebensunterhalt übersetzt er - angewidert – Groschenromane.
James, der „reiche“ Erbe, lebt gut – alleine - in seiner Einzimmer-Eigentums-Wohnung. Doch öfter als ihm lieb ist, schlüpft Raymond ein paar Tage, die meist zu Monaten werden, bei ihm unter.
Das gibt Stress. James Gedanken kreisen viel um Geldangelegenheiten, er denkt über Umverteilung nach, wie man Verantwortung für sein Vermögen trägt. Dazu arbeitet er Theorie um Theorie aus, eine davon gipfelt in „Erben ist Enteignung“.
In der Praxis gelingt ihm die „Leichtigkeit des Seins“ im Überfluss nicht. Er borgt Raymond Geld für eine eigene Wohnung und ist verärgert, weil Raymond die Regeln der Rückzahlung nicht einhält. Obwohl er das Geld entbehren kann, mag er Raymond deswegen nicht mehr sehen. Die Beziehung löst sich schleichend auf.

Zu der Liebesgeschichte gibt es die Musikgeschichte des „Ring des Nibelungen“ und die private Lebensgeschichte von Ola Klingberg. Wie Wagners Musik, die scheinbar ohne Struktur weiter und weiter voranschreitet, webt Klingberg einen Teppich aus Geschichten in Geschichten in Geschichten. Er versucht, die Theorie des Leitmotivs auf das Leben von James und Raymond anzuwenden, ihre Lebensphilosophie herauszuarbeiten. Er umkreist die Frage, wie man in einer so fest stehenden Welt sein eigenes Leben führen kann. So bekommt der Roman Längen, die aber durchaus interessant und gut zu lesen sind, wenn man Muße hat.


Autorenfoto© by Bamdad Bakhshi


Seit 2002 lebt der 41-jährige Autor Ola Klingberg in New Jersey (USA) und arbeitet als Übersetzer. "Der Ring", sein zweiter Roman, entstand dort. Der Autor wurde in einem Vorort von Stockholm geboren und hat in Schweden mit großem Erfolg seinen ersten autobiografischen Roman veröffentlicht.

Der Hamburger Verlag Männerschwarm bringt eine deutsche Version heraus, die der 40-jährige Ludger Wedding, gebürtiger Freiburger, übersetzt hat. Nach seinem Studium der Skandinavistik und Germanistik in Freiburg, Turku, Stockholm und Hamburg lebt und arbeitet er als freiberuflicher Übersetzer in Berlin. „Der Ring“ ist seine erste literarische Übersetzung aus dem Schwedischen.

Fazit: Für den „Ring“ muß man kein Opernfreund sein, oder schwul, aber es hilft.







Hilde Meier, red-berlin / 04. Juli 2006
ID 2519
Der Ring
Ola Klingberg
Roman
Aus dem Schwedischen von Ludger Wedding
gebunden mit Schutzumschlag
360 Seiten
19,90 € (D) )/ 34,90 CHF/ 20,50 € (A)
ISBN 3-935596-81-2
MännerschwarmSkript Verlag 2006

Weitere Infos siehe auch: http://www.maennerschwarm.de






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