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von Picasso




(C) Museum Barberini

Bewertung:    



„Pour Jaqueline“ könnte die gerade im Museum Barberini Potsdam eröffnete Picasso-Ausstellung auch heißen. Zu lesen ist die Widmung auf einem der zahlreichen Portraits von Jacqueline Roque (1927-1986), der 46 Jahre jüngeren zweiten Frau von Pablo Picasso (1881-1973), die ab Mitte der 1950er Jahre zu dessen bevorzugtem Modell wurde. Er hat sie auf über 400 Gemälden verewigt. Und auch in den Räumen des Barberini begegnet einem die letzte Muse des weltbekannten spanischen Künstlers in allen möglichen Posen und für Picasso typischen Malstilen. Wenn es auch nur noch wenig gibt, was in unzähligen Themenausstellungen und Picasso-Retrospektiven noch nicht zu sehen war, nach der letzten Ausstellung mit privaten Werken des Meisters aus dem Pariser Musée Picasso vor nun immerhin auch schon 14 Jahren in der Neuen Nationalgalerie Berlin, sollte man die aktuelle Potsdamer Schau mit selten bis noch nie gezeigten Werken aus der Sammlung Jacqueline Picasso, die deren Tochter Catherine Hutin zur Verfügung gestellt hat, nicht verpassen.

Jacqueline Picasso ist im Erdgeschoss ein ganzer Bereich der Ausstellung mit dem Titel „Jacqueline und ihre Zeit. Portraits einer Beziehung“ gewidmet. Man sollte den Rundgang auch dort beginnen. Nebeneinander hängen hier das Gemälde Portraits Madame Z von 1954 im strengen, kubistischen Stil mit langem Hals, das den Namen Jacquelines noch diskret verschweigt, neben einem Selbstportrait Picassos und einem weiteren Portrait Jacquelines, die zehn Jahre später gemalt einen eher lockeren, experimentellen Pinselstrich aufweisen. Picasso Alterswerk ist sehr vielschichtig, was sich hier sehr gut an den verschiedenen Portrait-Zeichnungen und -Gemälden, die Picasso von seiner Frau über die Jahre ihrer Ehe anfertigte, verfolgen lässt. Ihr bevorzugtes Domizil dieser Jahre ist die Villa Californie in Cannes, ein durch mehreren Fotoserien und Homestorys über Picasso bekannter Ort, dokumentiert von berühmten Fotografen wie Brassaï, Lee Miller, Edward Quinn oder David Dougles Duncan. Picasso selbst hat sein Atelier in vielen Studien und Gemälden immer wieder gemalt, auch als späte Hommage an seinen verstorbenen Malerfreund Henri Matisse.

Wie sich Picasso von den Bildern spanischer und französischer Maler wie Velázquez, Manet oder Delacroix inspirieren ließ, ist er später selbst zum Vorbild vieler zeitgenössischer Künstler nach dem Zweiten Weltkrieg geworden. So könnte ein liegender Akt Picassos auch gut vom deutschen Malerfürsten Markus Lüpertz stammen, und auch das Gemälde Besuch der Harpyie des frühen Willi Sitte aus der DDR-Gemälde-Sammlung des Barberini weist eine deutliche Nähe zu Picassos Mythenbildern auf. Nach den Odalisken-Bildern von Velázquez malte Picasso Jaqueline als Haremsdame im türkischen Kostüm oder nach Manet in traditionell spanischen Gewändern. Aber auch mit Ton, Keramik und gefaltetem Metall experimentiert Picasso. Sein Bestreben mehrere Ansichten eines Gesichts in einem Portrait zu vereinen, findet in der dreidimensionalen Falttechnik eines Frauenkopfs seinen Ausdruck. Im Gemälde lässt sich das am besten im Portrait Jaqueline von 1960 studieren. Hier verschmelzen verschiedenfarbig eine Profil- und Frontalansicht miteinander.

Oft sehr fragmentiert wirken Picassos Portraits der späten Jahre, sehr experimentell und fast schon abstrakt. Der Maler nimmt hier die Kunststile der Nachkriegszeit wie den Informell, abstrakten Expressionismus und mit Jaqueline in einem Sessel von 1962 sogar farbliche Facetten der Popart auf. Das hat ihm nicht nur Lob bei den Kritikern eingetragen. Dennoch sehr interessant wirken das zweigeteilte Gemälde Stehende Frau von 1958, Profil einer sitzenden Frau von 1962 oder die stark fragmentierten Kopfstudien der 1960er Jahre. Sehr vielgestaltig sind auch Picassos Aktdarstellungen. Picasso und die Frauen ist ein schier unerschöpfliches Thema für sich, ein ewiger Disput (wie in Gespräch, 1965) zwischen Künstler und Modell. Ähnlich wie Rembrandt oder Degas setzt sich Picasso als Bewunderer oder alternder Beobachter selbstironisch mit ins Bild. Fast schon minimalistisch wirkt dagegen seine Zeichenserie Schlafende Frau von 1957.

Picasso ist auch bekannt für seine Bilder von Männlichkeit. Stierkampfszenen zählen zu seinen bevorzugten Sujets. So ist auch eine Abteilung der Ausstellung den Riten, dem Stierkampf und der Mythologie gewidmet. Stierköpfe, der antike Minotaurus, Matadore und Musketiere bevölkern hier Picassos Bilder. Der Blick auf die männliche Figur im Spätwerk ist natürlich stark von der Darstellung des Alters und der Vergänglichkeit geprägt. Es fasziniert vor allem eine Serie bizarrer, expressiver Männerköpfe. Ein Nacktes Kind, lächelt von 1959/60 sitzt hier einem in seinen Proportionen abstrakt entstellten Mann von 1971 gegenüber. Die Konturen der späten Gemälde verwischen immer mehr bis ins Kindliche. Picassos letztes Gemälde Figuren von 1972 bleibt unvollendet.
Stefan Bock - 21. März 2019
ID 11292
Weitere Infos siehe auch: https://www.museum-barberini.com


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