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Bild: Cover des Ausstellungskatalogs

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Das Epizentrum der Rembrandt-Feierlichkeiten liegt natürlich in den Niederlanden, wo die Holländer ihren Kult-Künstler, aber wohl auch ihre führende Rolle im „Goldenen Zeitalter“, feiern. Doch irgendwie hat es das Wallraf-Richartz-Museum in Köln geschafft, auch eine recht ansehnliche Ausstellung des Meisters auf die Beine zu stellen, die in fünf Akte unterteilt seinen Lebensweg nachzeichnet mit 13 Gemälden, 4 Werkstattbildern, 5 Zeichnungen und 41 Radierungen sowie Exponate von seinen Zeitgenossen wie Jan Lievens, Gerrit Dou, Govert Flinck und Ferdinand Bol.

Der 1. und 2. Akt: Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 – 1669) wurde in Leiden geboren, einer Universitätsstadt und Hochburg der Wissenschaft, wo er und sein Kollege Jan Lievens als Wunderkinder galten. Sie standen in einer konstruktiven Konkurrenz zueinander, bis Lievens nach London ging und eher kommerziell arbeitete, während Rembrandt nach Amsterdam zog und seinen künstlerischen Visionen nachging, nicht ohne zwischenzeitlich mit Auftragsarbeiten ein beachtliches Einkommen zu erzielen. Denn Porträts waren in dieser Zeit des aufgestiegenen Bürgertums sehr gefragt, und Rembrandt schaffte es insbesondere ältere Männer und Gelehrte zu malen, die er nicht steif und geschönt in Pose setzte. In dieser Zeit entwickelte sich die Bildgattung der Tronie genannten Typ- und Charakterstudien, für die Rembrandt eine Meisterschaft entwickelte, weil er ein Händchen dafür hatte, die Personen innerhalb eines Kontextes und in einem Gefühlszustand zu malen. So waren Studierstuben oder orientalische Kostümierungen sehr beliebt. Wegen der unterschiedlichen Gemütsverfassungen, die Rembrandt einzufangen vermochte, nennt Museumsdirektor Marcus Dekiert ihn einen „Menschenmaler“, und das ist wohl auch das zeitlose Elemente in seiner Kunst.

Der 3. und 4. Akt: Rembrandt stieg zum international renommierten Künstler auf, unterrichtete auch und vermarktete sich gut. Seine Experimentierfreudigkeit machte ihn selbst zu einem seiner häufigsten Modelle, so dass ihn die heutigen Niederländer wegen seiner zahlreichen Selbstbildnisse liebevoll „Selfie-Man“ nennen. 1634 war ein kleiner Wendepunkt. In seinem Gemälde Ein Gelehrter in seinem Studierzimmer flossen alle Fähigkeiten zusammen, und Rembrandt begann Porträts in Lebensgröße zu malen. Der Einsatz von leuchtenden Farben, Licht und Schatten, und seine Bilddramaturgie zog viele Kunden, Schüler und auch Epigonen an. Ein Gelehrter in seinem Studierzimmer ist das zentrale Bild von Inside Rembrandt, und der Augapfel der Prager, denn es ist der einzige Rembrandt Tschechiens, der 70 Jahre lang auch nicht ausgeliehen wurde. Aber er wird im nächsten Frühjahr mit der gesamten Ausstellung nach Prag zurückkehren. 1634 ist auch das Jahr, in dem Rembrandt die Patriziertochter Saskia Uylenburgh heiratete, eine selbstbewusste Frau, die seine Managerin wurde. 1642 entstand das Gemälde Die Nachtwache, das ihn in den künstlerischen Olymp katapultierte, es war aber auch das Jahr, in dem seine Frau mit nur 29 Jahren verstarb. Die Nachtwache gehört nicht zu den Exponaten, aber das berühmte Bild Saskia van Uylenburgh als Mädchen von 1633 ist zu sehen, das eine lebenslustige und selbstbewusste Frau zeigt, was zu der Zeit ein Novum war. - Das Bad der Diana mit Aktäon und Kallisto von 1634 zeigt die Bandbreite Rembrandts, stellt zwei unterschiedliche Geschichten aus den Metamorphosen von Ovid dar und enthält rätselhafte Details, von denen ein kleiner Frosch am rechten unteren Bildhälfte noch der erklärlichste ist, weil er dem Trubel der badenden Nymphen entfliehen will.

Der fünfte und letzte Akt: Rembrandts Eigensinn ist ungebrochen, er malt dunkle Bilder, die seine Lichteffekte umso leuchtender machen und ist den großformatigen Porträts treu geblieben. Er setzt sich mit Alter und Tod auseinander, und es entstehen die meisten seiner Selbstbildnisse, denn nun ist er selbst ein Greis, deren Gesichter er in jungen Jahren so oft gemalt hat. Inside Rembrandt zeigt das Selbstbildnis als antiker Maler Zeuxis, der sich zu Tode lachte. Es ist auch der dem Tod geweihte Apostel Bartholomäus ausgestellt, womit sich der Kreis zu den biblischen Themen schließt, die zum Repertoire wohl jeden Künstlers dieser Epoche gehörten.

*

Das Wallraf-Richartz-Museum hat es wieder geschafft einen Katalog herzustellen, der von Anja K. Sevcik herausgegeben wurde und mit dessen Hilfe man die Themen vertiefen kann. Lucie Němečková erzählt darin die Die Geschichte des Prager Rembrandts, und Blanka Kubiková erläutert Rembrandts Druckgrafiken. Einen fantastischen Überblick bietet eine biografische Timeline von Gregor von Kerssenbrock-Krosigk. Die ist aufklappbar und geht horizontal von 1600 bis 1670. In der oberen Reihe sind die Lebensdaten Rembrandts verzeichnet, darunter eine Auswahl seiner in der jeweiligen Zeit entstandenen Werke, in der unteren Hälfte dann die Daten von Zeitgenossen, wie die seines Meisterschülers Gerrit Dou. Zuunterst dann historische Ereignisse wie der Beginn des Dreißigjährigen Krieges, der Westfälische Friede und die Tulpenkrise samt Börsencrash. Am schönsten sind die Aufnahmen der Gemälde und Grafiken, die man sich noch mal in Ruhe zu Hause anschauen kann.

Wer dann immer noch mehr will, kann in die Sonderschau Rembrandts graphische Welt im Wallraf-Richartz-Museum gehen, die noch bis zum 12. Januar 2020 läuft.
Helga Fitzner - 2. November 2019
ID 11780
Weitere Infos siehe auch: https://www.wallraf.museum


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