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Museum im Check

MMK

in Passau


MMK Passau, Ansicht Donaikai | (C) Valentin Brandes


Am Passauer Dreiflüsseeck, dort wo die schwarze Ilz und der grüne Inn in die blaue Donau münden, befindet sich das MMK, Museum für Moderne Kunst – Wörlen. Der historische Gebäudekomplex romanischen Ursprungs hat eine lange und aufregende Baugeschichte, die bereits im Mittelalter begann und den modernen und zeitgenössischen Exponaten sehr gut steht.

Ursprünglich soll es ein Wohnhaus für Priester gewesen sein, die die Seelsorge von Nonnen zu gewährleisten hatten. Gegenüber lag früher ein Benediktinerkloster. Der Verbindungsgang zwischen Kloster und Priesterhaus ist heute zugemauert. Im Zuge der Säkularisation 1807 wurde das Stift aufgelöst, und der Klosterpfarrer verlor seine Bedeutung. Allerdings geht man davon aus, dass das Haus schon früher in Privatbesitz überging. Nach 1870 wurden die Räumlichkeiten des Gebäudes durch zahlreiche Umbauten in Privatwohnungen umfunktioniert. Dieser Zustand hielt bis in die 1980er Jahre an.

Der Architekt Hanns Egon Wörlen (1915-2014) erwarb diesen Gebäudekomplex 1980 und legte bei seiner sorgfältigen und denkmalgerechten Restaurierung alte historische Raumstrukturen wieder frei. Das MMK Wörlen war geboren und sollte von da an der Kunstsammlung aus dem Nachlass des Künstlers und Vater des Architekten, Georg Philipp Wörlen (1886-1954), eine Heimat geben. Diese Werke bilden heute die Basis der umfangreichen und abwechslungsreichen Kunstsammlung des Museums. Über 1.500 Arbeiten von Wörlen selbst und zahlreiche Werke seine Künstlerfreunde, hauptsächlich Mitstreiter in den Künstlergemeinschaften „Der Fels“ und der „Donau-Wald-Gruppe“, überwiegen in der Sammlung. Gerade diese Tatsache macht das Museum so außergewöhnlich und vielfältig.

Das heutige Museumsgebäude in der Bräugasse besteht aus ursprünglich vier Häusern. Der älteste Gebäudeteil mit seinen romanischen und spätromanischen Bauelementen ist der Eingangsbereich. Ein Museumsraum geht zur Donau hin. Das auf vier Pfeilern ruhende zweischiffiges Kreuzgratgewölbe war früher wahrscheinlich eine Kapelle.

Die Deckenstuckierung im ersten Stock und die wuchtigen „Passauer Decken“, eine Bohlen-Balken-Decke mit Mitteltram, die ausschließlich mit Holznägeln und -keilen verbunden ist und aus dem Barock stammt [s. Foto unten], sind besonders hervorzuheben. Die Mauern sind dort ausgesprochen dick, aber v.a. aufgrund der Höhenunterschiede sticht der Zusammenschluss von vier selbstständigen Häusern ins Auge. Seit 1990 ist der Komplex aus dem 12. Jahrhundert ein Museum und zählt heute zu den am besten erhaltenen Baudenkmälern in Passau.

Mit der Zeit hat sich die Sammlung immer mehr ausgedehnt, und vergrößert und zeitgenössische Kunst mehrerer Stilrichtungen (darunter Arbeiten von Fritz Wotruba, Carry Hauser, Alfred Hrdlicka, Mel Ramos, Arnulf Rainer, Günter Uecker oder Otto Sammer) sind hinzugekommen.

Die Stiftung Wörlen hat mittlerweile das Museum in eine eigenständige Gesellschaft überführt. Sowohl die Stiftung als auch die Museums-GmbH sind als gemeinnützig anerkannt.

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Der in Dillingen geborene Künstler Georg Philipp Wörlen (1886-1954) ließ sich 1920 mit Frau und Sohn, dem späteren Architekten, in Passau nieder und blieb dort bis zu seinem Tod. Wörlen unterrichtete auch am Humanistischen Gymnasium in Passau (Leopoldinum). Seine nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen Bilder sind dem Expressionismus zuzuordnen. Anschließend wandte Wörlen sich der Neuen Sachlichkeit zu und wurde zu einem bedeutenden Vertreter im süddeutschen Raum. Durch seine Mitgliedschaft in der Donau-Wald-Gruppe entdeckte Wörlen die Landschaftsmalerei, die ihn wiederum zu expressiv-kubistischen Arbeiten à la Cezanne oder Feininger brachte. Wörlen gründete 1920 mit Fritz Fuhrken und Franz Bronstert - beide lernte er im Kriegsgefangenenlager Ripson in England kennen - die Künstlergruppe „Der Fels“. Diese Gruppe war bis 1927 aktiv. Während die „Donau-Wald-Gruppe“ (1946-1990) eher ein loser Zusammenschluss bildender Künstler war, die im Einzugsgebiet des Bayerischen Waldes lebten und arbeiteten.

Die im Museum gezeigten Werke aus allen Schaffensperioden beschreiben Wörlens Entwicklung perfekt. Den Maler Georg Philipp Wörlen und die Künstlergruppen „Der Fels“ sowie die „Donau-Wald-Gruppe“ kann man nur im MMK Passau kennenlernen und verstehen. Einige der dort vertretenen Künstler sind heute eher unbekannt, aber nichtsdestotrotz sehenswert.



Innenansicht des Museums für Moderne Kunst - Wörlen | (C) MMK Passau

Christa Blenk - 4. Oktober 2025
ID 15495
Abgesehen von der anregenden und wirklich sehenswerten permanenten Sammlung organisiert das Museum immer wieder Einzelausstellungen wie z.Z. eine Schau mit grafischen Arbeiten von Otto Dix (1891–1969). Der schonungslose Chronist und Vertreter der Neuen Sachlichkeit wird hier perfekt repräsentiert mit Front Erlebnissen aus dem Ersten Weltkrieg und mit Arbeiten, die das schillernde Großstadtleben der Goldenen Zwanziger beschreiben, die auf den Dix-Arbeiten nie golden daherkommen, sondern eher niederschmettern. Für die Nationalsozialisten war Otto Dix „demoralisierend“, „unsittlich“ und „entartet“ sowieso.

Die Dix-Ausstellung im Obergeschoss des MKK zeigt 86 Arbeiten auf Papier, Grafiken, Holzschnitte, Lithografien, die zwischen 1917 und 1969 entstanden sind und durch ihre Vielseitigkeit bestechen, darunter das Gemälde Vanitas (1932), eine Dix-typische allegorischen Interpretation von Schönheit und Vergänglichkeit. Die Hahn-Reihe (1968) ist ein prominentes Motiv. Ein Spätwerk, eine Bibelgeschichte von Otto Dix bestehend aus acht Blättern, die den Entstehungsprozess der mehrfarbigen Lithografie Schritt für Schritt nachvollziehen lassen. Der bunte, aufgekratzte Hahn ist auch das Motiv auf dem Ausstellungsplakat.

Anna Wagner hat diese gelungene Schau mit Werken aus der ZF-Kulturstiftung kuratiert.

Sie ist noch bis 12. Oktober im MMK Passau in der Bräugasse 18 zu sehen.

Ab 25. Oktober 2025 übernimmt bis zum 25. Januar 2026 Wilhelm Lehmbruck mit Druckgrafiken aus Privatbesitz.


Weitere Infos siehe auch: https://mmk-passau.de


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