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Sansibars

sündiger

Sohn

Zu Besuch im FREDDIE MERCURY MUSEUM




Oftmals sind Stadtväter froh, wenn sie ein berühmtes Kind vorweisen können, das aus ihrer Stadt stammt. Manchmal sind die Beziehungen aber auch nicht ganz unkompliziert. Ich erinnere mich noch daran, dass der aus Trier stammende Karl Marx 2018 seinen 200. Geburtstag beging und die Volksrepublik China den großen Denker mit einer Bronzestatue würdigte. Oh, was tat sich die Stadt Trier schwer sich über die fünfeinhalb Meter hohe und über zwei Tonnen schwere Bronzestatue zu freuen; und so ähnlich verhält es sich mit Freddie und Sansibar, einer Insel vor der Küste Tansanias im Indischen Ozean.

Der berühmte Rocksänger wurde am 5. September 1946 als Farrokh Bulsara in Stone Town, der Altstadt von Sansibar, damals noch britisches Protektorat, geboren. Wer hätte das gedacht. Seine Eltern stammen aus Indien, wohin sie auch mit ihren beiden Kindern 1954 zurückkehrten. Kashmira ist der Name seiner sechs Jahre jüngeren Schwester. In der Nähe von Bombay besuchte Freddie ein englischsprachiges Internat und erhielt damals bereits seinen Spitznamen. Sein Schuldirektor erkannte bereits früh sein musikalisches Talent.

Mit 17 Jahren und ohne Schulabschluss kehrte er mit seiner Familie 1963 nach Sansibar zurück. Im gleichen Jahr wurde Sansibar unabhängig, und 1964 entbrannte eine blutige Revolution gegen den Sultan von Sansibar. Diese unsicheren und gefährlichen Zeiten nahmen die Eltern von Freddie zum Anlass der Insel ihren Rücken zu kehren und nach England überzusiedeln. Es war wohl um 1970, die Band Queen war gerade gegründet, da wechselte Farrokh Bulsara auch seinen Nachnamen. Es sollte ein Name sein, der zu einem Rockstar passte. Freddie Mercury wurde Rockstar und sogar ein ganz großer.

*

An der Hauptstraße von Stone Town, der Altstadt von Sansibar, findet man sein Geburtshaus, wenn es das noch gibt. Der aktuelle Zustand des Gebäudes hat keine Ähnlichkeit mit dem damaligen Geburtshaus, wie man es noch auf Bildern sehen kann. Ob es sich nun wirklich um sein Geburtshaus handelt, ließ sich vor Ort nicht eindeutig klären. Auf alle Fälle findet sich hier das FREDDIE MERCURY MUSEUM, das recht unscheinbar daherkommt.



Das Freddie Mercury Museum auf Sansibar | © Zaubi M. Saubert


Das Freddie Mercury Museum auf Sansibar | © Zaubi M. Saubert


Der kleine Freddie Mercury auf einem Familienbild - ausgestellt im Freddie Mercury Museum auf Sansibaer | © Zaubi M. Saubert


Aus der brüllenden Hitze der Straße betritt man das Museum und freut sich über die angenehme Kühle der heruntergekühlten Räumlichkeiten. Für 8 Dollar erhält der Besucher eine hübsche Eintrittskarte und Zugang zum Leben des großen Rockstars der 70er und 80er Jahre. Eigentlich handelt es sich nur um zwei Räume, in denen das Leben von Freddie Mercury erzählt wird.

Auf dem ersten Schwarzweiß-Foto ist der kleine Freddie erst sieben Monate alt. Auf dem nächsten liegt er gerade mal ein Jahr alt, halb nackt mit einem Ball, auf einem Kissen. Sein markanter Gesichtsausdruck ist damals schon gut zu erkennen. Seine Mutter erinnert sich daran, dass er es schon als kleines Kind liebte vor der Kamera zu posieren. Freunde und Weggefährten äußern sich in kurzen Zitaten zu Freddie Mercury.

Es finden sich eine Menge sehenswerte schwarzweiße Bilder, die ihn in Kindheit und Jugend zeigen. Später folgt eine Fotostrecke, die ihn und Bandkollegen aus den frühen Tagen von Queen zeigen. Zentrum des Museums ist ein kleiner Raum mit einem schwarzen Konzertflügel vor der Fototapete eines großen Konzertareal, das ihn singend vor dem Publikum zeigt. In einer Vitrine ist sein Bühnenoutfit anzusehen.

Besonders wertvoll dürften die knapp zwanzig hinter Glas gezeigten handschriftlichen Kompositionen einiger seiner Texte sein. Einfach mit dem Kuli auf einem Blatt Papier dahin gekrizelt, teils durchgestrichen, mit Pfeilen und Zahlen versehen, geben diese Unikate einen Einblick in das Schaffen eines großen Künstlers.

Was dem Besucher komplett verschwiegen wird, ist Freddies Homosexualität. Und da erschließt sich auch das Problem, das seine Geburtsstadt mit ihrem berühmtesten Sohn hat. Sansibar ist eine teilautonome Provinz von Tansania und dort steht auf Homosexualität Gefängnis. Die Insel im Indischen Ozean ist überwiegend muslimisch geprägt, und hier drohen Schwulen sogar bis zu 25 Jahre Haft.

Ob man dieses Museum gesehen haben muss, ist die Entscheidung jedes einzelnen. Mir hat es sehr gut gefallen, zeigt es doch in sehr schönen Bildern gerade die frühen Stationen des jungen Freddie Mercury. Die hinter Glas präsentierten Entwürfe seiner Songs lassen etwas von seiner Art zu Texten erahnen. Dass der Besuch des Museums mit Musik von Queen unterlegt ist, versteht sich von selbst.


Zaubi M. Saubert - 3. April 2024
ID 14684
FREDDIE MERCURY MUSEUM
Mercury House
57 Kenyatta Road
Zanzibar, Stone Town

Tel: +255 777 153 232
info@freddiemercurymuseum.com

Öffnungszeiten:
täglich von 10 bis 18 Uhr


Weitere Infos siehe auch: https://freddiemercurymuseum.com/


Post an Zaubi M. Saubert

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