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nachDRUCK # 4

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Besprechung

Musik sehen – Bilder hören

Happening in der Aula Magna della Sapienza


Foto (C) Christa Blenk

Bewertung:    



Der Maler, Lichtdesigner und Bühnenbildner Gabriele Amadori und die Jazz-Musiker Stefano Battaglia und Michele Rabbia bemalten und betonten in 80 Minuten eine fast bühnenausfüllende riesige weiße Leinwand.

Neun Farben für Neun Satz/Bewegungen:

Vor einer 16 Quadratmeter großen, weißen Leinwand stehen neun Farbtöpfe. Kobaltblau, Hell-türkis, Gelb, Rot, Azurblau, Orange, Hellorange, Hellgrün und Dunkelgrün.

Jede Farbe ist dem Klang eines bestimmten Instrumentes zugeordnet. Die drei Künstler-Musiker verwandelten durch gesten- und bewegungsgesteuerte Musikfragmente den weißen leeren Leinwand-Raum in eine dreidimensionale Farb-Partitur.

Diese Performance brachte unser Gehirn dazu, in den individuell und ungeplant platzierten Farbklecksen und Strichen dann und wann Noten und Musiksprache zu "erkennen" (ich habe z.B. bei der Farbe Blau ganz klar eine C-Dur-Passage erkannt und die Kringel als „C“ interpretiert).

Die Angst vor dem weißen Blatt vertreibt Amadori, indem er ganz zu Anfang mit einem großen Pinselstab ohne Farbe über die Leinwand fährt und das Feld erforscht, ja fast ertastet.

Parallel zum hellen Kobaltblau begann eine moderate, kristalline Pianomusik; die Percussion bestand vor allem aus Wind, die der geniale Musiker Michele Rabbia mit langen Gummistäben erzeugte. Das Piano gab den Ton an, die Musiker schauten auf den Künstler und der Maler auf die Musiker, und Letzterer trug nach und nach die Farben auf, wobei jede Farbe auch durch eine bestimmte Bewegung begleitet wurde. Bei der Farbe Gelb z.B. verteilte Rabbia vier Metronome auf der Bühne, die alle unterschiedlich tickten. Bei Rot kippte er sie wieder um, und die bemalte Fläche, die bis jetzt an seltsame Kulturen unter einem Reagenzglas erinnerte, wurde - über einen Umweg über Jackson Pollock und die Tachismus Künstler - plötzlich zur impressionistischen Blumenwiese und zu einer Hommage an Matisse.

Amadori, der sich anfangs fast wie in Trance vor seiner großen Leinwand bewegte, fing bei Orange an, den Rhythmus mitzubestimmen. Die grüne Farbe wurde im Dialog mit Rabbia an der Trommel auf die Leinwand geknallt. Schließlich kam noch die dunkelgrüne Farbe zum Einsatz, und der Künstler zeichnete vier unregelmäßige Quadrate auf die Leinwand, entfernte zum Schluss die weißen Klebebänder und unterteilte das Ganze somit nochmals in weiße, regelmäßige Gitter. Dieses Happening hatte fast etwas Rituell-Religiöses - wie da auf enigmatische Weise vor unsern Augen und Ohren dieses nicht vorhersehbare Kunstwerk entstand.



Foto (C) Christa Blenk

Christa Blenk - 18. Februar 2015
ID 8449
Schon seit 1998 organisiert der italienische Maler, Bildhauer und Lichtdesigner Gabriele Amadori (*1945) diese Music Action Paintings, bei denen er abstrakte Musik - gestern Abend war es Free Jazz - in Materie, Bewegung, Farben verwandelt und wild und fremdbestimmt Farbkleckse, Linien und Halbkreise auf der Leinwand zusammenbringt. Amadori, der heute in Mailand lebt, hat in den Jahren 1972 und 1976 an der Biennale von Venedig teilgenommen.

1998 entstand mit Unterstützung der UNESCO eine Wanderinstallation mit dem Titel Tableau vivant - magic flute.

Der italienische Free-Jazzer und Komponist Stefano Battaglia gibt Konzerte auf der ganzen Welt und hat schon viele Preise gewonnen. Der Perkussionist Michele Rabbia spielte und wirkte auf mehr als 15 unterschiedlichsten Instrumenten oder Gegenständen. Er war umwerfend gut. Rabbia hat lange in den USA gelebt, bevor er in den 90er Jahren wieder nach Italien zurück kam. Am Ende standen sie alle Drei vor einem Art Brut à la Matisse Gemälde, und das Publikum hat sich gar nicht mehr beruhigen wollen (obwohl während der Aufführung immer wieder jemand entnervt den Saal verließ!)...

Weitere Infos siehe auch: http://www.concertiiuc.it/Utente/concerto?operazione=dettaglio&idConcerto=513


Post an Christa Blenk

eborja.unblog.fr



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Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal


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