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Feuilleton

Portraits

und viele

Mixed-Media-

Arbeiten



Wie immer am Beginn der Berliner Art Week und immer auch einen Tag vor den anderen Kunstmessen ging am Mittwochabend die als sogenannte Entdecker-Messe bekannte BERLINER LISTE an den Start. Nach einem kurzen Intermezzo im Postbahnhof am Ostbahnhof im letzten Jahr ist man 2015 wieder in die archaische, zweigeschossige Betonhalle des Kraftwerks Mitte zurückgekehrt. Mit immerhin 116 Galerien, Projekträumen und Künstlern aus 19 Ländern konnte die BERLINER LISTE den Rang als größte der Berliner Kunstmessen behaupten. Und neben liebgewonnen alten Bekannten gibt es auch in diesem Jahr einiges an neuer Kunst zu entdecken...

*

So zum Beispiel den in Köln lebenden Künstler Ali Zülfikar. Seine markanten, mit Bleistift auf Leinwand gemalten Portraits stechen schon von weitem ins Auge. Diese bisher recht ungewöhnliche Art zu zeichnen - Zülfikar hat lange experimentiert, um den Bleistift dauerhaft auf der Leinwand zu fixieren - erhebt mit ihrem außerordentlichen Licht- und Schattenspiel jede Falte aus den großformatigen Gesichtslandschaften. Die so Portraitierten strahlen wirkliches gelebtes Leben aus. Ebenso eindrucksvoll sind auch die Acryl-Portraits von Elena Schmidt. Sie benutzt Teefilter als Schutzüberzug. Geheimnisvoll und surreal sind Jaya Suberg übermalt Injektprints. Und auch Marijke Vissas Mixtechnik-Portraits wirken seltsam magisch und verträumt auf den Betrachter.

Überhaupt sind Mixed-Media-Arbeiten in diesem Jahr wieder stark vertreten. Ungewöhnlich ist da auch immer noch die sogenannte Tape-Art, bei der die Bilder mittels gerissenen Klebebands auf den Untergrund aufgebracht werden. Der Künstler Max Zorn ist hier direkt bei der Arbeit zu beobachten. Seine von innen her leuchteten Glaskästen zeigen Landschaften oder auch Szenen aus dem urbanen Nachtleben. Hein Wachinger fertigt kleine umrahmte Bühnenbilder, die wie szenische Setzkästen wirken. Eine spielerische Verbindung von Malerei und Skulptur. Minimalistische farbige Bild-Skulpturen aus Holz fertigt der Künstler Werner Schlegel. Sie hängen neben den bemalten, mit der Natur des Holzes verschmelzenden Figuren des Bildhauers Edvardas Radcevicius.



Edvardas Radcevicius bei der BERLINER LISTE 2015 | Foto (C) Stefan Bock


Die Genres Malerei, Zeichnung und Installation verbindet Eva Koziol in ihrer Kunst. Evgeneny Gegouzin baut aus seinen stark modellierten, symbolgeladenen Acrylbildern sogar eine ganze Wand-Installation. In zentraler Position präsentiert sich die Installation Cat Walk Switzerland des Schweizer Künstlers Joey Schmidt-Muller. Damit überführt er konsequent seine bisher zweidimensionalen Fetischbilder in die dritte Dimension. Vertreten wird Schmidt-Muller wie einige der bereits genannten Künstler von der stark vertretenen Galerie Contemporary Fine Arts aus Backnang. Ein Besuch des Stands der schwäbischen Künstlervertretung lohnt sich in jedem Fall. Erwähnenswert sind hier auch Bernadette Blümel mit ihren symbolischen Herz-Tuschezeichnungen sowie die Skulpturen aus Silicium- und Aluminiumoxid der Bildhauerin Johanna Frohberg. Die Galerie Böhner zeigt kleine, ironische Bronzeskulpturen von Tim David Trillsam, die ihre Wesenszüge als überdimensionale Gliedmaßen oder Insekten mit sich herumschleppen.



Tim David Trilsam - Bitte nicht | Foto (C) Stefan Bock


Der sich selbst Super Pop Artist nennende Francesco Neo aus Nürnberg liebt es, die Ikonen der Weltgeschichte in seinen Altarbildern ironisch zu porträtieren. So zeigt er einen Picasso mit Kuscheltieren, gibt Mutter Theresa eine Aura aus schwarzen Kondomen und hängt Angela Merkel als Queen mit Messerkranzkrone neben einen Hitler mit Blüten-Corona und der Aufschrift „Arschloch“. Erklärung des Künstlers: „Früher liebten die Deutschen Adolf Hitler, heute nennen sie ihn Arschloch.“ Wie wird es Angela Merkel ergehen. Die Stimmen aus Heidenau kennen wir bereits.

Ariel Shallit hat für seine Serie Re-Imagined mit ebenfalls recht poppigen Portraits prominenter Vertreter aus Kunst, Kultur und Politik Schwarz-Weiß-Fotografien mit Acrylfarbe übermalt. Uwe Mertsch schneidet einige seiner Werke aus gitterartigem Kunststoffgewebe. Günther Grass durchschauend heißt doppeldeutig ein Portrait des deutschen Schriftstellers, das man auch frei in den Raum hängen kann. Das Portrait im Kontext von Mythen aus der biblischen Geschichte beherrscht auch der Foto-Künstler Wadim Rakowski aus Berlin. Ein Tafelbild des christlichen Abendmals auf Säcken von Geld hängt bei ihm als Verweis auf aktuelle Ereignisse aus Weltgeschehen und Politik. Rakowski arrangiert es zusammen mit Versen des Exodus und aus dem Lukasevangelium als kritischen Kommentar zur Flüchtlingsdebatte.



The lust Supper (Ausschnitt) von Wadim Rakowski | Foto (C) Stefan Bock


In der seit drei Jahren auf der BERLINER LISTE vertretenen Fotografie-Sektion zeigen 13 Galerien und Künstler ihre Werke. Am Stand des Kreuzberger Ateliers Cross Art nimmt Gerhard Aba in seiner klassisch stilisierten, schwarz-weißen Fetisch-Portrait-Serie I’m Perfect die gleichnamige Werbekampagne des Modelabels Esprit aufs Korn. Die deutsche Fotografin Jeanne Fredac wie auch der niederländische Fotograf Niki Feijen zeigen beide verlassene Ort, die einst viel frequentiert nun sich selbst überlassen meditative Ruhe und völlige Entschleunigung zeigen. Der Spanier Javier Bella verblüfft wiederum mit seinen Negativ-Fotos von vermeintlich bekannten Stadtansichten Europas.

Für den ganz aktiven Messebesucher hält die Performance-Künstlerin Antoanetta Marinov noch eine Überraschung bereit. „Ich werde durch die Gänge gehen und Zauberstäbe für die breite Öffentlichkeit auf den Berliner Kunstmessen anbieten.“ heißt es auf der Website der BERLINER LISTE. Marinov will mit einem Bauchladen voll dieser hölzernen Kunststäbe über alle drei Messen laufen und sucht dafür nach MitstreiterInnen. Bis zum Sonntag kann man noch diesem besonders kommunikativen Angebot Folge leisten und sich ihr anschließen. Für beide Seiten sicher eine gute Gelegenheit ins Gespräch über den Zauber der Kunst und vieles mehr zu kommen.

Stefan Bock - 18. September 2015
ID 8875
Weitere Infos siehe auch: http://berliner-liste.org


Post an Stefan Bock

blog.theater-nachtgedanken.de



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